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Täglich frische Leichen

Täglich frische Leichen

Titel: Täglich frische Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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verzeichnet,
folglich mußte das unser Mann sein. Ich berichtete Rafael, was mir Johnny über
ihn erzählt hatte, worauf seine dunklen Brillengläser zu glitzern begannen.
    »Wir haben leider keine Wahl,
Mavis«, sagte er kurz angebunden. »Wir müssen die Leiche bei diesem Axel
Milroyd abliefern. Was er jedoch mit ihm machen soll, weiß ich beim besten
Willen nicht.«
    »Vielleicht ist er ein
Sammler«, meinte ich, weil Johnny mich auf diese Idee gebracht hatte.
    »Wer sammelt Leichen?« Rafael
starrte mich begriffsstutzig an.
    Ich zuckte die Schultern. »Es
gibt viele Verrückte. Ich kannte mal einen, der sammelte Puppen.«
    »Das tun alle Männer«, sagte er
unwirsch. »Ich habe schon mit dreizehn damit angefangen, und zwar bei einem
Dienstmädchen auf der Hazienda meines alten Herrn.«
    »Ich meine Spielzeugpuppen«,
fuhr ich ihn an.
    » Bueno !«
Rafael grinste gehässig. »Dann mache ich ein Geschäft mit ihm: Für zwei Cents
gehörst du ihm, und die Leiche bekommt er gratis dazu.«
    »Wirklich sehr witzig«, sagte
ich. »Gleich lach’ ich mich tot.«
    »Deine Ideen werden stündlich
besser«, sagte er. »Aber nun fahren wir lieber los. Die Stunde, die Señora
Stern uns eingeräumt hat, ist nahezu vorüber.«
    Also ging’s wieder in den Wagen
und hinaus zu den Palisades . Wie schon
die Strip- tease -Tänzerin sagte, als sie ihr
Feigenblatt ab legte: Das Leben wird immer eintöniger.
    Wir fanden Axel Milroyds Haus auf Anhieb. Es war auch eins, das man nur
schwer verfehlen konnte: eine Art Ranch, verwinkelt und mit mehreren Flügeln,
an einen Felsen gebaut, von dem aus man freie Sicht auf den Ozean hatte. Mir
wurde allein vom Hinaufschauen schwindlig.
    Rafael kurvte die Serpentinen
im ersten Gang hinauf und hielt vor sechs Zementstufen, die zu einer breiten
Terrasse führten. Aus allen Fenstern strahlte Licht. Drinnen ließ ein Radio
oder Plattenspieler Cool Jazz in die heiße Nacht rieseln.
    »Und was machst du jetzt?«
fragte ich.
    »Was mir aufgetragen wurde«,
sagte Rafael barsch. »Ich bin die ewige Rumfahrerei leid. Aussteigen!«
    Gehorsam stieg ich aus und
wartete, derweil Rafael den Kofferraum öffnete und George wieder mal heraushob.
Er schritt die sechs Stufen hinauf, George in den Armen und mich im Kielwasser.
    Auf der Terrasse war’s viel zu
hell, um gemütlich zu sein. Ich boxte Rafael in die Rippen. »Warum legst du ihn
nicht einfach hin und läufst weg?« flüsterte ich.
    »Hältst du mich für einen
Feigling, Mavis?« fragte er beleidigt.
    Er deponierte George in einem
Korbsessel, dann seufzte er erleichtert und richtete sich auf. » Bueno «, sagte er. »Du hast recht, Mavis, ich bin ein
Feigling.« Er packte mich am Ellbogen. »Los!«
    Aber plötzlich erwachte die
Terrasse zu turbulentem Leben. Wir waren von vier finsteren Typen umgeben, die
obendrein alle Schießeisen in den Händen hielten. Es war wie im Westernfilm,
wenn der Held in den Saloon marschiert, um mit dem Bösewicht abzurechnen.
    Dann kam noch einer aus dem
Haus und musterte uns. Er war groß und schlank und trug ein weißes Seidenhemd
mit einem schwarzen, gestickten A auf der Tasche, dazu schwarze Hosen. Er war
Ende Dreißig, hatte kurzgelocktes schwarzes Haar und durchdringende Augen.
    »Was soll der Unsinn?« fragte
er Rafael. »Niemand hat Sie eingeladen.«
    »Ich habe nur etwas für Sie
abgeliefert, Señor«, entgegnete Rafael eisig. »Sie sind doch Axel Milroyd?«
    »Ja.« Der Lange nickte. »Was
abgeliefert?«
    »Dort im Sessel.« Rafael wies
auf George. »Ich habe den Auftrag, ihn hier abzugeben.«
    Einer der finsteren Typen
betrachtete George näher, dann fuhr er zurück. »Eine Leiche!« sagte er
bestürzt. »Der Kerl muß übergeschnappt sein.«
    Milroyd inspizierte den
Leichnam schweigend, dann sah er Rafael wieder an. »Jonathan Stern«, sagte er
ruhig. »Packen Sie aus.«
    »Die Witwe hat mich gebeten,
ihn hierher zu bringen«, sagte Rafael. »Und das habe ich getan.«
    »Aber das ist doch nicht
alles«, meinte Milroyd im gleichen Plauderton. »Es gibt bestimmt noch mehr zu
erzählen.«
    »Tut mir leid«, sagte Rafael,
»aber ich habe einen langen Tag hinter mir. Ich schlage vor, daß Sie sich wegen
weiterer Einzelheiten telefonisch mit Señora Stern in Verbindung setzen. Hasta luego ,
Señor.« Er drehte sich um und nahm Kurs auf die Treppe. Aber schon nach dem
ersten Schritt bremsten ihn zwei Pistolen, die ihm in den Magen gerammt wurden.
    »Herein mit ihnen«, sagte
Milroyd.
    Wir wurden ins Wohnzimmer
eskortiert

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