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T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)

T Tödliche Spur: Thriller (German Edition)

Titel: T Tödliche Spur: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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im Sand.
    Ihr Knöchel schmerzte höllisch, doch dieser Schmerz war nichts im Vergleich zu dem, den sie in ihrem Herzen verspürte, wenn sie an ihren Sohn dachte. Von ihm war hier unten keine Spur zu finden. Natürlich nicht.
    Sie hatte den Rest der Nacht an dem kleinen Strand verbracht, eng zusammengekauert wegen der Kälte, und still geweint.
    Am nächsten Morgen hatte sich der Sturm gelegt. Die Küstenwache hatte sie gefunden, und sie hatte zum ersten Mal all die Phrasen aufgeschnappt, die sie seit jener Nacht begleiteten: »Die Arme ist ja wie von Sinnen …«
    »Ich frage mich, ob sie jemals wieder gesund wird …«
    »Das muss man sich mal vorstellen … ein so furchtbarer Verlust …«
    »Sie ist stark, doch wer würde schon einen solchen Schicksalsschlag verwinden …«
    Geäußert in bester Absicht. Ausgesprochen mit echter Besorgnis. Großer Besorgnis.
    Damals hatte sie diese Bemerkungen ignoriert, denn damals hatte Ava noch fest daran geglaubt, dass man Noah irgendwo auf der Insel finden würde. Wohlbehalten. Verängstigt, das ja, aber am Leben.
    Doch seitdem waren Stunden, Tage, Wochen und schließlich Monate vergangen und mit ihnen ihre Hoffnungen, und nun stand sie abermals hier oben an der Holztreppe vor der steilen Klippe, die man seit jener Nacht gesperrt hatte, unsicher, ob sie ihren Sohn jemals wiedersehen würde.
    Ein scharfer Wind blies ihr die Haare ins Gesicht, Regen prasselte auf sie herab, tiefhängende Wolken verdeckten den Horizont. Sie kniff die Augen zusammen und schaute nach Westen, wo sich die Meerenge zum Pazifik hin öffnete.
    Fast wie von selbst schweifte ihr Blick zur Mündung der Bucht mit den gefährlichen, unter Wasser aufragenden Felsspitzen. Sie schauderte.
    Bei dem Gedanken an die Nacht, in der sie ihren Bruder verloren hatte, zog sich ihr Herz schmerzhaft zusammen.
    Sie stieg ab, ließ die Zügel locker und erlaubte Jasper, Gras zu fressen. Sein Zaumzeug klirrte leise, als er den Kopf nach unten senkte. Sie wusste nicht, was sie dazu bewogen hatte, hierherzureiten, sich dem Schmerz auszuliefern, das Hochgefühl zu zerstören, das sie beim Reiten überkommen hatte – doch hier war sie.
    Sie trat an den Rand der Klippe und starrte hinunter auf die sieben zerstörerischen Felsspitzen der Hydra an der engen Mündung der Bucht, die nur die Einheimischen kannten.
    Ava wusste allzu gut, wie tückisch sie sein konnten. Sie spürte, dass sie eine Gänsehaut bekam.
    Fröstelnd schlang sie die Arme um die Taille und sah wieder jenen Tag vor fast fünf Jahren vor sich, ein grauer Tag, dem heutigen Nachmittag nicht unähnlich – mit einer Ausnahme: An jenem Tag war eine plötzliche Sturmböe mit aller Gewalt über Kelvin und seinen kostbarsten Besitz hergefallen, ein nagelneues, schnittiges Segelboot, mit dem er auf Jungfernfahrt gewesen war …

Kapitel elf
    A m Tag jenes Ausflugs hatte sich der Himmel unheilverkündend verdüstert. Ein Sturm war im Anzug gewesen, dunkle Wolken hatten sich zusammengebraut, die See wogte wie verrückt. Sie waren zu viert in dem neuen Segelboot unterwegs: Kelvin, Jewel-Anne, Wyatt und Ava.
    »Bring uns nach Hause!«, hatte Jewel-Anne gekreischt. »Um Gottes willen, Kelvin, bring uns hier weg!« Die Augen weit aufgerissen vor Furcht, das Gesicht bleich im peitschenden Regen, klammerte sie sich an die Reling.
    »Das versuche ich ja!«, brüllte Kelvin zurück. »Macht die Schotten dicht und geht in die Kajüte!«
    »Niemals! Dann sitzen wir dort in der Falle!«
    »Jewel-Anne, bitte!«
    »Beeil dich einfach!«, beharrte sie, ohne sich vom Fleck zu rühren, störrisch wie ein Esel.
    »Geh rein!«, schrie Ava. Eine Böe erfasste das Boot und brachte es gefährlich ins Wanken.
    »Verflucht!« Kelvin versuchte gegenzusteuern, während Wyatt am Heck den Anker ins Wasser ließ in der Hoffnung, die
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dadurch zu stabilisieren. Doch die Wellen warfen das Boot erbarmungslos hin und her.
    »Zieh sie so herum, dass sie bugwärts in die Wellen sticht!«, schrie Wyatt, dann fluchte er laut, als eine riesige Woge über das Heck hereinbrach. »Der Wind weht landeinwärts! Dreh das Boot um!«
    »Nein!«, kreischte Jewel-Anne und starrte auf die gewaltige Wasserwand, die sich hinter ihnen aufbaute. »Bring uns zur Insel! Beeil dich!«
    »Wir müssen da durch!« Unterstützt von Ava, kämpfte Wyatt mit dem Sturmsegel. Obwohl es – wie der Name schon sagte – für Sturm gedacht war, erwies es sich als genauso nutzlos wie der Motor, der nicht anspringen

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