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Tacheles

Tacheles

Titel: Tacheles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Pittler
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ihn. Gemeinsam marschierten sie den Gang entlang, nahmen dann eine Treppe, gelangten in die Chefetage und betraten Seydels Vorzimmer. „Ich meld die Herren gleich“, sagte die Sekretärin eilfertig, stand auf und klopfte an die schwere Eichentür, die ihr Zimmer von jenem des Chefs schied.
    „Ja, nur herein mit den Herrschaften“, dröhnte Seydels Stimme nach draußen, und Bronstein folgte gemeinsam mit Cerny dieser Aufforderung.
    „Ja, also“, begann Seydel das Gespräch, nachdem Bronstein und Cerny Platz genommen hatten. „Ja, also die … Demandsache, nicht?“
    Bronstein nickte sicherheitshalber.
    „Genau. Also der Demand, ich mein’, der war ja wer, nicht wahr? Ich mein’, da müssen wir schon …, verstehen S’? Des is net einfach so ein Routinefall …! Da sind Maßnahmen … na, Sie wissen schon, … erforderlich, net wahr! Meine Herren, da erwarte ich … na … Ergebnisse, verstehen S’? Das ist ja … also … ein Bagatellfall ist das keiner … wissen S’ eh … da … hören S’ gutzu jetzt, … weil … das ist von großer Wichtigkeit … das … das können wir nicht … das müssen wir … ich mein’, das ist … heikel … irgendwie. Da können wir nicht einfach … verstehen S’? Da müssen wir! Klar?“
    Abrupt lehnte sich Seydel zurück und sah die beiden Ermittler erwartungsvoll an. Als diese weiterhin schwiegen, setzte er nach: „Ich hoffe, Sie sind sich der Tragweite … bewusst, mein’ ich. Das … da … net?“
    „Sicher“, entgegnete Cerny nun aufgeräumt.
    „Und“, ergriff Seydel wieder das Wort, „haben wir schon … gibt’s schon … wie schau’n wir aus?“
    Auf diesen Satz hatte Bronstein gewartet. Er holte kurz Luft und setzte dann zu einem umfassenden Bericht an.
    „Bis jetzt wissen wir definitiv, werter Herr Präsident, dass Demand erschlagen wurde. Er starb am Sonntag, wenige Minuten nach Mitternacht, an den Folgen der zahlreichen Schläge und Tritte, die ihm verabreicht wurden. Das geht aus dem Bericht der Gerichtsmedizin eindeutig hervor. Wir haben noch am Sonntag die Familie des Opfers und die Hausbewohner eingehend vernommen und uns gestern diversen Vertretern des Demand’schen Unternehmens zugewandt. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt der Ermittlungen gehen wir drei Thesen nach. Ein privates Motiv wäre ebenso möglich wie eine Tat mit wirtschaftlichem oder eine mit politischem Hintergrund. Konkrete Anhaltspunkte, die eine dieser Thesen nennenswert untermauern würden, haben wir allerdings noch nicht.“
    Seydel nickte. Dann fuhr er sich plötzlich mit der Hand an die Stirn: „Jessas, jetzt hab ich Sie gar nicht g’fragt, ob S’ vielleicht … ein Kaffee?“
    „Ja, gerne“, replizierte Bronstein. Seydel leitete die Information an seine Sekretärin weiter. „Während wir warten … auf den Kaffee … mein’ ich, … da könnten wir doch … ich mein’ … der Skubl … des wär doch … eigentlich … nicht?“
    „Ganz wie Sie meinen“, schickten sich Bronstein und Cerny ins offenbar Unvermeidliche. Und Seydel schickte nach Skubl, der nur wenige Augenblicke später im Büro des Präsidenten erschien. Er rieb sich die Hände, um dann, während die Sekretärin den bestellten Kaffee servierte, Bronstein aufzufordern, seinen Bericht noch einmal in Kurzfassung zu wiederholen. „Was meinen Sie, Kollega?“, richtete hernach Seydel das Wort an seinen Stellvertreter.
    „Wie Sie sich vorstellen können, Herr Präsident – und sicher auch Sie, meine Herren –, ist der Regierung an einer besonders raschen Aufklärung dieses Falles gelegen. Immerhin handelt es sich hier nicht um eine Wirtshausrauferei oder eine Fehde unter Strauchdieben. Das Opfer war eine bedeutende Persönlichkeit der Wiener Gesellschaft, da sind Ergebnisse gefragt, meine Herren. Ermitteln Sie also rasch und zügig, und durchaus in alle von Ihnen angedeuteten Richtungen, wenngleich ich persönlich der Auffassung bin, dass manche Möglichkeiten realistischer scheinen als andere, weshalb man ihnen auch mehr Priorität einräumen sollte.“
    Bronstein wusste, was Skubl damit sagen wollte. Der Fall hatte eine gesellschaftspolitische Dimension, und das Letzte, was man in Wien derzeit brauchen konnte, war ein weiterer Skandal. Schlimm genug, dass ein reicher Fabrikant vom Leben zum Tode befördert worden war, wenn sich auch noch herausstellen sollte, dass ein anderer Fabrikant, und sei es auch nur sein eigener Sohn, für diese Tat verantwortlich war, dann würde das die Sache nur noch

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