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Tacheles

Tacheles

Titel: Tacheles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Pittler
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Bewegung adeln. Was hast du davon?“
    An dieser Stelle hatte Bronstein erwartet, dass Kotzler ins Schwitzen geraten und Angst um seinen Hals bekommen würde. Doch interessanterweise blieb der Mann völlig ruhig und gelassen.
    „I glaub ned, dass i verurteilt wer’. Ich glaub net amoi, dass an Prozess geb’n wird.“
    „Den wird es geben. Und wenn du weiter so verstockt und unkooperativ bist, dann wirst du baumeln. Dir wird von einem Moment auf den nächsten die Luft zum Atmen fehlen. Du wirst mit deinen Füßen sinnlos herumstrampeln, dich anbrunzen und dann wird es aus sein mit dir. Dann bist du nur noch ein Stück totes Fleisch, das zu verfaulen beginnt. Meinst du nicht auch, dass du dafür noch zu jung bist? Hängen ist kein schöner Tod, das kannst du mir glauben. Das dauert oft ganz schön lange, bis du endlich hin bist.“
    Bronstein hatte gehofft, dass diese drastische Schilderung Kotzler aus der Reserve locken würde, doch der zeigte immer noch keine Regung.
    „Klar, waun’s mi jetz ins Pendel hauts, dann schau i oid aus. Aber z’lang diafts eich nimmer Zeit lassen.“
    Da war schon wieder diese Anspielung. Was wusste Kotzler, dass er auch in einer solchen Situation völlig entspannt blieb? Unwillkürlich fiel Bronstein wieder diese Aktennotiz ein. Irgendein Zusammenhang bestand an dieser Stelle, dessen war er sich mittlerweile sicher. Wenn er sich doch nur an den Inhalt dieser Notiz erinnern könnte!
    Er versuchte, sich wieder auf das Wesentliche zu konzentrieren: „Du bist also nicht vom Holzer auf den alten Demand angesetzt worden?“
    „Zum hundertsten Moi: naa!“
    „Und du hast den Holzer auch nicht abfällig über den alten Demand reden hören?“
    Kotzler schien einen Moment zu überlegen, ob er auf diese Frage gefahrlos antworten konnte, und sagte dann langsam: „Des scho. Oba des haaßt goa nix, weu de oide Sau hot kana meg’n, ned amoi sei eigana Bua.“
    „Könnte es also sein, dass Holzer jemanden engagierte, um den alten Demand loszuwerden?“
    „Merk da, Kiwara, i bin ka Judas. Waunst wen zum Tratschen suachst, dann setz di in an Beichtstui. I woa’s ned, und wer’s woa, is ma wuascht. A Jud weniger auf dera Wöd. Na und?“
    „Die Indizien sprechen aber ganz klar gegen dich und Murer. Auf euren Schuhen haben wir Blut gefunden, das zum Opfer passt.“
    „Ah, und wia woits des beweisen, ha? Mia hom an dem Wochenend beim Schlachtigen g’hoifn. Und ob des Bluat von an Viech oda an Menschen is, des kennts es nie feststö’n.“
    Bronstein wusste, dass Kotzler Recht hatte. Auf diese Weise kam er nicht weiter. Und wenn er schon Kotzler nicht knacken konnte, dann würde ihm das mit Murer erst recht nicht gelingen. Es war nur noch darauf zu hoffen, dass Cerny mehr Erfolg haben würde.
    „Das werden wir schon noch sehen“, knurrte er in Richtung Kotzler und läutete dann nach den Wachebeamten, die diesen abführen sollten.
    Das Verhör mit Murer verlief wie erwartet noch frustrierender. Der Mann saß einfach nur da, starrte geradeaus und reagierte weder auf Drohungen noch auf Schmeicheleien. Ersagte lediglich: „I woa des ned, und mehr sog i ned“, und ab diesem Zeitpunkt schien es, als hätte Murer jedwede Empfindungs- und Artikulationsfähigkeit verloren. Bronstein plagte sich über eine halbe Stunde, dem Mann wenigstens die allerkleinste Information zu entlocken, doch der schwieg, als wäre er ein steinernes Denkmal. Bronstein versetzte dieses Verhalten in nicht geringe Wut, doch selbst wenn er sich dazu hätte hinreißen lassen, gegen Murer Gewalt anzuwenden, so wäre der immer noch schweigsam geblieben. Murer war ein Steher, und daran würden auch keine Prügel etwas ändern. Aussagen würde man von den beiden also keine bekommen, man konnte nur hoffen, sie auf irgendeine Art zu überführen. Doch dann war immer noch nicht bewiesen, dass sie nicht allein gehandelt hatten. Wie immer man die Sache auch betrachtete, Holzer und der junge Demand hatten in jedem Fall überaus gute Karten. Mehr noch, die einzigen, die in diesem Spiel schlechte Karten hatten, waren Bronstein und Cerny – sofern Cerny nicht eben einen Joker an Land zog.
    Bronstein blickte auf die Uhr. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass er sich mit Murer und Kotzler derart lange aufgehalten hatte. Für das Büro war es nun möglicherweise schon zu spät. Aber Bronstein tröstete sich mit dem Gedanken, dass ihn Cerny schon angerufen hätte, wenn wirklich eine bedeutsame Wende in dem Fall eingetreten wäre. Also

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