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Taberna Libraria

Taberna Libraria

Titel: Taberna Libraria Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Dageroth
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Wolke, die sich langsam ausdehnte.
    Während sie wuchs, hätte sie eigentlich verblassen sollen.
    Doch das tat sie nicht.
    Statt dessen begann sie, die Sterne zu verschlucken …
    "Hörst du das auch?", fragte Corrie, die neben Silvana zum Stehen gekommen war und lauschend den Kopf wandte, während sie nach Luft schnappte.
    "Was denn?" Silvana konnte ihren Blick nicht von dem seltsamen Schauspiel über ihr lösen. Die Wolke schien mittlerweile deutlich dunkler geworden zu sein.
    "So ein Raunen … oder vielmehr ein Rauschen … als ob jemand mehrere, schlecht eingestellte Radiosender auf einmal laufen lässt. Oder so."
    Silvana erstarrte.
    Die Wolke über ihr war schlagartig pechschwarz geworden und genauso schlagartig hörte nun auch sie die Geräusche.
    Es schienen Stimmen zu sein, überlagert von einem beständigen Knistern und Knarzen.
    Hunderte Stimmen. Und ebenso vielen Sprachen zugehörig.
    Doch die beiden Freundinnen hörten diese Stimmen nicht nur.
    Sie spürten sie auch.
    Als würden sie über ihre Haut kriechen.
    Auf der Suche nach einer Möglichkeit, noch tiefer zu dringen.
    Corrie betrachtete ihre Handrücken, auf denen sich ihre Härchen elektrisiert aufgestellt hatten, während Silvana noch immer zu der amorphen, zerfließenden Finsternis über ihrem Kopf blickte. Vage spürte sie die Hand ihrer Freundin, die sich in den Stoff ihres Mantels krallte und daran zog.
    "Komm, Silvie, bitte!"
    "Was ist das da oben wohl?"
    "Ist mir egal. Die Stimmen … und das Ding da oben … Irgendetwas stimmt hier nicht. Lass uns gehen!"
    Unvermittelt schoss etwas aus der Wolke, das Ähnlichkeit mit einer Klaue hatte, direkt auf die beiden zu.
    Mehr brauchte es nicht.
    Mit einem lauten Aufschrei warfen sie sich herum und Silvana gab dem Zerren ihrer Freundin so abrupt nach, dass Corrie davon beinahe von den Füßen gerissen wurde.
    Sie taumelte gefährlich, doch sie fing sich wieder.
    Von Panik erfüllt stürzte sie hinter Silvana her, die so schnell rannte, wie sie nur konnte.
    Und obwohl sie das schattenhafte Etwas nun im Rücken hatten, umhüllten die geisterhaften Stimmen sie weiterhin, ließen sie wissen, dass
es
ihnen folgte und näher kam … immer näher.
    Corrie schien es kurz, als spürte sie einen kalten Atemzug im Genick, glaubte, das Schnappen von scharfen Zähnen zu hören, aber das war natürlich Unsinn.
    Schatten atmeten nicht und hatten auch keine Zähne … oder?
    Ja, und Bücher können nicht fliegen …
    Verdammt, auf einmal konnte alles möglich sein!
    Hatte Silvana auf dem Hinweg noch geglaubt, nur quälend langsam voranzukommen, so schien es ihr jetzt, als würden sie förmlich am Boden festkleben.
    Und dann verschwanden das Kribbeln und der kalte Hauch so jäh, als hätte sich hinter ihnen eine Tür geschlossen.
    Abrupt hielt Silvana an und warf Corrie einen fragenden Blick zu.
    Sie standen beide zwischen einer Laterne und einem leise raschelnden Baum, der sich jenseits der niedrigen Mauer einer Einfahrt erhob.
    Corrie rang nach Luft und befeuchtete sich die Lippen, bevor sie etwas hervorbrachte, das Silvana auch verstehen konnte. "Ist es weg?", schnaufte sie.
    "Ich habe keine Ahnung." Sie wagte es, zurückzublicken, ließ ihre Augen suchend über die Gasse gleiten, in der sie sich befanden. Angst und der schnelle Lauf ließen ihr Herz bis weit hinauf in ihre Kehle schlagen, die sich trocken und kratzig anfühlte, als hätte sie einen dicken Wollschal verschluckt.
    "Und wo sind wir hier?" Corrie stützte die Hände auf die Oberschenkel und versuchte wieder zu Atem zu kommen. Die Wolke vor ihr blieb hell und löste sich sofort auf.
    "Keine Ahnung." Silvana sah sich suchend um, fand jedoch weder ein Schild, noch eine bekannte Häuserfassade. Aus irgendeinem Grund konnte sie sich des Gefühls nicht erwehren, sich in einer völlig fremden Umgebung zu befinden. Nicht einmal mehr in Woodmoore zu sein … oder in England. Auch den steinernen Mauerwächter an der Einfahrt hatte sie noch nie zuvor gesehen.
    Aufmerksam horchte sie in die Nacht.
    Doch alles blieb still.
    Normalerweise hätte sie dieser Umstand mit Erleichterung erfüllen sollen, doch das tat er nicht. Im Gegenteil. Sie spürte, wie das Adrenalin noch schneller durch ihren Körper pulsierte. Ihre Nerven waren aufs Äußerste gespannt.
    Mit Corrie an ihrer Seite bewegte sie sich langsam rückwärts. Ihr Blick huschte dabei durch die Gasse und versuchte etwas Verräterisches zu entdecken. Eine Bewegung. Ein Geräusch. Irgendetwas.
    Doch da war

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