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Tacheles

Tacheles

Titel: Tacheles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Pittler
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sein wird, während ich der Direktor bin. Solangeer seine Rendite bekommt, ist es Siegfried ziemlich gleichgültig, was ich mache und wie ich es mache.“
    „Ihre Stiefmutter hat keine Rechte auf die Firma?“
    „Stiefmutter! Machen Sie sich nicht lächerlich! Das simple Ding ist ja jünger als ich! Nein, nein, wir haben mit Vater definitiv vereinbart, dass sie mit dem Familienunternehmen nichts, aber schon überhaupt nichts zu tun hat. Sie wird das Haus erben, soviel ich weiß, wir werden ihr wohl auch eine Pension zahlen müssen, aber das war’s auch schon. Von Frau Alwine Demand wird man im Unternehmen auch weiterhin rein gar nichts hören. Genauer gesagt, noch viel weniger als gar nichts.“
    „Es bestand also keine Gefahr, dass Sie um Ihr Erbe gebracht werden könnten! Durch eine allfällige Testamentsänderung zum Beispiel?“ Bronsteins Frage war durchaus delikat, aber er hatte gefühlt, wie es ihn zu ärgern begann, dass Demand auf all seine bisherigen Fragen so herablassend reagiert hatte.
    „Nicht, dass ich wüsste. Papa hätte Derartiges sicher verlauten lassen und in jedem Fall mit mir besprochen.“
    Vielleicht hatte er das ja, dachte Bronstein, das wäre immerhin ein Motiv, denn Demand junior stünde ohne die Firma wohl vor dem Nichts, hatte er doch offensichtlich seine Studien nicht abgeschlossen und außerhalb der väterlichen Unternehmungen auch keinerlei Erfahrungen gemacht. Bronstein speicherte diesen Gedanken vorerst in seinem Gedächtnis und beschloss, ein wenig auf den Busch zu klopfen konnte an dieser Stelle nicht schaden.
    „Haben Sie diese Nacht irgendetwas Verdächtiges bemerkt? Etwas gesehen oder gehört? Ab wann waren Sie denn zu Hause?“
    „Fragen Sie mich jetzt wirklich nach einem Alibi?“ Demand lächelte spöttisch. „Ich bin gestern gegen 20 Uhr zum Abendessen zu Hause gewesen und habe das Haus seitdem nicht mehr verlassen. Sie können gerne meine Frau fragen, die auch die ganze Zeit hier zugegen war.“
    Ein Alibi durch die eigene Frau war eigentlich keines, dachte Bronstein, laut aber sagte er: „Ich denke, das ist nicht nötig, Ihr Wort genügt uns völlig.“ Das war natürlich eine Lüge, aber vorerst brauchte man nicht mit aller Gewalt auf Konfrontationskurs zu gehen, sagte sich Bronstein.
    „Ganz wie Sie meinen“, entgegnete Demand aufgeräumt, „aber ich bestehe darauf, dass Sie meine reizende Gattin wenigstens kennenlernen. Entschuldigen Sie mich einen Augenblick.“
    Behände war Demand aus seinem Sessel aufgesprungen und im hinteren Teil der Wohnung verschwunden. Doch noch ehe Bronstein und Cerny ein Wort wechseln konnten, war der Hausherr wieder erschienen, mit einer überaus aufreizenden Blondine im Arm. Dieser war ihr Auftritt sichtlich unangenehm, zumal sie offenkundig nicht auf Besuch eingestellt gewesen war. Sie trug einen zwar modischen, aber doch eher gewöhnlichen Hausmantel, und Bronstein versuchte sich auszumalen, wie Demands Frau aussehen mochte, wenn sie sich unter die Gesellschaft begab. „Das ist meine Frau“, erklärte Demand überflüssigerweise. „Wollen Sie auch ihre Daten? Geboren …“ Demand stockte und wurde zum erstem Mal an diesem Morgen unsicher. Seine Frau sah ihn resigniert an und wandte sich dann an die beiden Beamten. „Ich wurde als Edeltraud Kohn am 8. Mai 1910 in Wien geboren. Ich habe Volks- und Bürgerschule besucht und bin am 1. September 1926 in die Firma Demand als Schreibkraft eingetreten. Ab Sommer 1928 war ich Sekretärin im Büro des Chefs, und dort habe ich auch meinen Mann kennengelernt.“
    Nicht nur das, dachte sich Bronstein. Offenbar hatte der Junior sich ein Gspusi mit der jungen, feschen Sekretärin angefangen, und nachdem ihm dabei ein Betriebsunfall passiert war, hatte der Senior, um den Skandal abzuwenden, zur Heirat gedrängt.
    Bronstein wurde aus seinen Gedanken gerissen. Die Frau hatte anscheinend weitergesprochen und das Alibi ihres Gatten bestätigt. Bronstein hörte noch, wie sie fragte, ob sie noch gebrauchtwerde. Sie fühle sich nicht wohl und würde sich gerne wieder zurückziehen. Bronstein nickte nur und meinte dann, das wäre vorläufig ohnehin alles. Man wünsche noch einen guten Tag. An Hermann Demand gewandt, ergänzte er, man würde gerne in Verbindung mit ihm bleiben, schon allein, um ihn gegebenenfalls vom Lauf der Ermittlungen zu unterrichten, aber auch, um allfällig noch auftauchende Fragen klären zu können. Demand versicherte, keine Reise oder dergleichen geplant zu haben, er

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