Taberna Libraria
Tischmitte ein weiteres Sandwich und lehnte sich damit wieder zurück. "Und ihr habt tatsächlich schon zwei der vier Rätsel auf der Tür gelöst? Ein solch rasantes Fortschreiten in dieser Angelegenheit hätte ich mir ja nicht einmal in meinen kühnsten Träumen vorzustellen gewagt." Er biss in sein Brot und grinste. "Erstaunlich."
"Wir denken zumindest, dass wir zwei Rätsel gelöst haben", korrigierte Corrie, freute sich aber insgeheim über das Lob.
"Und welches wird euer nächster Schritt sein?", wollte Donn wissen, bevor er sich erhob, um neue Holzscheite in den Kamin zu legen.
"Ich habe Alexander gebeten, morgen noch einmal in den Laden zu kommen und die Bannfelder auch auf die Kellerräume auszuweiten, wenn es ihm möglich ist", antwortete Yazeem.
"Und Veron hat uns für morgen Nachmittag wieder nach Amaranthina bestellt", sagte Silvana. "Dann wollen wir uns gemeinsam auf den Weg zu einer Naga machen, die uns die Nachtmeeressenz in schwarze Perlen wandelt."
Talisienn fiel beinahe sein Sandwich aus den Händen. "Ihr wollt zu einer Maleficia Mare?", schnappte er. "Zu einer Seehexe?"
"Davon hat Veron nichts erwähnt", sagte Silvana, deren Stimme einen deutlich unsicheren Klang bekommen hatte. "Das heißt, sie ist gefährlich?"
"Wer begleitet euch zu ihr?"
Donn sah seinen Bruder scharf an. "Ich weiß, was du vorhast. Und ich bin strikt dagegen!"
Corrie zuckte vage die Schultern. "Veron wird wohl mitkommen. Schließlich kennt er sie. Und er hat gesagt, sie hätte einen guten Ruf."
Talisienn senkte die Brauen. "Seehexen machen niemals Geschäfte mit Frauen. Schon gar nicht mit so jungen, wie ihr es seid. Sie wird euch alle täuschen und verzaubern - oder weitaus schlimmeres. Man kann ihnen nicht trauen. Keiner von ihnen. Und man kann ihnen nicht begegnen, wenn man nicht jemanden mit gleichwertigen Fähigkeiten zur Seite hat. Das sollte Veron eigentlich wissen!"
"Du wirst die drei nicht begleiten!" Donn schüttelte vehement den Kopf und gestikulierte mit dem Holzscheit in seiner Hand. "Das ist viel zu gefährlich! Vor allem für einen
Blinden
!"
"Wie freundlich von dir, mich daran zu erinnern." Talisienn stieß schnaubend die Luft aus. "Und ich dachte, über dieses Thema hätten wir vorgestern ausführlich genug gesprochen."
"Offenbar nicht ausführlich genug."
"Es könnte doch jemand anders mitkommen", wandte Silvana ein, um die Diskussion der beiden Brüder im Keim zu ersticken. Und wenn sie ganz ehrlich war, hätte sie zwar Talsisienn gerne dabei gewusst, konnte jedoch auch die Sorge seines Bruders nachvollziehen.
"Alexander Trindall?", schlug Corrie vor.
"Ich weiß nicht, wie gut sich Alex mit Nagas auskennt." Yazeem knetete nachdenklich seine Unterlippe. "Ich müsste ihn fragen."
"Das wirst du nicht brauchen", sagte Talisienn knapp. "Mein Entschluss steht fest."
Donnald nickte grimmig. "Gut. Wenn das so ist, werde ich eben mitkommen."
"Je weniger wir sind, desto besser kann ich mich und den Rest schützen", widersprach Talisienn.
"Danke, aber ich kann mich gut selbst schützen."
"Dass, lieber Bruder, will ich dir damit auch gar nicht absprechen."
Corrie merkte, dass Talisienn die Finger ballte, auch wenn er weiterhin unverbindlich lächelte. Sie sah zu Yazeem, der bestätigend nickte. "Vielleicht solltet ihr das in Ruhe klären, während ich die beiden Damen zurück nach Hause begleite. Und Donn, bevor du fragst: ja, wir finden den Weg hinaus alleine."
Der Vampir nickte. "Dann wünsche ich noch eine gute Nacht."
Corrie und Silvana erhoben sich. "Wünschen wir euch auch."
"Und streitet bitte nicht wegen uns", fügte Silvana rasch hinzu, während sie in ihre Jacke schlüpfte.
Corrie nickte bekräftigend. "Wenn es so gefährlich werden kann, wie du gesagt hast, finden wir schon jemanden, der uns schützt."
Talisienns Lächeln wuchs unmerklich in die Breite. "Keine Sorge, da bin ich mir sicher. Und jetzt schlaft wohl. Morgen, wenn die Sonne aufgeht, sieht alles schon wieder ganz anders aus."
Sahade
Der Regen der vergangenen Tage hatte aufgehört und über Port Dogalaan breitete sich an diesem Nachmittag eine feuchte Schwüle aus, die das Atmen schwer machte. Durch die aufgerissene Wolkendecke fielen die Sonnenstrahlen in die Straßen und brachen sich in den feinen Wassertropfen, die noch immer die Luft erfüllten. Das Glitzern erweckte den Anschein eines zweiten, diesmal diamantenen Regens, der über der Hafenstadt niederging.
Begleitet von Talisienn waren Corrie und Silvana durch das
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