T93 Band 1: Überlebe!
zur besonderen Verwendung dort. Aus diesem Grund kommandierte auch ein hochrangiger Offizier die Kaserne und kein einfacher Oberst oder Major. In Rendsburg hatte die Sache unter anderem ihren Anfang genommen. Generalmajor Gärtner wurde in sein Büro gerufen. Hoher Besuch aus Berlin hatte sich angekündigt. Zwei Staatssekretäre und ein paar Verwaltungsmenschen aus dem Verteidigungsministerium machten Gärtner klar, dass er mit seiner Mannschaft nach Helgoland abrücken sollte, in der Feste Rungholt sollte in sieben Tagen die Bundesregierung eintreffen. Sie kam dort nie an. In seinem Traum sah er ein ums andere Mal, wie der Rückzug, oder besser die Flucht aus Rendsburg stattgefunden hatte. Nichts war nach Plan gelaufen, es hatte heilloses Durcheinander geherrscht. Als sich die Tore für den Wagen der Berliner Beamten öffneten, um sie zurück zum Flugplatz zu fahren, war eine Rotte von Zombies in die Kaserne eingedrungen. Gärtner hatte den Vorfall vom Fenster seines Büros aus beobachten können. Von rechts aus der Tulipanstraße waren die Zombies gekommen, hatten die Sperren überrannt und das Wachpersonal angefallen. Die mit MP bewaffneten Posten hatten zwar einige der Untoten getötet, aber es waren zu viele gewesen. Wie eine Welle aus totem Fleisch schwappte der Mob über das Pflaster und begrub den Wagen der Regierungsbeamten unter sich. Die Schreie der Wachen und der Besucher waren bestialisch, sie wurden bei lebendigem Leib gefressen. Die Horde verringerte ihre Geschwindigkeit angesichts des Nahrungsangebotes kurzfristig, viele der Zombies rannten einfach weiter, schreiend, grunzend, mit blutverschmierten Körpern und Fratzen. Einige hatten schwerste Fleischwunden, anderen hingen die Gedärme aus der Leibeshöhle, ihre Kleidung war in Fetzen und ihre Bewegungen waren zwar schnell, aber zum Teil unkoordiniert. Sie rannten gegen Scheiben und Glastüren, stolperten über Bordsteinkanten und fielen lang hin. Einer der Gefallenen lag mit dem Gesicht nach unten im Bordstein, ein anderer Zombie trat ihm einfach ins Genick und dem Liegenden brach der gesamte Unterkiefer weg. Als er wieder aufstand, hingen die Reste seines Kiefers in blutigen Fetzen herunter, trotzdem raffte sich der Untote auf und seine Kiefergelenke arbeiteten weiter, was selbst aus der Entfernung, aus der Gärtner die Szene beobachtete, noch grotesk wirkte.
Der Tross der lebenden Leichen drang weiter auf das Gelände vor, inzwischen hatten einige Soldaten in den Instandsetzungsbaracken einige Panzer gestartet und donnerten mit den eintausend PS starken Kettenfahrzeugen über die Verbindungswege auf dem Gelände und zerrieben die geifernden Biester auf dem Asphalt zu blutigem Matsch. In den Grünanlagen jagten die Monster die Beschäftigten der Einrichtung. Es war ein furchtbares Geschrei und Gekreische, wenn die Kreaturen die zivilen Angestellten erwischten und an ihnen fraßen. Dazu kamen der Lärm der Panzer, das Tackern der Maschinenpistolen und der Klang von Polizeisirenen draußen in der Stadt. Überall floss Blut, in Strömen, und immer gieriger und fressgeiler wurden die Mutanten. Gärtners Leute hatten bereits den ersten Angriff auf diese Kreaturen geführt, an der Imland Klinik, wo die Epidemie ausgebrochen war. Inzwischen wusste man, dass es auch in anderen Städten Ausbrüche gegeben hatte, aber hier war es am Schlimmsten. Das gesamte Stadtviertel, das die älteren Bewohner liebevoll das Nachtjackenviertel nannten, war verloren, die Biester hatten es einfach binnen weniger Stunden überrannt, und die Infizierten und ihre Opfer wurden binnen Minuten ebenfalls zu beißenden, sabbernden Bestien. Irgendwer hatte angefangen, diese Dinger als Zombies zu bezeichnen, zu Recht, fand Gärtner.
Er konnte sehen, wie Hans Waller, sein persönlicher Fahrer, von drei Zombies mitten auf der Straße förmlich in drei Teile zerrissen wurde. Diese Bestien mussten über ungeheure Kraft verfügen, sie rissen den Mann auseinander wie Papier, seine Innereien glitten, während er noch wie irre schrie, aus dem Leib und schlidderten über den Boden. Gärtner konnte es nicht mehr mit ansehen. Die Kaserne war verloren, das wurde ihm nun klar. Er kontaktierte seine Führungsoffiziere und leitete die Evakuierung ein. Ein Konvoi aus gepanzerten Fahrzeugen würde ihn und seine Elitetruppen zum fünfzehn Kilometer entfernten Flugplatz in Hohn bringen. Dort standen die Maschinen des LTG 63 bereit, um die Soldaten nach Helgoland zur Festung Rungholt auszufliegen, so
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