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Täuscher

Täuscher

Titel: Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Maria Schenkel
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mir jederzeit anschauen. Er würde mir auch einen guten Preis machen, wir kämen da schon zusammen, hat er mir gesagt.«
    »Bei den Wertgegenständen handelt es sich nicht um alltägliche Dinge. Können Sie mir sagen, was Sie beruflich machen?«
    »Eigentlich bin ich Schneiderin, das habe ich einmal gelernt, aber ich bin schon seit Jahren mit einem Geschäftsmann verlobt. Er ist auch der Grund, warum ich die letzten Monate verreist war. Als Schneiderin verdient man nicht viel, da könnte ich mir so etwas nie leisten. Aber nicht dass nun ein falscher Eindruck von mir entsteht, ich bin ein anständiges Mädchen.«
    »Daran habe ich auch nicht gezweifelt.«
    »Ich wollte es nur richtigstellen, denn manchmal werden auch falsche Schlüsse gezogen. Mein Verlobter ist verheiratet und kann sich leider nicht scheiden lassen, lebt aber von seiner Frau schon seit Jahren getrennt.«
    »Fräulein Sußbauer, es ist Ihre Angelegenheit.«
    »Ich wollte das nur richtigstellen. Der Freund vom Luck, der hat auf mich keinen guten Eindruck gemacht. Der ist schon ein seltsamer Mensch, so ganz anders als der Schinder.«
    »Wissen Sie noch den Namen des Freundes?«
    »Täuscher, Hubert Täuscher. Wie gesagt, ein seltsamer Mensch, der hat den Mund nicht aufgebracht, ist immer nur dabeigesessen, und der Luck hat geredet. Mir war der unheimlich, richtig gegruselt hat es mich vor dem.
    Und dann ist mir noch was aufgefallen. Der Schinder, der hatte eine wehe Hand.«
    Johann Huther richtete sich in seinem Stuhl auf und beugte sich mit dem Oberkörper etwas nach vorne: »Eine wehe Hand?«
    »Ja, eine wehe Hand. Er hatte sich einen Verband drumgewickelt, und der war ganz blutig. Ich habe ihn darauf angesprochen, und er hat gesagt, er habe sich beim Autoankurbeln verletzt. Ich habe nicht weiter nachgefragt.«
    »Wissen Sie noch, welche Hand es war?«
    »Warten Sie … die linke. Nein. Die rechte.«
    »Sind Sie sich da sicher?«
    »Es war die rechte. Ich bin mir absolut sicher, mausetot könnte ich umfallen, so sicher bin ich mir da.«

Donnerstag, 30 . März 1922 ,
Landshut-Neustadt,
Bürstenfabrikantensohn Hubert Täuscher,
5 . 02  Uhr nachmittags
    »Ich bin noch drüben bei der Rötzer gewesen, die hat wieder gebraucht, da brauchst nicht reingehen, wenn du es eilig hast. Die betet jedes Wurstradl an, ehe sie es dir einpackt. Und beim Wechselgeld hat sie mich auch schon dreimal beschissen. Ich hab gerade noch Zeit gehabt, die Mutter zu verrichten und mich umzuziehen, bevor du gekommen bist. Magst einen Tee, Bertl?«
    »Da sag ich nicht nein.« Hubert Täuscher stand in dem kleinen Vorraum, der zum Flur in der Wohnung Ganslmeier führte.
    »Ein Sauwetter haben wir heute wieder, meinst nicht auch?« Clara Ganslmeier rief Hubert Täuscher die Worte über die Schulter hinweg zu, als sie auf dem Weg in die Küche war. »Geh, Bertl, magst nicht ablegen und schon ins Wohnzimmer gehen? Ich mach den Tee und stell die Pralinees der Mutter ans Bett, die wird sich freuen, wenn sie aufwacht. Mach’s dir bequem, ich bin gleich bei dir.«
    Hubert Täuscher zog den Stutzer aus und hängte ihn an die Garderobe. Während Clara in der Küche war, schob er den Riegel an der Wohnungstür vorsichtig zurück. So, wie er es zuvor mit Schinder vereinbart hatte, erst dann ging er den Gang entlang hinüber in den Salon.
    Ausgemacht war, Schinder sollte ein paar Minuten im Stiegenhaus abwarten. Danach, ohne Lärm zu machen, die Wohnungstür öffnen und sich im ersten Zimmer links verstecken. Sobald die Luft rein war, würde Hubert ein Zeichen geben. Schinder hätte dann genügend Zeit, sich von der Kammer in das Zimmer, in dem die Mutter Ganslmeier schlief, zu schleichen. Als Zeichen war ein lautes Husten vereinbart worden. Schinder wüsste dann, dass Clara die nächste Viertelstunde im Salon bleiben würde. Zeit genug, den Schmuck zu stehlen und die Wohnung zu verlassen.
    Hubert hatte sich in einen der Clubsessel gesetzt, während Clara in der Küche den Tee machte. Kurz darauf kam sie mit einem vollbepackten Tablett zu ihm ins Wohnzimmer. Neben den Teetassen lagen auf einem extra Tellerchen ein paar Pralinees und etwas Gebäck. Sie stellte das Tablett ab, goss jedem etwas Tee ein und in die für Hubert bereitgestellte Tasse zusätzlich zwei Scheiben Zitrone.
    »Ich weiß doch, dass du das so gerne magst, Bertl.«
    Clara lächelte, beugte sich nach vorn und gab Hubert einen Kuss auf die Stirn, dann erst setzte sie sich. Sie nahm ihre Tasse vom Tischchen und nippte daran.

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