Taberna Libraria
entsprechendes Aquarium sorgen."
"Hatte Yazeem nicht eines in der Garage gesehen?"
Silvana dachte kurz nach. "Ich glaube, du hast Recht. Schick du ihm das Bild, ich werde sehen, ob ich den alten Glaskasten finden kann."
Als der Werwolf keine halbe Stunde später an der Hintertür klopfte und von Silvana hereingelassen wurde, schob er sich mit ernstem Gesicht an ihr vorbei. "Wo ist er?"
Silvana sah ihn fragend an. "Wenn du den Fisch meinst - der liegt in der Kinderbuchabteilung."
Ohne ein weiteres Wort marschierte er in Richtung der Couch. Corrie hatte sich darauf niedergelassen und betrachtete den toten Fisch nachdenklich.
Als Yazeem auf sie zukam, hob sie den Blick.
Doch bevor sie ihn begrüßen konnte, hatte der Werwolf bereits wieder entsetzt einen Schritt zurück gemacht. "Es ist tatsächlich ein Algenzupfer! Beim Schlunde Fjerals, wie hat der es hierher geschafft?"
"Meine Schuld", gab Corrie zurück. "Ich habe ihn beschworen."
"Etwa mit den Tarot-Karten?", fragte der Werwolf entgeistert. "Wie in der
Roten Flut
?"
Corrie nickte.
"Aber warum denn nur? War der Rollnessler nicht schon tödlich genug?"
"Was ist an diesem kleinen Fisch denn so gefährlich?", wollte Silvana wissen. "Du siehst ja aus, als wäre dir ein Geist begegnet."
Yazeem sah sie ungläubig an, bevor ihm einfiel, dass sie es ja wirklich nicht wissen konnte. "Algenzupfer können einen Feuerstrahl ausstoßen, der schon so manches Schiff vernichtet hat. Dagegen sind die Flammenwerfer eurer Welt Kinderspielzeuge."
Silvana starrte den kleinen Meeresbewohner belustigt an. "Der Winzling? Alleine?"
"Wieso habt ihr die Karten überhaupt noch einmal benutzt?"
"Das dritte Rätsel", erwidere Corrie. "Sie sind die Lösung. Jedenfalls vier davon."
Yazeem sah sie mit erhobener Braue an. "Ich höre."
Corrie zeigte ihm den Gehängten und die Karte mit dem dicken, springenden Fisch. "Des hängenden Mannes Rechte ist der Fisch." Sie nahm die anderen beiden dazu, so dass sie einen Fächer in der Hand hielt. "Die Linke hält den Stern. Und unter dem Haupte braust dahin das Meer." Sie schob die Karten zusammen. "Es ist wieder ein Keltisches Kreuz. Oben der Gehängte, rechts der Fisch, links der Stern und unten das Meer. Und dann kommt dieser …
Algenzupfer
heraus."
"Und an dem Schloss ist ein Behälter", fügte Silvana hinzu. "In den man ihn vermutlich hineinsetzen muss."
Der Werwolf nickte langsam. "Klingt nachvollziehbar."
"Allerdings muss er dafür wohl am Leben sein", warf Corrie ein.
"Dann sollten wir für Meerwasser aus dem Inselreich sorgen", antwortete Yazeem und sah zu dem Aquarium hinüber, das Silvana auf dem Boden abgestellt hatte. "Ich werde welches holen." Er richtete den Blick seiner bernsteinfarbenen Augen auf Corrie. "Und auch wenn ich von eurem Alleingang nicht besonders angetan bin, so bin ich doch beeindruckt von deiner Kombinationsgabe."
Silvana grinste wissend. "In so etwas war sie schon immer gut."
Corrie war ob des Lobes leicht errötet. "Fehlt nur noch das letzte Rätsel."
Silvana nickte. "Und ich schätze, das wird die härteste Nuss von allen."
Albian Blackwood, Konditor
Zwei ganze Wochen verstrichen, in denen nichts weiter geschah. Weder kam es zu weiteren Angriffen, noch gelang es Corrie oder Silvana, das letzte Rätsel zu lösen. Was jedoch nicht bedeutete, dass es nicht trotzdem reichlich Abwechslung in ihrem Alltag gab. So wurden sie gebeten, eine Lesung der örtlichen Autorin Viola Sable auszurichten, die entgegen ihrer Befürchtungen überaus erfolgreich verlief, ebenso wie der Hundekuchen-Workshop, den Mrs. Blessing und Mrs. Puddle gemeinsam angeregt hatten. Darüber hinaus sahen sich Corrie und Silvana beinahe jeden Tag mit ungewöhnlichen Kundenwünschen konfrontiert, und selbst, wenn diese ausblieben, waren doch so manche Bestellungen der übrigen Bewohner Woodmoores und angrenzender Orte beinahe ebenso skurril und aufwändig zu beschaffen, wie die Bücher und Schriftrollen aus dem Inselreich.
Es war ein Freitag, als die Dinge erneut ins Rollen gerieten.
Nach einem weiteren verregneten Morgen hatte sich die Sonne offenbar doch noch dazu entschlossen, für einen versöhnlichen Ausklang des Tages zu sorgen. Ihre goldenen Strahlen fielen durch die Schaufenster und tauchten den Buchladen in ein gemütliches Licht.
Silvana hatte gerade ein paar neue Comic-Alben an zwei junge Mädchen verkauft, die schon des Öfteren gekommen waren und dabei jedesmal so viel mitnahmen, dass sich Silvana ernsthafte Gedanken um
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