Taberna Libraria
Bücher standen neben den gewöhnlichen Publikationen im Abholfach hinter der Theke. Zufrieden ließen die drei ihre Blicke durch den Laden gleiten.
Alles war bereit für die große Eröffnung.
"Ist doch richtig gemütlich geworden", stellte Corrie fest und schwang sich Rücklinks auf den Kassentresen, direkt neben den flachen Computerbildschirm.
Silvana, die neben ihr lehnte, schürzte die Lippen. "Fehlt nur noch der Umsatz."
"Der wird kommen", nickte Yazeem bestimmt. "Glaubt mir."
"Ich bin gar nicht aufgeregt oder so." Corrie runzelte die Stirn. "Was ist mit dir, Silvie?"
Ihre Freundin wiegte abschätzend den Kopf. "Eigentlich auch nicht, nein."
"Sollten wir denn nicht aufgeregt sein? Ich meine, nach allem, was in den letzten Tagen so passiert ist? Und vor allem bei den Kunden, die uns erwarten?"
"Das ist nur die Erschöpfung", versicherte ihr Yazeem. "Das kommt morgen schon wieder, wenn du die wartenden Leute siehst, ehe du die Türe aufschließt."
"Glaubst du wirklich?"
"Dessen bin ich mir sicher." Er warf einen Blick auf die Uhr über der Küchentür, deren kleiner Zeiger sich der Sieben näherte, während der große nahezu die Zwölf erreicht hatte. "Ich denke, es wird Zeit, zu fahren."
"Du hältst das immer noch für eine gute Idee?", wollte Silvana wissen. "So angefressen, wie der schon hier im Laden war?"
"Ihr wollt doch etwas über die Karten erfahren, oder nicht? Außerdem ist Donn gar nicht so ein übler Kerl wie man meinen könnte, wenn man ihm das erste Mal begegnet. Man gewöhnt sich an seine Art."
Silvana hob als Erwiderung skeptisch ihre Brauen, schwieg jedoch.
Neben ihr sprang Corrie von der Theke und zog den Autoschlüssel aus der Hosentasche. "Dann wollen wir ihn lieber nicht auch noch auf uns warten lassen."
Nur wenige Minuten später hatten es sich die drei in Corries himmelblauem Wagen bequem gemacht und rollten auf die nächtliche Straße. Yazeem, der die Rolle des Navigationsgerätes übernahm, lotste sie durch eine ganze Reihe von verschlungenen Gassen, die sie bei hellem Tageslicht garantiert niemals wiedergefunden hätten, bevor sie sich wieder auf der Straße in Richtung Heathen Heights befanden. Kurz vor dem Ortsausgangsschild wies der Werwolf nach rechts in eine Sackgasse. "Bis zum Ende. Es ist das letzte Haus vor dem Wald."
Corrie folgte der Straße, die sich im Licht der Scheinwerfer des Citroëns mehr als eine Allee entpuppte. "Da bin ich jetzt aber mal gespannt, wie Vampire in Woodmoore wohnen."
"Es wird euch gefallen."
Langsam kam das Ende der Straße in Sicht, das in einer breiten Einfahrt aus rotem Stein mündete. Sie führte zu einem Haus, das ganz anders war, als Corrie und Silvana es im Vorfeld erwartet hatten. Donn MacCaer und sein Bruder bewohnten keineswegs ein weitläufiges Anwesen, ein altes Herrenhaus oder eine verlassene Kirche. Vielmehr erhob sich ein moderner, quaderförmiger Bau aus Holz, Glas und Metall vor ihnen, von innen warm und einladend erleuchtet. Strahler auf der Terrasse spiegelten sich in der Oberfläche eines kleinen Sees, über den ein Holzsteg führte und der sich in der Dunkelheit des Grundstücks verlor. Im Mondlicht wiegten sich hinter dem Haus die kahlen Äste des ausgedehnten Waldgebiets, das sich zwischen Woodmoore und Heathen Heights erstreckte.
"Hatte ich schon gefragt, was die beiden beruflich machen?" Silvana sah beeindruckt aus dem Beifahrerfenster, als Corrie den Wagen vor der Haustür parkte. Sie betrachtete die weißen Stufen, die zur Haustür aus honigfarbenem Holz führten und von gedrehten Buchsbäumen mit schlichten Stoffschleifen flankiert wurden.
"Donn arbeitet für eine große Werbeagentur - von Zuhause aus. Talisienn war mal eine Zeitlang als Chemiker tätig - aber nun hat er keinen Beruf mehr, den er ausüben könnte", antwortete der Werwolf und stieg aus.
"Wieso nicht?"
"Das werdet ihr selbst erfahren." Er wollte sich gerade vorbeugen, um zu klingeln, als die Tür bereits geöffnet wurde.
Mit verschränkten Armen wie ein Racheengel sah Donn auf sie herab. "Ah ja, der Besuch", stellte er schnarrend fest, als müsse er sich selbst erst wieder daran erinnern, dass er jemanden eingeladen hatte. Anstatt ihnen daraufhin die Hand zu reichen, beließ er es bei dieser Feststellung und trat von der Tür zurück, um sie einzulassen. Sein kühler Blick fiel auf Yazeem. "Ich denke du weißt noch, wo es ins Wohnzimmer geht?"
Der Werwolf, der diese Art der Gastfreundschaft gewohnt zu sein schien, neigte nur kurz den
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