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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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ist gerade einundvierzig geworden. Also mußt du … zehn, zwölf Jahre jünger sein als er, oder?«
    Rina nickte.
    Frieda schüttelte den Kopf. »Ich rede dummes Zeug. Sag ihm, daß ich ihn liebe. Er wird es mir nicht glauben, aber sag es ihm trotzdem. Sag ihm, ich überlasse es ihm, was er tun will. Aber ich würde gerne mit ihm reden und ihn um Verzeihung bitten.«
    »Es gibt keinen Grund …«
    »Doch, Rina. Es gibt einen Grund.«
    »Ich werde es ihm sagen.« Rina zögerte. »Ich glaube allerdings nicht, daß er Ihre Eltern sehen möchte.«
    »Meine Eltern!« rief Frieda entsetzt. »Sie würden ihn erkennen. O Gott, mein Mann und meine Kinder wissen nichts von dieser furchtbaren Schande.«
    »Das haben wir uns gedacht.«
    »Ich möchte am liebsten sterben.«
    »Ruhen Sie sich aus, Mrs. Levine«, sagte Rina. »Lassen Sie mich mit Peter reden und hören, was er will.«
    »Sag ihm, meine Eltern sind morgen zum Mittagessen bei meiner Schwester«, sagte Frieda. »Es wird nur meine Familie …« Sie fing wieder an zu weinen. Dann fragte sie: »Hat er überhaupt eine Familie?«
    »Natürlich!« sagte Rina. »Peter ist nicht im Waisenhaus oder so aufgewachsen. Er hatte eine sehr schöne Kindheit. Seine Eltern leben in Florida, wo er auch aufgewachsen ist. Sie sind ziemlich bestürzt über seine Konvertierung …«
    »Er brauchte doch gar nicht zu konvertieren«, sagte Frieda.
    »Das weiß ich«, sagte Rina. »Und Sie wissen es. Aber es war leichter, als allen zu erzählen, er wäre ein Ger, als die genauen Umstände erklären zu müssen. Außerdem fühlt er sich wie ein Konvertit. Seine Mutter ist eine gläubige Baptistin. Peter spricht sehr liebevoll von seinen Eltern. Und er hat ein gutes Verhältnis zu seinem Bruder.«
    »Nur einen Bruder?«
    »Ja, sonst hat er keine Geschwister«, sagte Rina. »Und natürlich liebt er seine Tochter Cynthia über alles.«
    Frieda faßte sich ans Herz. »Eine Enkelin, die ich nie kennenlernen werde. Was für ein furchtbares Schicksal. Aber ich habe dieses Schicksal verdient, Rina. Es ist eine Strafe von Haschem …«
    »Schsch«, machte Rina beruhigend. »Es wird sich alles finden.« Aber sie glaubte nicht an ihre eigenen Worte.
    Es klopfte erneut an der Tür. Diesmal war es Shimon.
    »Ich steh gleich auf, Darling«, sagte Frieda. »Es geht mir schon wieder viel besser. Ich war wohl nur ein bißchen erschöpft.«
    »Ruh dich ruhig aus, Mama«, sagte Shimon. »Ich wollte mich nur mal erkundigen.«
    Nachdem er gegangen war, sagte Frieda: »Du solltest jetzt besser nach ihm sehen.«
    Rina stand auf. »Ich sage Ihnen Bescheid, was er will.«
    »Sag ihm, daß ich ihn liebe, Rina«, sagte Frieda. »Ich will mich nicht in sein Leben drängen, wie er sich auch nicht in meins gedrängt hat. Ich respektiere seine Entscheidung, egal wie sie aussieht. Richte ihm das bitte von mir aus.«
    »Mach ich.«
    »Und wenn er mich nicht sehen will, sag ihm, daß ich ihn liebe, ihn immer geliebt habe. Und sag ihm, es tut mir leid … es tut mir ja so furchtbar leid.«

7
    Die Rosch ha-Schana-Gottesdienste am nächsten Tag dauerten von acht Uhr morgens bis nachmittags um halb drei. Decker, der schon in seiner Kindheit kein großer Kirchgänger gewesen war, war auch kein großer Synagogengänger. Doch heute war er für jede Minute Verzögerung dankbar. Um so weniger Zeit mußte er mit den Leuten verbringen, besonders mit ihr.
    Es hatte jetzt keinen Sinn mehr zu fliehen. Sein Geheimnis, das so lange bewahrt worden war und an das er auch selbst nur selten gedacht hatte, war gelüftet. Er wußte es, und sie wußte es. Sonst wußte es natürlich niemand, außer Rina.
    Rina als Vermittlerin – eine undankbare Rolle. Dennoch hatte sie diese Rolle mit Sicherheit und Diplomatie gespielt.
    Sie tut alles, was du willst, Peter.
    Was will sie denn?
    Sie möchte mit dir reden.
    Ich will aber nicht mit ihr reden.
    Dann ist es auch gut.
    Dann will sie auch gar nicht mit mir reden.
    Doch, Peter, hatte Rina geduldig erklärt . Sie möchte sehr gerne mit dir reden, aber sie will dich zu nichts zwingen, wozu du nicht bereit bist.
    Ich nicht bereit? hatte Decker fassungslos geflüstert . Ich soll nicht bereit sein? Ich war doch derjenige, der meinen Namen auf die verdammte Liste gesetzt hat. Ich war derjenige, der Kontakt aufnehmen wollte. Und jetzt behauptet sie, ich sei nicht bereit?
    Rina seufzte und sah ihn an, als ob sie sagen wollte: Nun bring doch bitte nicht den Boten um. Dann tätschelte sie ihm mütterlich die Hand und

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