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Tablettenfee

Tablettenfee

Titel: Tablettenfee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter K. Kubicza
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seinen Oberschenkel und er pfiff ein verbittertes »Ingenieur Leitner« durch seine Zähne.
    »Schon besser«, frohlockte der ehemalige HTL-Absolvent und fuhr gleichzeitig recht harsch fort: »Was‘n los mit Ihnen, Weikert? Wir warten seit mehr als einer Stunde auf Sie. Heute ist doch die Besprechung, zu der Sie sich unbedingt reinreklamieren mussten.«
    Er klang hämisch und verärgert zugleich, zumindest fand ein reger Gefühlswechsel statt. Dann fuhr er fort.
    »Sie haben ja nur Glück, dass sich auch der Herr Schlürpmann verspätet hat. Aber ich sage Ihnen, sobald er da ist fangen wir an. Wir warten sicher nicht noch länger auf Sie. Und wo stecken Sie überhaupt? Das Sie die Zeit einarbeiten werden müssen brauch ich Ihnen ja auch nicht zu sagen – oder?«
    ›Oberarsch!‹, dachte sich Udo.
Über seine Lippen aber kam ein »Entschuldigung. Aber ich habe verschlafen. Ist eine lange Geschichte ...«
    In derselben Sekunde bereute er sein Eingeständnis.
    »Ich will keine Geschichten hören! Und schon gar nicht von Ihnen und erst recht nicht heute, Weikert! Geben Sie Gas!«
    ›KLACK!‹ Das war das Letzte, das Udo vom Ingenieur hörte, bevor dieser das Telefongespräch jäh beendete.
    Na toll, da war er nicht nur zu spät und hatte einen Kopf wie Harald Juhnke in seiner Glanzzeit, nein – zu allem Überfluss musste auch noch heute die Besprechung sein. Von dem vollendeten Glück, dass Leitner das Telefon abhob, gar nicht erst zu sprechen.
    Die Besprechung war wichtig. Mehr als das. Es ging um eine Veränderung in der Produktion, verbunden mit der Lagerhaltung und Udo hatte sich Gedanken dazu gemacht. Sein Gehirn zermartert. Wahrscheinlich war er sogar der Einzige, der das tat – und deswegen hatte er darauf bestanden, bei der Besprechung dabei zu sein. Was gar nicht leicht war. Normalerweise waren diese Besprechungen nur für den Firmenchef, den Verkaufsleiter und die Abteilungsleiter vorgesehen. Udo war jedoch so penetrant lästig gewesen und hatte alle mit seiner Idee gelöchert. Diesmal hatte es ihn auch das eine oder andere Präsent für ein paar Meinungsmacher gekostet. Doch das war es ihm wert gewesen. Und es hatte sich schon insofern bezahlt gemacht, so dass er diesmal doch auch zugelassen wurde. Und nun das. Ausgerechnet heute musste er verschlafen.
    Schlürpmann war auch noch nicht da? Buh, das war sein Glück – er musste versuchen vorm alten Schlürpmann in der Firma zu sein. Gott sei Dank war die Firma gerade mal zehn Gehminuten von seinem Zuhause entfernt. Udo war also auf kein Auto angewiesen, gut so.
    Andererseits – er hatte eh keines.
    Udo brauchte nur wenige Minuten, bis er sich einigermaßen auf Vordermann gebracht hatte. Die Haare waren frisch gewaschen und Udo hatte sich in Sakko und Krawatte gezwängt. Von außen sah Udo nun wieder passabel und für den Arbeitstag einsatzfähig aus – von innen quälte ihn aber immer noch dieser Schmerz im Kopf. Deshalb – und auch weil der erste Schock gewichen war – ging Udo beim zweiten Mal langsamer über die Stiege als bei seinem ersten emotionaleren Versuch, als der Postbote ihn hochgeschreckt hatte. Apropos Postbote. Ratschi war nirgends mehr zu sehen, er dürfte in den vergangenen Minuten bereits zu den anderen Häusern in dieser Straße gewechselt sein. Als Udo durch die Eingangstür trat und sich umsah, wurde sein Verdacht bestätigt. Ratschis gelbes Postmoped stand drei Häuser weiter mit laufendem Motor.
    Udo blickte zur Seite. Neben ihm kniete im verwüsteten Blumenbeet die Hausmeisterin und blickte zu ihm auf. Sie fixierte ihn mit starren kalten Augen ohne auch nur ein Wort zu sagen.
    ›Shit, sie weiß es!‹, schoss es durch Udos Kopf.
    Aber ein krächzendes »Haben Sie das schon gesehen? So ein Irrer hat meine Blumen ausgerissen!«, dementierte zu Udos Erleichterung diese Annahme.
    »Jub, jetzt eben.«, sprach Udo und wollte schon weitergehen, als die Hausmeisterin regelrecht wie ein Panther aus dem Dickicht aufsprang. Sie legte Udo die in einen Gartenhandschuh verpackte Hand mit dem Handgelenk auf seine Schulter. Udo drehte den Kopf leicht und musterte die vielen bunten kleinen Gartenblumen, die am Handrücken dieses Handschuhs abgebildet waren.
    »Aber lassen Sie mich raten ...«, kreischte der Panther, »Sie wissen auch nicht wer das war oder warum …«
    »Hundert Punkte!«, nuschelte Udo. »Ich habe gar keine Ahnung.«
    Ihre Augen fixierten ihn fünf Sekunden lang. Fünf ewige Sekunden, in denen keiner etwas sagte. Fünf

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