Taberna Libraria
über der Nasenwurzel hatte.
"Vorzeichen?", fragte Silvana zurück. "Welcher Art denn?"
"Ein Vibrieren in der Luft? Irgendein dumpfer Ton, ein Flimmern? Seltsame Farben vielleicht?"
Silvana schüttelte den Kopf. "Seltsame Farben habe ich nicht mehr gesehen, seit ich vor Jahren mal an der Bong eines Bekannten gezogen habe." Sie warf Corrie einen entschuldigenden Seitenblick zu. "War, bevor wir uns kennengelernt haben."
"Aber Geräusche habe ich schon vorher gehört", warf Corrie ein. "Wenn auch keinen dumpfen Ton. Da war nur dieses Rauschen, das die ganze Zeit die Stimmen dieses Dings überlagert hat."
Kushann zupfte gedankenverloren an seinen Ohrringen. "Das kann eigentlich nur eins heißen", murmelte er.
Im selben Moment klopfte es erneut und die beiden Freundinnen zuckten alarmiert zusammen. "Wer ist das?" stieß Corrie hervor. Kushann legte ihr beruhigend die Hand auf die Schulter.
"Ich werde nachsehen." Cryas erhob sich und schritt den Gang entlang. Kurz darauf erklang das Knallen der Tür, die gegen die Wand prallte und Yazeem stürzte an dem Greif vorbei in das Büro. Als er Silvana und Corrie sah, stieß er die Luft aus und straffte seine Gestalt. "Es geht euch gut. Deya sei Dank!"
Blutschatten musterte den Werwolf stirnrunzelnd. "Soweit man das unter den Umständen 'gut' nennen kann. Sie sind verständlicherweise ziemlich verängstigt."
"Wo kommst du jetzt überhaupt her?", fragte Cryas scharf und ließ sich auf den Hintertatzen nieder. "Wie hast du erfahren, wo die beiden sind?"
"Die Gargoyles. Sie haben Talisienn quer durch Woodmoore eine Nachricht zukommen lassen", antwortete Yazeem. "Von Torwächter zu Torwächter."
"Und ich habe dann Yazeem informiert", erklang die dunkle Stimme des Vampirs, der hinter dem Greif das Büro betreten hatte. Er nickte Blutschatten und Kushann zu. "Es ist lange her, Gentlemen."
Corrie und Silvana sahen Talisienn entgeistert an. Er war sicherlich der Letzte, mit dem sie gerechnet hatten …
"Und als die beiden nicht im Buchladen waren, habe ich schon das Schlimmste befürchtet", sprach Yazeem weiter. "Phil und Scrib haben mir von dem Schatten erzählt und wohin ihr gegangen seid. Es tut mir so leid, dass ich nicht zur Stelle gewesen bin."
"Ihre Sicherheit war Teil unserer Vereinbarung", nickte Cryas ernst. "Der
wichtigste
Teil, um genau zu sein."
"An den Schutzzaubern ist der Angreifer immerhin nicht vorbei gekommen", verteidigte Talisienn den Werwolf, der bei den Worten des Greifs schuldbewusst den Kopf gesenkt hatte. "Und solange diese intakt sind, kann Yazeem davon ausgehen, dass die beiden im Buchladen sicher sind. Niemand von uns hat ahnen können, dass ein Angriff sich auch außerhalb ereignen würde. So etwas ist bisher noch nie vorgekommen. Lamassar hat immer nur den Laden und das verborgene Buch im Fokus gehabt."
"Aber allen hier ist schon klar, was es bedeutet, wenn es wie in diesem Fall keine der üblichen Vorzeichen für einen solchen Schatten gab?", wollte Kushann wissen. Er strich Corrie über den Rücken und lächelte ihr aufmunternd zu. "Du solltest das Glit wirklich trinken. Es wird dir gut tun. Es hilft, sich wieder zu sammeln."
Talisienn neigte den Kopf zur Seite. "Ja, ich denke, ich weiß, worauf du hinaus willst."
Danach herrschte Schweigen.
Niemand sagte etwas.
Corrie und Silvana sahen fragend von einem zum anderen, wagten jedoch nicht, zu sprechen.
Schließlich seufzte Cryas. "Wenn der Schatten keine Anzeichen einer Beschwörung birgt, und das hat er offenbar nicht, dann gehört er zu jemandem, der nach Woodmoore gereist ist, um ihn von dort auszusenden."
Talisienn nickte stumm.
"Wer wäre zu so etwas in der Lage?" Der Greif umrundete seinen Schreibtisch und ließ sich schwer in die Kissen fallen. "Wie mächtig muss man dafür sein?"
"Nicht sehr", antwortete Talisienn. "Ein solcher losgelöster, kontrollierbarer Schatten ist vielen Wesen von Natur aus zu eigen. Einem Untoten beispielsweise. Oder auch einem Nachtmahr. Oder einem Ghoul."
"Solche Wesen befehligt Lamassar nicht." Cryas verengte die Brauen. "Jedenfalls bisher nicht. Seine Schattenritter sind ihm genug an Albtraumgestalten."
Der Vampir drehte die Handflächen nach oben. "Aber ein Schattenritter ist selbst ein Schatten. Er besitzt keinen, den er befehligen könnte."
"Wir müssen unbedingt herausfinden, woher diese neue Teufelei stammt und wer sich dafür verantwortlich zeichnet." Der Greif schenkte sich etwas Tee aus einer eimergroßen Kanne nach. "Und vor allem,
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