T93 Band 1: Überlebe!
Ähnliches auf den Boden. Die Töne, die er von sich gab, erinnerten an Schnarchen, fand Birte, die sich in Nahkampfstellung aufbaute. Beine etwas auseinander, fester Stand mit federnden Knien, eine Faust vor, eine am Körper zurück. Falls der Zombie sie angriff, wollte sie sich so teuer wie möglich verkaufen.
Die Ventilatoren sogen mit einem Mal die Luft aus dem Raum, um frischer Luft Platz zu machen. Der Zombie spürte den Luftzug und schnüffelte in Richtung der Zuluftöffnung. Für Birte interessierte er sich nicht im Mindesten. Endlich senkte sich die Stahlwand hinab und in Birtes Bereich öffnete sich die Tür.
Die Wissenschaftler und der Kommandant verließen ihr Labor. In den Zombieräumen öffneten sich kleine Fläschchen mit Aromen, die in den Boxen angebracht waren. Die Zeds wanderten zurück in ihre Gefängnisse, weil es dort nach totem Tier roch, die Klappen fielen herunter und Soldaten sicherten die Boxen. Dann wurden die Stahlboxen wieder ins Lager zu den anderen geschafft und in die Reihe zurück gestellt.
Auf dem Flur trafen die drei Männer auf Birte, die an den beiden Wissenschaftlern vorbei rauschte und zielstrebig auf Gärtner zusteuerte. Direkt vor ihm baute sie sich auf und verpasste ihm eine schallende Ohrfeige. Der Generalmajor sah sie an.
»Wissen Sie, Frau Radler, wenn das der Preis für ein eindeutiges Ergebnis ist, dann bin ich bereit, ihn zu zahlen. Das Leben meiner Männer, vielleicht sogar der gesamten Menschheit hängt von diesen Tests ab. Wie mir der Professor und der Doktor versicherten, haben wir nun eindeutige Testergebnisse. Sie allein haben dieses T93-Gen. Und Sie allein sind es, die uns vielleicht den Sieg bringen kann.«
»Sie hätten es mir sagen können.«
»Nein. Verstehen Sie, wenn unsere Leute bald da draußen gegen die Zeds antreten, dann haben sie wahrscheinlich eine Scheißangst. Davon ist auszugehen. Darum war es wichtig, zu testen, ob Angst- und Stresshormone dieses T93-Pheromon beeinflussen. Deshalb musste Ihre Angst echt sein. Ich weiß, ich habe Sie hintergangen, als ich sagte, der Test sei harmlos. Aber es ging nicht anders. Manchmal wiegt das Wohl aller mehr als das Wohl des Einzelnen.«
»Gott. Sie klingen wie Mister Spock! Sie sind ein Scheusal.«
Damit ließ sie die drei Männer stehen und rauschte ab in Richtung Gästequartiere. Der Generalmajor sah ihr nach, bis sie um eine Ecke verschwunden war. Dann drehte er sich zu den beiden Wissenschaftlern um und meinte schnippisch:
»Ich glaube, sie mag mich.« Dann ging er pfeifend davon und ließ Weyrich und Fischer verdutzt im Flur stehen.
Jahr Eins. 19. März, Nachmittag
Choose ye an island. Fortify it!
(Prophezeiung, 1904)
Gegen fünfzehn Uhr traf die »Byzantion« in den Gewässern vor der Insel ein. Gemächlich schob sich der große Tanker aus Richtung Nordosten heran und ging vor der Insel auf Reede. Nachdem die obligatorischen Bluttests abgeschlossen waren, konnten Mannschaft und Einsatzteam von Bord. Der Führungsstab hatte beschlossen, dass diese Aktion wiederholbar war. Nun, da ausreichend Treibstoff vorhanden war, konnte man über die Anschaffung einer Flotte nachdenken. Gärtner hatte gehört, dass die Amerikaner eine Flugzeugträgergruppe um die USS Ronald Reagan hatten retten können, dort hatten sie ihre VIPs untergebracht.
Dem Generalmajor schwebte nun vor, auf Helgoland einen europäischen Flottenverband aufzustellen. Dazu benötigte er zunächst mehrere Tankschiffe, dann Versorger bzw. Feeder und Kriegsschiffe. Die Korvette »Erfurt« hatte man unlängst erreichen können, das Schiff war voll bewaffnet unterwegs von Ostafrika nach Helgoland. Die »Oldenburg« lag in der Nähe von Laboe am Jägersberg zur Waffenaufnahme, war allerdings Zed-verseucht. Sie war Ziel einer späteren Kommandoaktion.
Zurzeit befanden sich knapp dreitausend Personen in der Feste Rungholt, und die Streitkräfte hier brauchten dringend Verstärkung. Der Plan sah vor, in nächster Zeit mit den Fregatten die Schleusentore des Nord-Ostsee-Kanals wegzublasen, um wetterunabhängig freien Zugang zur Ostsee zu bekommen. Mit Minenjägern und Korvetten wollte das Marinekommando dann den Kanal sichern. Die einstmals meistbefahrene künstliche Wasserstraße der Welt sollte die erste Zonengrenze werden, alle Brücken würden gesprengt und der B77-Tunnel bei Rendsburg sollte mit schweren Toren versehen werden, ebenso wie der dortige Fußgängertunnel und die beiden Versorgungstunnel in Brunsbüttel und Kiel
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