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Täglich frische Leichen

Täglich frische Leichen

Titel: Täglich frische Leichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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und in zwei Sessel genötigt.
    »Und nun möchte ich die ganze
Story hören«, sagte Milroyd. Rafael zuckte die Schultern und schwieg.
    »Okay, Hübsche.« Milroyd sah
mich an. »Dann eben von Ihnen.«
    »Ich weiß von nichts«, sagte
ich nervös. »Ich bin nur zur Gesellschaft mitgefahren.«
    Milroyd zündete sich
umständlich eine Zigarette an und lächelte hinterhältig. »Sie sind hübsch,
wirklich«, sagte er. »Auch die Polizei wird ihre helle Freude an Ihnen haben.«
    »Die Polizei?« echote ich.
    »Gewiß«, sagte er. »Ich werde
Sie der Polizei übergeben — Sie alle drei.«
    Ich blickte Rafael bittend an,
und er knurrte: »Es war ein Irrtum, das mit Señor Stern, meine ich. Wir wollten
ihn loswerden und fuhren ihn deshalb nach Hause. Aber dort trafen wir mit
Señora Stern zusammen, und sie trug uns auf, ihn hierher zu bringen.«
    »Und Sie tun selbstverständlich
immer, was die Dame wünscht?« sagte Milroyd gelassen.
    »Wenn sie ein Blitzlichtfoto
besitzt, das mich mit der Leiche in den Armen zeigt, und wenn sie droht, es den
Behörden zu übergeben«, sagte Rafael, »dann tue ich immer, was die Dame
wünscht.«
    Auf der Terrasse erklangen
Schritte, und zwei Sekunden später kam ein weiterer Zuhörer ins Zimmer. Mir
genügte ein Blick auf seine dicke Hornbrille und den Bart, um schnell die Augen
zu schließen. Aber als ich sie wieder öffnete, stand er immer noch da.
    »Wie geht’s denn Ihren
Strümpfen?« Er lächelte mich leutselig an. »Wie ich sehe, ist auch Ihr Freund
noch immer bei Ihnen — wenngleich er nicht mehr an Rigor mortis leidet wie heute nachmittag .«
    »Soll das heißen, Sie haben
vorhin schon am Strand gewußt, daß er tot war?« sagte ich vorwurfsvoll.
    »Meine Liebe«, sagte er und
lächelte höflich. »Kurzsichtig bin ich ja, aber doch nicht blind!«
    »Und warum haben Sie das nicht
merken lassen?«
    »Ich hielt es für besser, mich
dumm zu stellen«, sagte er. »Schließlich war ich allein, und Sie waren — soviel
ich sehen konnte — zwei zu allem entschlossene Mörder. Vorsicht ist die Mutter
der Porzellankiste, nicht wahr?«
    »Sie wollten die Witwe mit dem
Leichnam beglücken«, erklärte ihm Milroyd, »aber die wußte was Besseres. Sie
befahl den beiden, ihn bei mir abzuliefern.«
    »Ich wußte noch gar nicht, daß
du ein Bestattungsinstitut betreibst, Axel«, sagte der Mensch mit der
Hornbrille. »Lohnt sich’s?«
    »Na, jedenfalls ist es
krisenfest«, meinte Milroyd belustigt. »Du weißt doch: Tote sterben nicht aus.«
    »Wie Jonathan Stern«, sagte
Wanzenbart. »Wie hat es ihn denn erwischt?«
    Beide sahen Rafael
erwartungsvoll an, aber der sprach kein Wort. Milroyd trat einen Schritt vor,
dann schoß seine Faust durch die Luft und landete in Rafaels Antlitz. Rafael
fiel fast mit dem Sessel um, aber dann schüttelte er nur bedächtig den Kopf und
verzog keine Miene.
    Auch Wanzenbart schüttelte den
Kopf, scheinbar sorgenvoll. »Ich mag Handgreiflichkeiten ja überhaupt nicht,
Axel«, sagte er. Er betrachtete Rafael. »Nun geben Sie ihm doch schon
Auskunft.« Aber Rafael schwieg weiter, weshalb ihm nunmehr Wanzenbart eine
versetzte — womöglich noch härter als Milroyd. »Aber natürlich kommt man
mitunter ohne Handgreiflichkeiten nicht aus«, erklärte er freundlich. »Wollen
Sie ihm jetzt antworten, mein Guter?«
    Rafael sagte etwas auf
Spanisch, was recht kurz und treffend klang. Der Brillenmensch sah zu mir
herüber. »Sie möchten doch sicher nicht, daß Ihr Freund ernsthafte Verletzungen
davonträgt, nicht wahr?«
    »Laßt ihn in Frieden!« sagte
ich wütend.
    »Nichts lieber als das«, meinte
er. »Sobald Sie unsere Frage beantworten.«
    Ich sah keinen Grund, weshalb
Rafael sich die Hucke vollhauen lassen sollte, und deshalb sagte ich’s ihnen.
»Na, Rafael ist doch eine Art Leibwächter bei...«
    »Bei dem liebenswerten Arturo Santeres «, unterbrach mich der Bart mit Brille. »Wissen
wir.«
    »Es ist auf dem Grundstück vor
ihrem Haus passiert, gestern nacht «, fuhr ich fort.
»Rafael hielt Stern für einen Attentäter und schoß auf ihn. Bis heute
spätnachmittags hatte er keine Ahnung, wer Stern überhaupt war.«
    Milroyd und der Bart sahen sich
verständnislos an.
    »Besten Dank«, meinte der Bart
schließlich. »Ich gestehe, Sie haben weitaus mehr Verstand als Ihr Freund Vega.
Aber von einem Leibwächter kann man ja auch keine Intelligenz verlangen.«
    » Por dios !« sagte Rafael mit halberstickter Stimme.
»Ich werde Ihnen eine Kugel in den dicken Kopf

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