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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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gerade genug Zeit zum Angriff. Er trat nach oben und erwischte Hersh so heftig am Bauch, daß dieser sich krümmte. Aber Hersh hatte immer noch Noams Waffe in der Hand.
    Decker trat erneut zu, dann tastete er nach seiner eigenen Waffe, die nur ein kleines Stück von ihm entfernt lag. Seine Kleidung war inzwischen blutdurchtränkt, und er spürte, wie er immer schwächer wurde. Zentimeter um Zentimeter näherte sich seine Hand der Waffe, dann schloß er seine Finger darum und ließ sich genau in dem Moment auf den Rücken fallen, als Hersh wieder zu Atem gekommen war. Keine Zeit zu zielen. Decker hob die Pistole und schoß im selben Moment, als Hersh seine Waffe erneut abfeuerte.
    Hershs Kugel prallte vom Boden ab.
    Decker schoß noch mal. Und noch mal.
    Hersh torkelte nach vorn. Zwischen seinen Augen waren zwei rote Löcher. Decker schoß immer weiter.
    Noam stieß einen entsetzlichen Schrei aus.
    Aus Hershs Stirn schossen Fontänen von Blut. Dann fiel er und landete mit einem dumpfen Aufschlag auf Decker.
    Decker schob ihn mit seinem unverletzten Arm beiseite und preßte seine Hand auf die Wunde am anderen Arm.
    Noams Schreie hallten durch die Stille der Nacht.
    Halt die Schnauze, dachte Decker. Halt um Himmels willen die Schnauze!
    Die Luft war so verdammt kalt. Blut floß aus seinem Körper. Zumindest war noch etwas in ihm warm.
    Du mußt aufstehen, ermahnte er sich. Du wirst hier draußen verbluten, du Arschloch. Raff dich endlich auf.
    Noam schrie immer noch wie ein Verrückter.
    Decker legte sich auf den Rücken und umfaßte den blutigen Arm mit seinen Fingern. Sein ganzer Körper war in kaltem Schweiß gebadet. »Hol Hilfe, verdammt noch mal«, brüllte er Noam an.
    Doch der Junge rührte sich nicht.
    Dann hörte Decker eine Stimme. Er konnte nicht sehen, wer es war. Es war dunkel und neblig, und alles verschwamm bereits vor seinen Augen. Eine weibliche Stimme schrie: »Oh, Gott! Oh, Gott!«
    Hört sich wie Rina an, dachte Decker, während ihm das Blut den Oberkörper herunterlief. Aber war sie denn nicht mit Handschellen ans Lenkrad gefesselt? Er mußte verwirrt sein. Er sah und hörte bereits unwirkliche Dinge.
    Rina beugte sich jetzt über ihn und schrie immer noch: »Oh, Gott, oh, Gott!« Ihre Waffe zitterte in ihren Händen. Das verdammte Ding hätt’ ich echt ’ne Minute eher brauchen können, dachte Decker.
    Rina legte den Revolver hin, riß sich ihr Tuch vom Kopf und wickelte es um seinen Arm. Sie zog den Stoff fest um die Wunde. Ein tiefer, pochender Schmerz. Aber den konnte er ertragen. Was ihm viel mehr an die Nerven ging war Noams Gekreische. Rina mußte seine Gedanken gelesen haben, denn sie brüllte den Jungen an, er solle den Mund halten. Sofort verstummten seine Schreie zu einem leisen Schniefen.
    »Das Arschloch hat mich angeschossen!« ächzte Decker. Er regte sich immer mehr auf. »Ich kann es verdammt noch mal nicht fassen! Das Arschloch hat mich tatsächlich angeschossen!«
    Rina antwortete nicht. Decker brauchte ihr nur ins Gesicht zu sehen, um zu wissen, daß es ihn schlimm erwischt hatte. Er fror, war ganz benommen und kurz davor, ohnmächtig zu werden. Und die arme Rina bemühte sich so sehr, ihre Panik zu verbergen …
    »Du mußt oberhalb der Wunde abbinden«, flüsterte Decker. »Das Arschloch hat meine Schlagader erwischt! Ich werd’ ganz beschissen verbluten, wenn du nicht verdammt bald was tust!«
    Rina nahm das blutige Tuch ab und band es ein Stück weiter oben zusammen.
    »Fester«, sagte Decker. Er fing heftig an zu zittern. Klasse, dachte er. Ich falle in einen lebensbedrohlichen Schockzustand. All die blutenden Körper, um die er sich als Sanitäter in Vietnam gekümmert hatte. Was für eine Art abzutreten! »Der Arm muß sich taub anfühlen, damit die Blutung aufhört.«
    Rina riß das Tuch wieder ab und versuchte es noch einmal. Peter zitterte fürchterlich. Oh, Gott, laß ihn bitte nicht sterben! Sie zog mit aller Kraft an den Enden des Tuches. Es reichte nicht. Immer noch lief Blut heraus.
    »Such dir einen Stock«, sagte Decker mit bebender Stimme. »Du mußt einen … Knoten machen …«
    »Ja, ich weiß, ich weiß«, sagte Rina. »Versuch nicht zu reden, Peter.« Auf dem Boden lag aller möglicher Müll. Sie fand einen Metalldorn und band die Enden des Tuchs um die Mitte des Dorns. Dann drehte sie den Dorn und zog damit das Tuch immer fester. Einige Male spritzte noch Blut, doch schließlich lief es nur noch ganz langsam und hörte dann ganz auf.
    Aus seiner

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