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Täuscher

Täuscher

Titel: Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Maria Schenkel
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Während sie die Tasse weiter in der Hand hielt, sah sie Hubert dabei zu, wie er seinerseits einen Schluck Tee nahm.
    »Ach, das hat heute wieder gedauert, bis die Mutter eingeschlafen ist. Da hilft selbst der Baldrian nichts mehr, aber jetzt schläft s’. Glaub mir, alte Leute sind, als ob du die Stube voller kleiner Kinder hast.«
    Hubert Täuscher hustete.
    »Hast dich verschluckt, Bertl? Du darfst den Tee nicht so hastig trinken, der ist noch ganz heiß.«
    »Nein, nein, ist schon in Ordnung.«
    »Du wirst mir doch nicht krank werden, Bertl?«
    Clara stellte die Tasse zurück auf den Tisch.
    »Oh mein Gott, ich hab noch was vergessen! Kannst schnell einen Moment warten? Ich muss noch mal rasch hinüber ins Klosett. Der Mutter ihr Nachtgeschirr steht immer noch da. Ich hab es abgestellt, wie du an der Tür geschellt hast.«
    Ehe Täuscher etwas sagen konnte, stand sie auf und ging hinaus. Kreidebleich und stumm vor Schreck blieb er im Wohnzimmer auf dem Kanapee und wartete.
    Er hörte die Spülung und das Klappern von Claras Absätzen, als diese vom Klosett hinüber in die Küche zum Händewaschen ging.
    »Ach, ich weiß nicht, wo heute mein Kopf ist. Bertl, ich bin gleich wieder bei dir, ich leg nur noch schnell das schmutzige Handtuch in die Kammer«, rief sie ihm vom Flur aus zu. Er wusste nicht, was er tun sollte, saß einfach weiter da und lauschte angespannt. Er hörte, wie Clara den Flur entlanglief und die Tür zur Kammer öffnete.
    Kurz darauf hörte er sie schreien. Hubert sprang vom Sofa hoch und lief aus dem Salon, hinüber in die Kammer. Er konnte sehen, wie Luck mit Clara rang.
    »Hilf mir, oder schau, dass dich schleichst!«
    »Luck, gefehlt ist’s, lass es bleiben und komm!« Hubert wollte nur noch fort.
    »Schau, dass dich schleichst, ich sag’s nicht noch mal! Wart unten in der Steckengasse!«
    Clara war von Luck auf das Bett gestoßen worden. Sie schrie die ganze Zeit und schlug verzweifelt um sich. Hubert wusste sich nicht zu helfen, er drehte sich um, rannte aus der Wohnung hinaus und, so schnell es ging, die Treppen hinunter. Die ganze Zeit begleitet von einem dumpfen Geräusch, Claras wieder und wieder gegen das Bettgestell schlagende Beine.
    Keine Viertelstunde später war auch Schinder in der Steckengasse. Hubert packte Luck am Arm und drückte ihn in einen Hauseingang.
    »Was hast du gemacht? Was ist mit der Clara?«
    Luck riss sich los und ging schnell die Gasse entlang, Täuscher hinterher.
    Dann drehte er sich um und schaute Hubert mit wilden Augen an: »Jetzt hältst dein Maul und kommst mit, den Schmuck hab ich, und gut ist. Maulaffen feilhalten kannst später, los, komm!«
    Als Hubert ihn auf der Fahrt nach München noch einmal fragte, was mit der Clara passiert sei, sagte der: »Was werd ich schon gemacht haben, Patscherl? Ein Ende hab ich ihr gemacht.«
    »Bist du verrückt? Hast die Clara umgebracht? Ist sie tot? Bist du wahnsinnig?
    Und die Mutter? Die hat doch alles gehört, die weiß bestimmt, dass ich da war! Die Clara hat es ihr hundertprozentig gesagt, dass ich komme!«
    »Bist ein Depp! Hörst nicht zu? Da brauchst dich nicht zu kümmern, die redet nicht mehr. Ich hab den beiden den Garaus gemacht.«
    Täuscher starrte ihn an.
    »Wie …«
    »Was schaust denn so blöd! Ich hab alles gemacht wie ausgemacht. Ich bin in die Wohnung rein, und wie ich die Ganslmeier hab kommen hören, da hab ich mich hinter der Tür versteckt. Die hat mich nicht mal bemerkt, wie sie rein ist ins Zimmer. Erst im Hinausgehen ist sie mit dem Ellbogen gegen mich gestoßen, und da hat sie mich dann gesehen. Ich hab keine andere Wahl gehabt. Die hätte doch gleich die Polizei geholt, und dann wär ich dran gewesen, wegen versuchtem Einbruch und Raub. Glaubst, ich will wegen so was noch einmal einsitzen? Ich bin doch nicht blöd. Die Ganslmeier, die dumme Gans, hat mich angegafft, als ob ich ein Geist wär, da hab ich nicht lange gewartet und sie gepackt und aufs Bett hingefeuert. Sie hat geschrien wie narrisch, das hast doch noch gehört. Das Luder, das hundsverreckte, gewehrt hat sie sich. Sie hat mich am Selbstbinder gepackt und den mit aller Kraft zusammengezogen. Fast wär mir selbst der Schnaufer ausgegangen. Grad zu tun hab ich gehabt, dass ich ihrer Herr geworden bin. Ein zaches Luder, deine Clara, mir war schon ganz damisch, bis ich endlich mein Messer im Hosensack zu fassen gekriegt hab. Damit hab ich ihr gleich die Gurgel abgeschnitten. Brauchst nicht so schauen! Was hätte ich machen

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