T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)
doch nur zum Ufer schwimmen könnte, das nur einen guten Kilometer weit entfernt war, doch zuerst musste sie …
Verzweifelt suchte sie die mit weißen Schaumkronen bedeckte Wasseroberfläche nach Wyatt, Jewel-Anne und Kelvin ab.
Bestimmt waren auch sie noch am Leben, schließlich hatten sie Schwimmwesten getragen.
»He!«, rief sie. »Wo seid ihr?« Doch ihre Worte wurden vom Sturm verschluckt. Sie sah Teile der
Bloody Mary
auf den Wogen treiben, doch ihren Mann konnte sie nicht entdecken, auch nicht ihre Cousine oder ihren Bruder. Eine hohe Welle erfasste sie und trieb sie näher ans Ufer heran.
Sie hielt die Luft an und versuchte, die Vorstellung zu verdrängen, dass die drei ertrunken waren, dass sie allein diese Katastrophe überlebt hatte. Wenn sie es denn schaffen würde.
»He!«
Eine Hand berührte ihren Arm und riss sie aus ihrem Tagtraum.
Erschrocken schnappte Ava nach Luft. Schlagartig wich die Erinnerung der Gegenwart.
Austin Dern hielt ihren Oberarm fest und starrte sie durchdringend an.
Sein Blick war stocksauer.
Kapitel zwölf
W as tun Sie hier?«, fragte sie, riss sich los und machte einen Schritt zurück.
»Auf Sie aufpassen!« Er griff erneut nach ihrem Arm und zog sie ein Stück zu sich. Jetzt erst bemerkte sie, wie dicht sie am Abgrund gestanden hatte, kurz vor der baufälligen Holztreppe zum Strand.
Sie spürte, wie ihr Puls in die Höhe schoss, als sie dreißig Meter tiefer die schäumende Brandung sah, die auf den kleinen Strand rollte. Gefangen von der Erinnerung, hatte sie gar nicht bemerkt, wie nahe sie dem Steilhang gekommen war. Nur noch ein paar Schritte und …
Mit plötzlich rasendem Herzen flüsterte sie: »Oh, mein Gott. Ich wollte doch nicht …« Sie hörte das Blut in ihren Ohren rauschen. Wie hatte sie nur so unachtsam sein können? Sie atmete tief durch, dann schüttelte sie Derns Hand ab, trat von der Klippe zurück und ging zu den Pferden hinüber. Neben Jasper stand Cayenne, eine Fuchsstute. Ihre Zügel hingen lose herab. Beide Tiere grasten friedlich. Es hatte aufgehört zu regnen.
»Was zum Teufel machen Sie hier oben?«, fragte er.
»Nichts. Nur nachdenken.«
Dern zog skeptisch die Augenbrauen zusammen. »Hätten Sie sich dafür nicht einen weniger gefährlichen Ort aussuchen können?«
Sie zuckte die Achseln und räusperte sich. »Ich habe einen Ausritt gemacht, ein wenig frische Luft geschnappt und da …«
Warum fühlst du dich eigentlich verpflichtet, Rechenschaft abzulegen? Was du tust, geht ihn doch gar nichts an!
»Das ist wirklich eine ziemlich ungünstige Stelle, um sich seinen Tagträumen hinzugeben. Es sah so aus, als wollten Sie sich von der Klippe stürzen!«
»Nein, das hatte ich nicht vor«, widersprach sie und hielt seinem Blick stand. »Warum sind
Sie
hier?«, fragte sie dann.
»Ich habe eines der Pferde vermisst. Der Hund« – er deutete auf den Schäferhundmischling, der im Gebüsch schnupperte –»hat mich hierhergeführt. Offenbar hat er einen guten Riecher.«
»Es ist alles in Ordnung.«
»Tatsächlich?« Seine dunklen Augenbrauen schossen in die Höhe.
Typisch Alphamännchen. »Ja,
tatsächlich.
« Es stimmte, sie hatte zu dicht am Abgrund gestanden, trotzdem gefiel ihr das Gehabe des Mannes gar nicht. »Sie müssen es sich nicht zur Gewohnheit machen, mich zu retten.«
»Sind Sie sicher?«
»Ja.« Plötzlich kam ihr ein unangenehmer Gedanke. »Jetzt sagen Sie bloß nicht, mein Mann hat Sie engagiert, damit Sie … was? Auf mich aufpassen? Als eine Art Babysitter oder Bodyguard?«
»Ich bin lediglich hierhergekommen, um nach dem Pferd zu suchen. In dieses Chaos, worum immer es dabei gehen mag, werde ich mich bestimmt nicht einmischen.«
Sie spürte, wie Zorn in ihr hochstieg. »Egal, was sie wegen neulich oder gerade eben denken –« sie deutete vage zur Abbruchkante der Klippe –, »ich brauche keinen Aufpasser.«
»Wenn Sie es sagen.«
»Das tue ich.«
Dern zuckte die Achseln, offenbar nicht überzeugt, und kniff skeptisch die Augen zusammen, doch dann trat er mit erhobenen Handflächen den Rückzug an.
»Nichts für ungut!« Er griff nach Cayennes Zügeln. »Bringen Sie mir einfach später das Pferd zurück. Es wäre nett, wenn Sie mir beim nächsten Mal eine kurze Nachricht hinterließen.«
»Ich habe nach Ihnen geschaut, als ich Jasper holte. Sie waren nicht da. Außerdem glaube ich nicht, dass ich Sie um Erlaubnis bitten muss, wenn ich eines
meiner
Pferde reiten möchte.«
Er erwiderte nichts, doch
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