Taberna Libraria
herum standen, doch mit einer besonders großen Apparatur auf seiner Platte, die das Bild dominierte. In dem Wirrwarr aus Röhrchen, Schläuchen, Kolben und Gläsern war jedoch weder eine bestimmte Form der Anordnung, noch ein Hinweis auf ihren Zweck zu erkennen.
Sahade führte Talisienn zu einem breiten Sessel, der mit rotem Samt bezogen und mit Polsternägeln aus Diamanten verziert war, wo er sich mit einem erleichterten Seufzen niederließ. Kaum hatte die Naga ihn aus ihrem Griff entlassen, stand auch schon Silvana wieder neben ihm. Mit wachsendem Missfallen und einem gleichzeitigen Gefühl der Ohnmacht hatte sie zusehen müssen, wie Talisienn mehrmals im feinen Sand gestrauchelt war, da Sahade, von Ungeduld getrieben, viel zu schnell für ihn voran geschlängelt war. Jetzt jedoch konnte sie endlich wieder nah bei ihm sein; einzig in seiner, und der Gegenwart ihrer Freundin, fühlte sie sich momentan sicher.
"Nichts anfassen", mahnte Sahade noch einmal streng, da Corrie begonnen hatte, an den Regalen entlang zu schlendern und das eine oder andere Glas noch etwas genauer in Augenschein zu nehmen.
Auf die Worte der Naga hin ließ sie die Hand jedoch wieder sinken. "Was ist denn da drin?", fragte sie und nickte zu einer dickbauchigen Flasche. In der orangenen Flüssigkeit schien etwas eingelegt zu sein. Irgendetwas, das einmal gelebt haben musste …
"Ein waslanischer Parzi." Sahade verdrehte die Augen und warf Veron einen verächtlichen Blick zu. "Eure Haustierchen haben rein geistig gesehen aber wirklich gar nichts zu bieten." Sie legte nachdenklich den Kopf schief. "Und wenn ich genau darüber nachdenke, körperlich wohl auch nicht. Ganz im Gegensatz zu mir …"
Corrie war jedoch gerade viel zu fasziniert von dem Anblick des Sammelsuriums an Kuriositäten und Kostbarkeiten, dass sie die Beleidigung gar nicht hörte.
Anders Silvana.
Empört holte sie bereits Luft, um ihre Meinung in aller Deutlichkeit zu äußern, als sie von einer kühlen, feingliedrigen Hand zurück gehalten wurde, die sich sanft auf ihre legte. Zur Seite blickend, trafen ihre Augen auf den blinden Blick des Vampirs, der mahnend den Kopf schüttelte.
Sahade strich noch einmal vielsagend über ihre Brüste und machte sich dann seufzend daran, diverse Fläschchen und eine goldene Schale auf den Tisch zu räumen.
Corrie hatte sich noch immer nicht von dem eingelegten Wesen losreißen können. "Sieht genauso aus wie Ruby", stellte sie fest.
Die Naga stöhnte entnervt auf. "Das liegt daran, dass das dort drin Rubys Vorgänger ist. Ich habe meine Lieblinge auch nach dem Tod noch gerne bei mir."
Corrie verzog das Gesicht. "Faszinierend." Nach dieser Eröffnung erwartete sie fast, in einem der anderen Regale noch auf einen konservierten Ex-Gatten dieser Dame zu stoßen - es hätte sie zumindest nicht weiter überrascht.
Während ihre Gastgeberin nun hinter ihr damit begann, aus den diversen Fläschchen einzelne Tröpfchen in die Schale zu geben, setzte Corrie ihren Rundgang unter den wachsamen Blicken von Veron fort. Vor einem Käfig voller Mäuse blieb sie stehen. Die kleinen, bunt gefleckten Nager bildeten verschiedene Knäule in den Ecken ihres Gefängnisses, wuselten übereinander und interessierten sich nicht im Geringsten dafür, dass sie beobachtet wurden. "Machst du mit denen Experimente?"
Sahade zischte gereizt. Ihr ohnehin sehr geringes Pensum an Geduld schien endgültig erschöpft. "Nein, du dummes Ding. Das ist mein Imbiss an langen Arbeitstagen - meine Geistesnahrung, wenn du so willst. Falls du mit dem Begriff überhaupt etwas anfangen kannst. Und jetzt scher dich endlich zu deiner Artgenossin und halt den Mund!"
Corrie hob kurz die Brauen, doch Veron gab ihr mit einem fast unmerklichen Nicken zu verstehen, dass sie tun sollte, was Sahade sagte.
Also stellte sie sich neben Silvana und rümpfte abfällig die Nase. "Ich frage mich, wie so jemand an einer Universität unterrichten darf", raunte sie ihrer Freundin zu.
"Das habe ich mich bei meinem Chemie-Lehrer auch immer gefragt."
Corrie lächelte dünn. "Ich finde, diese Frage kann man auf eine ganze Reihe Lehrer ausweiten."
Vor ihnen öffnete Sahade unterdessen den Beutel, dessen Inhalt sie noch ein weiteres Mal mit einem entrückten Lächeln musterte, bevor sie die Essenz in die Schale streute und dabei leise Worte in einer seltsamen Sprache intonierte.
Purpurner Nebel entstieg darauf dem Gefäß und züngelte suchend empor, was Corrie und Silvana stark an das Erscheinen
Weitere Kostenlose Bücher