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Tacheles

Tacheles

Titel: Tacheles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Pittler
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eifersüchtigen Ehemann.“
    Bronstein stutzte und sah dann Cerny an: „Was meinst du damit?“
    „Nun“, begann Cerny, „bislang sind wir stets davon ausgegangen, dass die junge Demand allfällige Liebhaber hatte, und fragten uns, ob dieser Umstand irgendeine Rolle in dem Fall spielen könnte. Was wir uns aber noch gar nicht gefragt haben, ist, ob nicht auch der alte Demand selbst noch aktiv war.“
    Bronstein blickte den Major ratlos an.
    „Na ja“, fuhr Cerny fort, „immerhin hat er sich, wiewohl schon lange verheiratet, für eine Jüngere interessiert und diese dann auch geheiratet. Aber wie wir die Frau Alwine kennen, war sie weit weniger von ihrem Mann angetan, als dieser sich das vielleicht wünschte. Andererseits war der alte Herr Demand ein recht betuchter Mann und wohl auch nicht ohne Einfluss. Er könnte also durchaus auf so manches Frauenzimmer immer noch attraktiv gewirkt haben. Und wenn einem die eigene Ehefrau nicht so zu Willen ist, wie man das als Fabrikant gewohnt ist, dann sucht man sich sein Vergnügen vielleicht wieder außerhalb des ehelichen Bettes.“
    „Und du meinst, dann geht so einer nicht zu Huren, son-dern ...“
    „... sondern hält sich eine Geliebte. Ja, das wäre doch standesgemäß, meinst du nicht, Oberst?“
    „Ja, aber standesgemäß wäre es dann auch, dass ein allfälliger eifersüchtiger Ehemann den Widersacher einfach erschießt, ihn stellt, ihn zum Duell fordert. Aber kein gehörnter Gatte lauert dem Rivalen im Flur seines Hauses auf und trampelt ihn dort zu Tode.“
    „Ein Mann von Welt sicher nicht. Aber so attraktiv war der alte Herr Demand nun auch wieder nicht, dass er bei der Gräfin Mariza gelandet wäre. Seine Möglichkeiten waren schon ziemlich begrenzt, das dürfen wir nicht vergessen. Er war mit einer jungen Frau in dritter Ehe verheiratet, sodass davon auszugehen war, dass er sich nicht sofort wieder scheiden lassen würde, um eventuell eine noch jüngere Dame zur vierten Ehefrau zu machen. Er war außerdem finanziell nicht mehr so liquid, um eine Dame von Welt einfach über einen längeren Zeitraum auszuhalten, und mit seiner Herkunft war er in weiten Kreisen der Bevölkerung kein sonderliches Renommee mehr.“
    „Du meinst, er musste kleinere Brötchen backen?“
    „Na ja, wenn er unter diesen Umständen noch zum Zug kommen wollte, dann musste er sich nach der Decke strecken. Und in einem solchen Fall blieben dann nur noch Personen übrig, die nicht gerade zu den oberen Zehntausend dieser Stadt zählen, die aber auch nicht der Unterwelt zuzuzählen sind, denn in beiden Fällen erweist sich eine Liaison üblicherweise als reichlich kostspielig.“
    „Wer kommt dann in Frage?“
    „Was weiß ich, die Sekretärin in der Firma vielleicht.“
    „Dann hätte der Ehemann aber wohl eher in der Firma für klare Verhältnisse gesorgt.“
    Cerny dachte einen Moment nach, dann erhellte sich sein Gesicht: „Die Zofe! Wie wir wissen, ist der Mörder immer derButler. Vielleicht hat die Zugehfrau nicht nur der Frau Alwine unter die Arme gegriffen, sondern auch dem Herrn Demand Erleichterung verschafft. Und ihr ehelicher Gespons, darauf aufmerksam geworden, hat den Arbeitgeber seiner Frau ultimativ zur Rede gestellt.“
    Bronstein zündete sich eine „Donau“ an. „Es ist wahr“, sagte er dann, „die Zofe haben wir noch gar nicht unter die Lupe genommen. Genauso wenig übrigens wie das eventuell sonst vorhandene Privatleben des Opfers. Das ist ein Punkt, der bedacht sein will.“ Bronstein dachte an Eva. Wenn er die Zofe ins Gebet nahm, dann ergab sich vielleicht eine Gelegenheit, der Hausmeisterin wieder einen privaten Besuch abzustatten. Seit seinem letzten Stelldichein war doch eine nicht unbeträchtliche Spanne Zeit vergangen, und der kleine Herr Bronstein hätte gegen ein wenig weibliche Zuwendung wahrlich nichts einzuwenden. Er könnte zuerst der Zofe ein wenig auf den Zahn fühlen, sich dann mitfühlend mit Frau Alwine unterhalten, um am Ende der Ermittlungen die Frau Eva ins Gebet – und danach vielleicht in die Arme zu nehmen. Je länger er die Sache bedachte, umso mehr gewann sie an Attraktivität. Bronstein blies den Rauch seiner Zigarette aus und wandte sich wieder Cerny zu, um ihn seinen Entschluss wissen zu lassen.
    „Weißt du was, Oberst“, begann Cerny, noch ehe Bronstein etwas sagen konnte, „wir sollten uns die Aufgaben aufteilen. Ich gehe noch einmal in das Demand’sche Haus und klopfe dort auf den Busch, und du nimmst dir noch

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