Taberna Libraria
räusperte sich vernehmlich. "Ich darf dich an unseren Handel erinnern? Wir haben leider nicht die Zeit, die wir gerne hätten."
"Dann runter mit euch ins Labor!" schnappte Sahade mit gesenkten Brauen, löste sich von dem Hexer und schlängelte zu der Tür in der gegenüberliegenden Wand.
"Wenn es keine Umstände macht, würde ich gerne hier bleiben", bat Talisienn hinter ihr mit sanfter Stimme. "Wie euch sicherlich aufgefallen sein dürfte, vermag ich nicht zu sehen und weiter durch unbekanntes Gebiet zu stolpern, ist zu verwirrend und anstrengend für mich."
Sahades Kopf war bei seinen Worten herum geruckt, die Augen argwöhnisch verengt. Dann jedoch kam sie erneut auf ihn zu und hakte sich bei ihm ein. "Aber nicht doch, mein Hübscher. Ich bestehe darauf, dass auch du uns begleitest. In meinem Labor steht ein überaus bequemer Sessel, in dem du dich ausruhen kannst." Sie warf den beiden Freundinnen einen giftigen Blick zu. "Ihr kommt auch mit. Und fasst mir da unten bloß nichts an!" Nach diesen Worten hakte sie sich auch bei Veron ein, der bereits die Hand auf der Türklinke liegen hatte.
"Was für ein Scheusal", raunte Corrie ihrer Freundin ins Ohr.
"Wenn wir hier heil wieder heraus kommen, gehen wir beide nach London in dieses australische Restaurant und ich bestelle mir Schlange", zischte Silvana erbost zurück, während sie Sahade anstierte, die, wohl wissend um die beiden jungen Frauen hinter ihr, hämisch mit ihrem verlängerten Rücken wackelte. "Und zwar eine doppelte Portion. Egal, wieviel es kostet."
Trotz der Situation musste Corrie über die Worte schmunzeln. "Da mache ich doch glatt mit."
"Dann sind wir uns ja einig."
Vor ihnen öffnete Veron gerade die Tür zum Labor und machte im selben Moment einen erschrockenen Schritt zurück, als etwas an ihm vorbeischoss und an Sahade emporsprang.
Dieses Etwas hatte in Corries und Silvanas Augen eine geradezu frappierende Ähnlichkeit mit einem dackelgroßen Nacktmull, der am ganzen faltigen Körper mit goldenen Piercings verziert war.
Mit einem erfreuten Kreischen löste sich Sahade von den Männern und nahm das Geschöpf in ihre Arme. "Da hast du gesteckt, Ruby! Mein kleines Juwel! Mama hat dich schon so vermisst!"
Die beiden Freundinnen verzogen angewidert das Gesicht, als die Naga der Kreatur einen nassen Kuss auf die Stirn und auf die riesigen, mit Runen verzierten Schneidezähne drückte. Dann trug sie Ruby zu einem der Sessel in ihrem Wohnzimmer und platzierte ihn auf einem großen Kissen. "Warte hier, mein Kleiner. Mama kommt gleich wieder und kümmert sich um dich." Darauf wandte sie sich wieder ihren männlichen Gästen zu und zog sie mit sich in Richtung Labor.
Die Rampe, die sich spiralförmig in die Tiefe wand, war, wie auch die Mauern des Hauses, aus türkisem Glas und mit Sand bedeckt, um der Naga den nötigen Halt zu bieten.
Vielleicht, so überlegte Corrie, während sie an der Seite von Silvana hinter den anderen her stapfte, hatte dieser Sand neben seinem praktischen Nutzen für die Schlangenfrau ja auch etwas heimatliches. Die Bilder im Wohnzimmer hatten viele Sandstrände und Meereswogen gezeigt.
Je tiefer sie kamen, desto dunkler wurden indes die gläsernen Wände um sie herum und erzeugten in beinahe beklemmender Perfektion die Illusion, sich unter die Wasseroberfläche zu begeben. Korallenähnliche Gebilde nisteten in den Nischen entlang des Weges und kleine, im Glas gefangene Muscheln spendeten die nötige Helligkeit, um nicht über eine Unebenheit zu straucheln.
Am Ende dieser Rampe erstreckte sich vor ihnen schließlich übergangslos das Labor der Naga. Der Raum war ebenso ausladend wie das Wohnzimmer über ihnen, wirkte jedoch ungleich kleiner, da Sahade hier bei der Einrichtung weder minimalistisch, noch sonderlich ordentlich vorgegangen war. Die Wände waren bis auf wenige Ausnahmen hinter Bücherregalen verschwunden, deren Böden sich unter der Last der Schriften bogen, andere Regale reichten in den Raum hinein und waren Aufbewahrungsort für allerlei seltsame Gerätschaften, unzählige Fläschchen rätselhaften Inhalts und kostbaren Edelsteinen in allen Größen und Schliffen. Im Licht mehrerer Öllampen hätten sie sich sicherlich prächtig in den Glaswänden gespiegelt, doch waren diese hier unten nicht mehr klar, sondern matt und rauchig - als würden darin die Ausdünstungen vergangener Experimente gefangen gehalten.
In der Mitte stand ein riesiger Tisch, nicht weniger überladen als die Regale, die um ihn
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