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Taberna Libraria

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Titel: Taberna Libraria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Dageroth
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über den Anblick lachen, als die riesigen Fässer jeweils von einem Trio kleiner, pelziger, an Teddybären erinnernde Wesen vom Wagen gerollt wurden, die sichtlich Mühe hatten, dabei nicht von den Fässern selbst plattgewalzt zu werden.
Warati
nannte Vincent sie.
    An die Kontore schlossen sich die Wohnhäuser der wohlhabenderen Geschäftsleute an, mit prächtigen Verzierungen, bunten Giebeln, Wimpeln und im Wind schwingenden Wetterhähnen.
    Als Vincent die Kutsche wendete, um zurück zum Hafen zu fahren, entdeckte Corrie einen Verband von drei schwarzen, erhabenen Segelschiffen, die ebenfalls auf die Anleger zusteuerten.
    "Die sehen aber beeindruckend aus!"
    "Das ist Kapitän Blutschattens Flotte", erwiderte Vincent, der Corries gebanntem Blick gefolgt war. "Was für eine Überraschung!"
    "Blutschatten?", fragte Corrie zurück, während sie beobachtete, wie die Segel eingeholt wurden und die Schiffe augenblicklich an Fahrt verloren.
    "Er ist ein guter Freund von Cryas. Deshalb bin ich mir sicher, er wird euch nachher bekannt machen, wenn Zeit ist. Der Kapitän hat von seinen Kaperfahrten schon oft seltene und wertvolle Bücher mitgebracht, die in der
Schriftrolle
sagenhafte Preise erzielt haben. Ich bin gespannt zu erfahren, ob er wohl auch diesmal wieder etwas Besonderem habhaft werden konnte."
    "Dann ist er Pirat?", wollte Corrie wissen. Sie suchte nach der typischen Flagge mit dem Totenschädel, fand jedoch keine.
    "Er und die beiden anderen Kapitäne in seinem Verband sind Freibeuter. In den Gewässern, die König Leigh unterstehen, haben sie die völlige Freiheit, feindliche Schiffe aufzubringen und ihre Ladung zu übernehmen." Er hob vielsagend die Braue. "Natürlich beschränkt Blutschatten sich nicht auf König Leighs Gewässer. Und solange er dabei keinen Krieg auslöst, drückt der König beide Augen bei den Kaperfahrten zu. Lamassar hingegen …" Er ließ den Satz unbeendet. Aber Corrie verstand ihn auch so.
    Die Schiffe waren unterdessen weiter näher gekommen. "
Pandemonium
", entzifferte Corrie mit zusammengekniffenen Augen. "Und dahinter ist die …"
    "Die
Angrboda
. Und den Schluss bildet wie immer die
Surt
." Vincent grinste von einem Ohr zum anderen. "Du wirst bestimmt noch die Gelegenheit bekommen, sie aus der Nähe zu betrachten und die anderen beiden Kapitäne kennenzulernen - Kapitän Cloudwing und Kapitän Engelberth. Aber ich denke, wir sollten wieder zur
Schriftrolle
gehen. Sicherlich ist es für dich und deine Freundin wieder Zeit, nach Woodmoore zurückzukehren."
    In der
Schriftrolle
selbst erwartete sie jedoch eine Überraschung.
    Zuvor allerdings wurde Corrie wieder von Silvana in Empfang genommen, die mit Veron die Bestellzettel durchgegangen war, die von den Bewohnern Woodmoores am Buchladen hinterlassen worden waren. "Wir können tatsächlich alles ausliefern, was bestellt worden ist. Hier ist alles vorrätig." Sie sah das Strahlen in Corries Augen. "Und du siehst aus, als würdest du mir eine Menge unglaublich toller Dinge erzählen können, die ich verpasst habe, richtig?" Sie grinste verschwörerisch. "Und ich will
alles
hören. Wehe, du lässt etwas aus!"
    Also begann Corrie, so farbenprächtig, wie es ihr möglich war, ihren ereignisreichen Nachmittag zu beschreiben - den Quäker, den Basar, all die verschiedenen Wesen, denen sie begegnet war, die vielen Güter, die sie betrachtet hatte, der Ausblick auf das Meer, die Häuser, die Schiffe, die Hippocampi-Fahrt und natürlich ließ sie auch ihr Geschenk nicht aus.
    Silvana betrachtete die Schatulle eingehend. "Die ist wirklich wunderschön", stellte sie fest. "Perfekt für deine ganzen Piercings." Sie musterte das kleine, silberne Schloss. "Hast du sie schon aufgemacht?"
    "Bisher nicht", gestand ihre Freundin und zog die Kette mit dem Schlüssel hervor. "Aber das können wir ja jetzt nachholen." Behutsam steckte sie den Schlüssel in das Loch und drehte ihn langsam. Er ließ sich leicht bewegen und gleich darauf erklang ein leises Klicken. Unter Silvanas gespanntem Blick hob Corrie den Deckel. "Das ist ja seltsam!" entfuhr es ihr.
    Auch Silvana war überrascht. "Die ist ja gar nicht leer!"
    Und tatsächlich lagen ein paar Gegenstände sorgfältig verstaut nebeneinander in dem blau ausgeschlagenen Kästchen, die Corrie vorsichtig der Reihe nach berührte. Es war eine dünne, elfenbeinfarbene Nadel ohne Öhr darunter, eine verschlusskappengroße, kalte Linse aus dickem Glas, ein gefülltes Samtbeutelchen und ein Stapel

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