Taberna Libraria

begann, die Tassen für den Tee zu verteilen. Seine Miene war noch immer nicht wesentlich freundlicher geworden. "Das kann ich wohl tun."
    "Ich wäre dir sehr dankbar, Bruderherz."
    "Was ist denn letztes Mal passiert?", wollte Corrie wissen.
    "Sprechende Bücher werden immer nur nach Bestellung hergestellt und selbst dann dauert es mehrere Monate, bis sie fertiggestellt sind - es ist eine Menge Magie dafür nötig", erklärte Talisienn. "Bevor die Bestellung das letzte Mal geliefert werden konnte, fand der Angriff auf euren Buchladen statt. Infolge dessen musste das Portal geschlossen und der Laden versiegelt werden. Ich habe die Sprechenden Bücher also leider nicht mehr bekommen können."
    "Sprechen die wirklich, oder heißen die nur so?", wollte Silvana wissen und sah unschlüssig zu den Scones auf dem Teller, den Donn in der Tischmitte platziert hatte. Ob er ihr wohl den Kopf abbiss, wenn sie sich eines nahm?
    Yazeem kam ihren Bedenken zuvor, indem er sich ohne Scheu bediente. "Sprechende Bücher sind quasi unsere Variante von Hörbüchern. Die Bücher werden mittels Magie so präpariert, dass sie die Geschichten in ihrem Inneren erzählen. Das kann langwierig sein. Vor allem das vorige Testen, ob das Buch auch wirklich alles erzählt oder einfach irgendwo in der Mitte aufhört, ob es nach einer Pause wieder von vorne beginnt oder dort, wo man es zugeklappt hat und so weiter." Er hob seinen angebissenen Scone anerkennend zu Donn, der sich einen Sessel heranzog, nachdem er alle Tassen mit Tee gefüllt hatte. "Die sind gar nicht mal schlecht diesmal."
    "Ich hatte Zeit zum Üben", gab Donn trocken zurück.
    Yazeem hielt Corrie und Silvana auffordernd den Teller hin. "Nehmt euch ruhig. Sie sind wirklich essbar."
    "Danke." Corrie nahm zwei Stück, wovon sie eines an Silvana weiterreichte.
    Talisienn neigte fragend den Kopf zur Seite. "Mein Bruder hat mir erzählt, dass wir euren Besuch heute Abend einem kleinen Kästchen mit magischem Inhalt zu verdanken haben, das vom Basar in Port Dogalaan stammt. Ist das richtig?"
    Corrie nickte. "Der Händler hat es mir direkt angeboten." Sie zog die Schatulle aus ihrer Umhängetasche, die zwischen ihr und Silvana auf dem Sofa stand. Vorsichtig schob sie es zu Talisienn herüber, bis dessen Finger es ertastet hatten und er es zu sich heranzog. "Er meinte, es wäre genau das, wonach ich suchen würde. Dabei habe ich eigentlich nur geschaut."
    Talisienn befühlte das glatte Holz und die Schnitzereien, die Scharniere und das silberne Schloss an der Vorderseite. "Aber es fühlte sich gut an, als du es in der Hand hieltest, nehme ich an?"
    "Das hat es tatsächlich", antwortete Corrie erstaunt. "Woher weißt du das?"
    "Geraten", lächelte der Vampir mild. "Das kann ich normalerweise recht gut. Dann wollen wir doch einmal sehen, was sich darin verbirgt." Behutsam öffnete er den Deckel und ließ seine Finger langsam tastend über den Inhalt des Kästchens gleiten. Zuerst nahm er die Linse heraus. "Stein oder Glas?", fragte er.
    "Glas", antwortete Yazeem. "Eine Linse."
    "Mit sehr starker Vergrößerung", fügte Corrie hinzu.
    "Aber ohne Fassung." Talisienn drehte sie mehrfach zwischen den Fingern. "Und von der Form und Dicke her wohl auch nicht für eine solche vorgesehen." Er legte die Linse zurück und nahm stattdessen die Nadel heraus.
    "Pass mit der Spitze auf", entfuhr es Donnald, der die tastenden Berührungen seines Bruders aufmerksam beobachtete.
    "Das ist keine Spindel, an der ich mich stechen und in 1000jährigen Schlaf fallen könnte", lächelte Talisienn beschwichtigend. "Nur eine Nadel. Aber keine aus Metall." Er furchte die Stirn. "Fühlt sich wie Knochen an."
    "Eine Beinnadel", bestätigte Yazeem. "Wie das Horn eines Einhorns gedreht."
    "Und ohne Öse um einen Faden hindurchzuschieben", murmelte der Vampir. "Also ist sie nicht für diesen Zweck geschaffen worden …" Mit einem feinen Lächeln legte er auch die Nadel zurück.
    "Du ahnst doch bereits etwas", stellte Donnald fest und nahm die Teekanne auf, um die halbleeren Tassen vor seinen Gästen wieder aufzufüllen.
    Talisienn hob die Hand als Zeichen für seinen Bruder, nicht weiter zu sprechen, und ergriff vorsichtig das Säckchen. Wie schon Kushann und Tjero vor ihm hob er es zuerst an die Nase.
    "Kushann ist der Meinung, dass es sich dabei um Nachtmeer-Essenz handelt." Yazeem nahm sich noch einen weiteren Scone.
    Talisienn nickte bestätigend. "In der Tat. Da hat Blutschattens Erster Offizier seinen Sinnen wieder alle