Taberna Libraria
seines Versagens überbringen muss. Er wird für eine ganze Weile in dessen Ungnade stehen und sich seinen Status erst wieder verdienen müssen. Und es tut mir leid, ihn zusätzlich enttäuschen zu müssen, aber von den Kratzern hier werden nicht einmal
kleine
Narben zurückbleiben." Er nickte zu seinem zerfetzten Hemd.
"Dennoch sollten wir besser jetzt aufbrechen, bevor es einem der Feuerwölfe gelingt, den kleinen Verband von Lamassars Kriegsschiffen auf uns anzusetzen", stellte Blutschatten ernst fest. "In freiem Wasser sind sie uns an Geschwindigkeit überlegen."
"Wie werdet ihr bis zu euren Schiffen kommen?", wollte Silvana wissen. "Noch einmal den Feuerwölfen auszuweichen wird fast unmöglich sein - und eine Landung mit einem Pegasus an Deck stelle ich mir etwas… riskant vor, oder?"
"Keine Sorge, unser Boot liegt noch am Anleger unterhalb der
Schriftrolle
", erklärte Blutschatten und nickte in die entsprechende Richtung. "Oliver, Bertha und Christine haben unseren Verband bereits hinaus aufs Meer segeln lassen, wo sie uns erwarten. Aber ich bin froh, dass wir uns noch von Cryas verabschieden wollten. Ansonsten hätten wir nicht erfahren, dass ihr zu dieser Naga aufgebrochen seid und ihr hättet den Feuerwölfen alleine entgegentreten müssen."
"Eine glückliche Fügung, in der Tat", nickte Cryas.
"Wenn Sahade doch nur nicht in ihrer Gier die Schattenritter gerufen hätte", sagte Veron nachdenklich.
Der Greif schüttelte den Kopf. "Das wäre vielleicht zu ahnen gewesen. Aber es war die einzige Möglichkeit, die wir hatten, überhaupt eine solche Perle herstellen zu lassen. Dass sie ausgerechnet einen Schattenritter gerufen hat, der die beiden erkannt hat, war dann ein zusätzlicher, unglücklicher Zufall."
"Und nun hat Sahade nichts von alledem gehabt - nur den Tod."
"Aber wir haben auch nichts", bemerkte Corrie betrübt. "Keine schwarze Perle für das Schloss. Es war alles völlig umsonst."
"Nicht unbedingt", widersprach Blutschatten und nickte seinem Ersten Offizier beinahe unmerklich zu.
Dieser griff zu einem kleinen Beutel, den er um den Hals getragen hatte und ließ den Inhalt auf Corries Handfläche gleiten.
Im matten Schein der Laternen glänzte eine schwarze, makellose Perle.
Silvana und Corrie sahen ungläubig von einem zum anderen. "Woher habt ihr die?"
Aber der Nachtelf lächelte nur geheimnisvoll, verbeugte sich und verließ dann an der Seite von Tjero den Buchladen in Richtung der Treppe, die hinunter zum Anleger führte.
"Wie ich schon einmal sagte: erwarte stets das Unerwartete", grinste Kushann und beugte sich rasch vor, um Corrie einen sanften Kuss auf die Stirn zu hauchen. Dann folgte auch er seinem Kapitän mit raschen, sicheren Schritten hinaus in die Nacht.
Der Algenzupfer
Der Sonntag in Woodmoore begann mit tristen, grauen Nebelschwaden, die wie gelangweilte Geister die Straße entlangtrieben. Aus den tiefhängenden Wolken, die sich in den Kronen der Bäume verfangen hatten oder auf den Dächern der Häuser ruhten, fiel feiner Regen und nässte die Welt außerhalb des Buchladens.
Corrie und Silvana hatten nach der vergangenen, erneut nervenaufreibenden Nacht beschlossen, sich am heutigen Tag der absolut unmagischen und gefahrfreien Säuberung des Bodens zu widmen und anschließend einen Spaziergang durch den Ort zu unternehmen. Mit den Nebel-Aaren in ihrer Nähe würde schon nichts geschehen. So hofften sie jedenfalls.
Es war kurz vor Mittag, als sie ihre Jacken überwarfen und ihre Hausschuhe gegen festes Schuhwerk tauschten.
"Wo entlang wollen wir gehen?", fragte Corrie, als sie am Fuß der Stufen standen.
Stattet doch Gavin einen Besuch ab.
Er freut sich immer, wenn jemand da ist, der ihn hört.
"Unsere Gargoyles schlagen vor, dass wir Gavin besuchen könnten", sagte Silvana, die einen Kommentar von Seiten der Steinfiguren schon beinahe erwartet hatte.
"Und wer ist das?"
"Talisienn hat ihn erwähnt. Ich glaube, das ist ein weiterer, magischer Steinwächter. Ich kann mich nur nicht mehr erinnern, wo er sitzt."
Auf einem Eckpfeiler am Rathaus.
"Danke, Tutter."
Corrie sah ihre Freundin fragen an. "Was ist?"
"Er sitzt am Rathaus", erklärte Silvana. "Wir könnten ja einfach mal Hallo sagen."
"Und du hast noch vor ein paar Tagen behauptet, Stein könne nicht sprechen." Corrie schüttelte den Kopf. "Aber von mir aus können wir gerne vorbeigehen."
Also machten sich die beiden Freundinnen gemeinsam auf den Weg weiter die Straße hinab in Richtung
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