T93 Band 1: Überlebe!
Waffen. Also hatte man das Rescue-Team losgeschickt, um die Zielperson zu evakuieren. Sie würde getestet werden und dann zum weiteren Verbleib zugeteilt. Wenn es gelang, sie heraus zu holen, ehe die Zombies im wahrsten Sinne Wind von der Sache bekamen. Auf einen Wink hin trat Karl das Gaspedal voll durch und trieb die gewaltige Maschine vorwärts. Am Gerichtsgebäude bogen sie rechts ab, vorbei an einigen alten Stadthäusern. Auf der Beifahrerseite standen fast nur Verwaltungsgebäude: Polizei, Kreisverwaltung, Feuerwehr. Auf der Fahrerseite lagen hinter einer Baumreihe die Fronten eines älteren Stadtviertels, fast alle Scheiben der Fenster waren zersplittert, man konnte überall dunkle Reste geronnenen Blutes ausmachen, sogar Handabdrücke aus Blut an den Hauswänden waren zu sehen und viele Brandspuren zeugten davon, dass es hier vor einigen Monaten zu grauenvollen Szenen gekommen sein musste. Jetzt herrschte Ruhe. Das hohle Wummern des Achtzylinderaggregats war so ziemlich das einzige Geräusch, das man wahrnehmen konnte, und in den Windhosen der Frühlingsbrisen tanzten Papierfetzen einen wirren Reigen.
Als sie eine Abzweigung Richtung Bahnhof rechts liegen ließen, begann auf dem Display des NavCom-Sytems ein rotes Licht zu blinken. Der Fahrer rief, ohne den Blick von der Straße zu lassen:
»Alex! Wir sind im Zielgebiet!«
»Fahr etwas langsamer! Ich checke die ...«
Weiter kam er nicht. Wie von einer Riesenfaust getroffen bäumte sich das Fahrzeug auf und überschlug sich, wobei Alexander Berger im hohen Bogen aus der Dachluke geschleudert wurde, was ihm vermutlich das Leben rettete. Er landete kopfüber in den Hortensienrabatten eines ehemaligen Altenheimes, während der Wagen sich mehrfach überschlagend mehrmals um die Längsachse drehte, gegen eine massive Wand auf der linken Seite der Straße prallte und diese zum Einsturz brachte.
Alex berappelte sich schnell und sah zu, dass er wieder auf die Beine kam, noch kniete er in schwarzer Gartenerde. Seine Waffe lag direkt neben ihm, er sammelte sie auf und schulterte das Gewehr. Er drehte sich um und schaute auf den Weg, den sie eben gekommen waren, um nach Ursachen für das spontane Ereignis zu suchen.
Quer über die Straße verlief ein etwa zwei Meter breiter Graben, offenbar war hier ein Kabelschacht oder Kanalisationsrohr kollabiert, und der tonnenschwere Wagen war mit mehr als vierzig km/h in den Graben gedonnert. Daher der üble Crash. Gegenüber auf der anderen Straßenseite konnte Alex das etwa sechs Meter breite Loch in der Wand eines Ziegelbaus sehen, in dem die Karosse verschwunden war.
Mühsam richtete er sich vollends auf und überquerte die Fahrbahn, als Geräusche ihn innehalten ließen. Die schabenden und kratzenden Geräusche kamen aus dem Loch in der Mauer, wie von tausenden kleiner Tatzen. Ratten. Zombie-Ratten. Das zuerst leise Fiepen in dem Gebäude schwoll zu einer widerwärtigen Kakophonie an, unterbrochen von den markerschütternden Schreien seiner Teamkollegen, über denen das Rattenmeer gerade zusammenschlug. Scharfe kleine Zähne bissen zu, trennten Fleisch und Haut voneinander, gruben sich in das weiche, warme Futter, das dort lag. Alex hörte, wie Karl seinen Namen schrie, aber Alex stand dort, mitten auf der Straße, unfähig zu helfen.
Es gab im Grunde nur noch eine Sache, die er für seine sterbenden Freunde tun konnte, bevor es sie in widerliche Zombies verwandeln würde. Er griff zum Gürtel und zog vier Handgranaten ab, entsicherte sie und schleuderte sie in das Mauerloch. Sofort lief er los und suchte hinter einer Parkbank aus Beton Schutz, die im Garten des Altenheimes stand.
In einer einzigen Explosion detonierten die vier Spezialgranaten gemeinsam mit dem vollen Benzintank des RAM, und Teile des Gebäudes auf der anderen Seite der Straße stürzten in einem Flammenmeer ein. Zwar war den Ratten der Weg zu Alex nun abgeschnitten, doch der ganze Lärm hatte allerlei anderes untotes Gesindel aus den Löchern gelockt. Von überall her sprinteten, sprangen und hetzten Zombies herbei, sabbernd, schnüffelnd, auf der Suche nach Beute. Zunächst wandten sie sich dem eingestürzten Gebäude zu, doch es würde nicht allzu lange dauern, bis sie ausschwärmen und Alex finden würden. Gerade, als er nach seiner Waffe griff, um einen Ausfall zu wagen, vernahm er ein leises Zischeln hinter sich. Er fuhr herum und sah eine zarte Frauenhand winken, dort, zwischen dem Gebäude, bei dem er stand und dem Imbissgeschäft
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