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Täglich frische Leichen

Täglich frische Leichen

Titel: Täglich frische Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Unfall.«
    »Jonathan hatte einen Unfall?«
Sie sprach schneller. »Ist er schwer verletzt?«
    »Na ja, im Augenblick kann er
nicht sprechen«, sagte ich. »Aber er möchte, daß Sie sofort kommen. Sie — und
das Personal.«
    »Personal?« Sie schien
überrascht. »Wir haben zur Zeit gar kein Personal.«
    »Dann meinte er wohl jemand
anderen, der jetzt bei Ihnen ist«, erklärte ich. »Jedenfalls möchte er, daß Sie
alle sofort kommen.«
    »Aber außer mir ist niemand zu
Hause«, sagte sie.
    »Dann hat er wohl immer nur von
Ihnen geredet«, meinte ich teilnahmsvoll. »Von seiner lieben kleinen Frau.«
    »Was war denn das für ein
Unfall?« fragte sie scharf.
    »Ein Verkehrsunfall«,
antwortete ich.
    »Aber er fährt doch nie Auto!«
    »Er wurde überfahren«, sagte
ich. »Zu Fuß geht er doch, nicht?«
    »Wo ist es passiert?«
    »In Bel Air, Ecke Smithson und
San Carlos«, erwiderte ich rasch. »Kommen Sie jetzt gleich?«
    »All right«, sagte sie,
»aber...« Ich wartete kein weiteres »aber« mehr ab, sondern hängte ein.
    »Na?« fragte Rafael.
    »Alles in bester Ordnung«,
entgegnete ich bescheiden und stieg in den Wagen. »Mrs. Stern war allein zu
Hause, und im Augenblick ist sie unterwegs nach Bel Air. Wir brauchen nur
hinzufahren, den Toten auszuladen — und wieder in der Nacht zu verschwinden.«
    »Das klingt fast zu schön«,
murmelte er. »Bist du sicher, daß du die richtige Nummer gewählt hast?«
    »Natürlich bin ich sicher«,
erwiderte ich gekränkt. »Und am besten fährst du jetzt los, sonst ist sie
wieder daheim, ehe wir dort sind.«
    Da hatte ich mal wieder was
Falsches gesagt. Der Thunderbird schoß davon wie beim Start zum
Indianapolis-Rennen. Ich schloß die Augen und ließ sie zu, bis ich merkte, wie
der Wagen heftig abgebremst wurde.
    »Im Haus brennt immer noch
Licht«, sagte Rafael zweifelnd.
    »Natürlich brennt Licht«, sagte
ich überlegen. »Oder glaubst du, eine liebende Gattin macht erst sorgsam alle
Lichter aus, ehe sie zu ihrem schwerverletzten Ehemann eilt?«
    »Hm«, brummte er, nicht gerade
überzeugt. Er bog in die Einfahrt, und aus unerfindlichen Gründen begann mein
Herz heftig zu schlagen.
    Rafael hielt mit quietschenden
Bremsen vor der Haustür und stieg aus. Ich folgte seinem Beispiel und ging zum
Heck des Wagens. Im Handumdrehen hatte er den Kofferraum geöffnet und den Toten
in den Armen. Er trug ihn die Treppe zur Tür hinauf. Und dann blieb er so
unvermittelt stehen, daß ich ums Haar gegen ihn geprallt wäre. »Die Haustür ist
ja offen!« zischte er.
    »Was denn sonst?« sagte ich
schroff. »Eine liebende Gattin hat’s eben eilig — was liegt ihr dran, ob die
Tür offensteht oder nicht?«
    »Ich glaube, wir sollten George
auf die Treppe setzen und uns aus dem Staub machen«, flüsterte er.
    »Sei kein Feigling, Rafael«,
sagte ich. »So ist es doch für uns noch viel besser; du kannst ihn im
Wohnzimmer deponieren. Dann wird die Polizei der Frau bestimmt kein Wort
glauben, wenn sie erzählt, sie sei heimgekommen und habe den Toten gefunden.«
    »All right«, meinte er. »Aber
wenn es schiefgeht, Chiquita, dann wirst du Rafael Vega so leicht nicht
vergessen, das verspreche ich dir. Ich werde dir meine Initialen ins Herz
meißeln — mit einem Metzgerbeil!«
    »Ich wette, das sagst du zu
allen Señoritas«, meinte ich gut gelaunt. »Und zu allen Señoras wahrscheinlich
auch.«
    Ich folgte ihm in die
Eingangshalle und durch einen Vorhang aus Bambusstäbchen ins Wohnzimmer. Es war
so groß, daß darin gut und gern ein Dutzend Menschen hätten Quadrille tanzen
können, ohne sich jemals in die Quere zu kommen.
    »Glaubst du, daß es so genügt?«
brummte Rafael. »Oder soll ich ihn vielleicht noch rasieren, ehe wir abhauen?«
    »Setz ihn auf die Couch dort
drüben«, bestimmte ich, »dann können wir gehen. Nun mach schon, damit wir
endlich wegkommen!«
    »Dein erstes vernünftiges
Wort«, knurrte er. »George wird mir langsam wirklich zu schwer.«
    Rafael schritt zur Couch und
bückte sich, um den Toten draufzusetzen. Im nächsten Augenblick zuckte ein
greller Blitz auf, der mir so schmerzhaft in die Augen stach, daß ich
aufschrie.
    »Keine Bewegung!« befahl eine
kühle Frauenstimme. »Oder es knallt!«
    Ich hatte genug mit Blinzeln zu
tun, als daß ich an Bewegung gedacht hätte. Irgendwo ganz in der Nähe begann
wieder zorniges Spanisch zu strömen.
    Schließlich klärte sich mein
Blickfeld, und das erste, was ich sah, war eine Pistole. Das zweite war die
Frau, die

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