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Täglich frische Leichen

Täglich frische Leichen

Titel: Täglich frische Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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sie in der Hand hielt. Sie war brünett, und soviel ich sehen konnte,
erst kürzlich mit Silberlame besprüht worden. Ein Kleid konnte das ja kaum
sein, denn es schien unmöglich an- oder auszuziehen.
    Sie lächelte uns spöttisch an;
die Pistole in ihrer Hand zitterte dabei kein Millimeterchen. »Haben Sie
geglaubt, ich falle auf den faulen Zauber mit diesem Verkehrsunfall herein? Und
nun — wie wär’s, wenn jemand ein paar Erklärungen abgäbe?« Ihre Stimme floß so
lieblich wie rauchende Salpetersäure. »Was suchen Sie in meinem Haus? Obendrein
mit dem Leichnam meines Mannes?«
    »Aber gern«, sprudelte ich
nervös hervor. »Gib der Dame Auskunft, Rafael. Ich weiß, daß du eine einfache
und logische Erklärung für alles hast.«
    Seine dunkle Brille bebte ein
wenig, als er mich ansah, dann lächelte er freundlich. » Por favor ?« erkundigte er sich höflich.
    »Gib der Dame doch Antwort,
Rafael«, sagte ich leicht verzweifelt.
    Er zuckte hilflos die
Schultern. » Buenas noches ,
Señora «, sagte er.
    »Du sprichst Englisch genauso
gut wie ich, du Strolch!« schimpfte ich. »Es ist deine Leiche — also rede!«
    » No comprendo .«
Er schüttelte den Kopf.
    Die Vorhänge vor der
Spiegelglastür am anderen Ende des Zimmers teilten sich plötzlich. Hervor trat
ein Mann mit einer Kamera in der Hand. Sie war mit einem Elektronenblitz
ausgestattet, und ich wußte nun, was mich da so geblendet hatte.
    Der Mann war jung und sah in
gewisser Hinsicht ganz gut aus. Was ihm fehlte, waren lediglich eine Rasur und
ein ordentlicher Anzug, dazu vielleicht noch ein zivilisierter Haarschnitt.
Seine blonden Haare fielen ihm fast über die Augen, und die Stoppeln am Kinn
stammten mindestens von vorgestern. Seine Hosen schienen noch nie ein
Bügeleisen gesehen zu haben; unter einer Windjacke aus Gabardine trug er ein
blaues Hemd.
    Er betrachtete uns und grinste.
»Mann!« sagte er. »Das nenne ich dufte!«
    »Hast du das Bild im Kasten,
Terry?« erkundigte sich die brünette Dame.
    »Für immer und ewig«,
antwortete er. »Eine Wolke von Bild.«
    Die Brünette lächelte finster.
»Terry spricht Spanisch«, sagte sie sanft. »Wollen Sie uns die Sache also
lieber in Ihrer Muttersprache erläutern, Mr. Vega?«
    »Nein«, erwiderte Rafael
düster. »Sie wissen, wie ich heiße — ich will lieber warten und der Polizei
alles erklären. Sie wird mir freilich ebensowenig glauben.«
    Ich konzentrierte mich auf den
Mann mit der Kamera. »Sie haben ein Foto gemacht«, sagte ich langsam. »Warum?«
    »Wir wollen nicht vom Thema
abkommen«, sagte die Dame barsch. »Was soll ich mit dem Leichnam meines Mannes?
Ich warte noch immer auf eine Erklärung.«
    »Und ich auf die Polizei,
Señora«, erklärte Rafael höflich. »Der Tote... war Ihr Gatte?«
    »Jedenfalls nach den Buchstaben
des Gesetzes«, antwortete sie knapp.
    »Mein herzliches Beileid,
Señora.« Rafael verbeugte sich formvollendet. »Ein bedauerlicher Irrtum.«
    »Irrtum, ha!«
    » Dios mio «,
fuhr er auf. »Sie glauben doch nicht, ich hätte ihn absichtlich erschossen?«
    »Genau das glaube ich«, sagte
sie. »Und ich weiß auch, wer Sie für den Mord bezahlt hat.«
    Sie trat einen Schritt näher,
wodurch die Pistole in ihrer Hand plötzlich viermal so groß wurde. »Axel
Milroyd hat Sie gedungen — und wagen Sie ja nicht, es zu leugnen!«
    »Axel Milroyd?« wiederholte
Rafael matt.
    »Also«, fuhr Mrs. Stern leise
fort, »Sie werden ihm eine Überraschung bereiten. Er hat den Mord bestellt, er
soll auch die Früchte ernten. Sie beide werden jetzt den Leichnam in sein Haus
bringen. Sofort!«
    Ich schluckte ein paarmal, dann
war ich wieder Herrin meiner Stimme — teilweise jedenfalls. »Mrs. Stern«,
stammelte ich, »Sie begehen einen schrecklichen Fehler. Das Ganze war ein
Versehen und...«
    »Halten Sie den Mund!« Sie
bewegte die Hand mit der Pistole ein Stückchen, so daß ich direkt in die
Mündung blickte. Dann sah sie wieder Rafael an. »Terry hat ein tadelloses Bild
aufgenommen: Mr. Vega mit der Leiche meines Mannes in den Armen«, sagte sie.
»Sie tun jetzt, was ich sage, andernfalls macht Terry zwei Abzüge von diesem
Bild, einen für die Polizei und einen für Arturo. Sie haben die Wahl.«
    Rafael bückte sich und hob
unseren stummen Begleiter wieder auf. »Bin schon unterwegs, Señora«, sagte er
hastig.
    »Schon besser«, meinte sie.
»Aber versuchen Sie ja nicht, mich zu hintergehen, sobald Sie aus dem Haus
sind. Ich erfahre schon, ob Sie ihn abgeliefert haben

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