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Taberna Libraria

Taberna Libraria

Titel: Taberna Libraria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Dageroth
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nichts.
    Ein altes Rätsel kam ihr plötzlich in den Sinn:
    Wo versteckt ein weiser Mann ein Blatt?
    Sie gab sich die Antwort im selben Moment selbst.
    Im Wald.
    Wo also würde sich ein Schatten verstecken?
    "Oh Gott …"
    Im selben Moment, in dem ihr die Tragweite dieses Gedankens bewusst wurde, veränderte sich der Schatten des knorrigen Baums zu ihren Füßen. Er entwickelte verkrüppelte Auswüchse, die sich auf die beiden Freundinnen zuschoben, während um sie herum erneut dieses furchtbare Rauschen einsetzte.
    Hastig sah Silvana sich um. Wohin sollten sie laufen?
    Die Straße hinunter
, sagte eine Stimme in ihrem Kopf.
    Silvana sah verwirrt um sich, während das knisternde Flüstern anschwoll.
    Corrie klammerte sich angsterfüllt an den Arm ihrer Freundin. "Was sollen wir jetzt tun, Silvie?"
    Die Straße hinunter und dann links. Dann seid ihr am Laden.
    Silvana starrte noch immer auf den wachsenden Schatten und versuchte den Ursprung der Stimme auszumachen.
    Ich sitze neben dir. Und jetzt lauft endlich! Ich kann seine Kräfte nicht mehr länger zurückhalten!
    Silvana gelang es gerade noch, einen hastigen Blick auf die Wächterfigur auf der Mauer zu werfen, als plötzlich die Schattenäste vorschossen. Das vielstimmige Rauschen wurde zu einem ohrenbetäubenden Kreischen, in das sich auch der Aufschrei der beiden Freundinnen mischten.
    Panisch zerrte Silvana Corrie mit sich und gemeinsam flohen sie die Straße hinab, wie Silvana es von dem Steinwächter in ihrem Kopf gehört hatte. Obwohl es nur ein kurzes Stück bis dorthin war, wurde es mit der Angst vor dem Etwas in ihrem Rücken zu einer scheinbar unüberwindbar weiten Strecke. Endlich an der Ecke angekommen, bog Silvana sofort scharf links ab und erblickte erleichtert die erleuchteten Schaufenster des Buchladens.
    Lauft!
    Er kommt!
    Beeilt euch!
    Im Laden seid ihr sicher!
    Die Stimmen der vier Gargoyles hallten in ihrem Kopf wider und mit Corrie im Schlepptau versuchte sie, ihren Lauf nochmals zu beschleunigen. "Corrie, den Schlüssel! Schnell!"
    Stolpernd erreichten sie die Eingangstür, doch Corries Finger zitterten zu sehr, als dass sie den richtigen Schlüssel am Bund zu fassen bekam.
    Los!
    Schneller!
    "Corrie!" Silvana und sah über ihre Schulter.
    "Ich versuche es doch schon!"
    Auf einmal kratzte es hinter der Tür und durch das Glas konnten Corrie und Silvana die beiden Ratten sehen, die am Türrahmen emporhuschten. "Wir versuchen, zu öffnen!", rief Phil, doch seine Stimme klang nur gedämpft zu ihnen.
    Hastig verschwand er und baumelte kurz darauf neben Scrib von der Türklinke.
    Aber die Ratten waren zu leicht.
    Die Klinke senkte sich nicht.
    Er ist fast da!
    "Schaukelt!", rief Silvana den Ratten zu und bewegte die Hand auf und ab. "Mit eurem ganzen Gewicht!"
    Neben ihr entglitt Corrie der Schlüsselbund und fiel klirrend auf die Stufen. "Verfluchter Mist!" Sie bückte sich hastig, um ihn wieder aufzuheben.
    Scrib und Phil schwangen unterdessen an der Türklinke hin und her und versuchten, sie nach unten zu ziehen. Als der gewünschte Erfolg noch immer ausblieb, kletterte Phil auf die Klinke und hüpfte darauf herum, statt zu ziehen. Scrib tat es ihm gleich.
    Diesmal gab der Griff ein wenig nach.
    "Weiter! Es klappt!"
    In dem Moment, in dem sich die Klinke für einen kurzen Moment weit genug senkte, stieß Silvana die Tür mit aller Kraft nach innen auf. Corrie, die sie dabei gerade noch zu fassen bekam, polterte mit ihr ins Innere. Die beiden Ratten segelten im hohen Bogen über das nächste Lesepult und verschwanden im Schaufenster.
    Funken stoben hinter ihnen auf, als der Schatten bei dem Versuch, ihnen zu folgen, gegen den Bannzauber prallte. Die Stimmen gaben eine wütende Kakofonie von sich.
    Silvana und Corrie, die regungslos am Boden lagen und zur offenen Ladentür starrten, sahen zu, wie der Schatten etwas zurückwich, wie um Anlauf zu nehmen, und dann wieder vorschoss. Blaue und rote Blitze zischten in die kalte Nacht hinaus, als er versuchte, die Schwelle zu überqueren.
    "Wird das halten?", fragte Corrie atemlos.
    "Das sollten wir hoffen", gab Silvana zurück. Sie kam mühsam wieder auf die Füße und schlug die Tür mit einem lauten Knall zu.
    Die Stimmen heulten erneut auf, doch von draußen klangen sie bei Weitem nicht mehr so laut und unangenehm. Seinen Schrecken verlor der Schatten dadurch aber noch lange nicht.
    Hinter den Tischbeinen des Lesepultes kamen Phil und Scrib hervorgewankt. Phil hielt sich das rechte Ohr. "Was für

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