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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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doch nur diesen Mann anzusehen«, sagte Shimon und zeigte auf Decker. »Sieht er aus, als hätte er da jemals einen Zweifel gehabt? Er hat eine magische Anziehungskraft auf Frauen. Denk doch nur daran, was er mit Mama angestellt hat.«
    »Das muß mein Charme gewesen sein«, sagte Decker.
    »Ich glaube, es waren die roten Haare«, sagte Jonathan. Er nahm seine Jarmulke ab und steckte sie wieder in seinen schwarzen Haaren fest. »Mama liebt Rotschöpfe. Hartnäckig wie sie ist, versucht sie mich immer wieder mit rothaarigen Frauen zu verkuppeln.«
    Decker spürte, wie sich sein Magen verkrampfte. »Sie sind also nicht verheiratet«, sagte er.
    »Ein wunder Punkt in der Familie«, sagte Shimon. »Einer von vielen.«
    »Kennen Sie nicht ein paar nette jüdische Frauen in Los Angeles?« fragte Jonathan. »Am liebsten welche, die so aussehen wie Ihre Frau.«
    »Religiöse Frauen«, sagte Shimon.
    »Nicht zu religiös«, sagte Jonathan.
    »Ein weiterer wunder Punkt«, sagte Shimon.
    Ezra lief rot an und sagte: »Wie redet ihr denn an Rosch ha-Schana?«
    »Reg dich nicht auf, Ez«, sagte Jonathan. »Die Torah wird schon nicht gleich auseinanderfallen, wenn jemand sich an Jom Tow einen Scherz erlaubt.«
    »Was weißt denn du schon von der Torah?« sagte Ezra. »So wie ihr euch eure eigenen Gesetze macht …«
    »Fang jetzt nicht damit an, Ezra«, sagte Shimon.
    »Es wäre besser, wenn er gar nichts sagen würde.« Ezras spitz zulaufende Ohren waren jetzt dunkelrot. »Was er nämlich jetzt macht, ist Apikorsis.«
    »Das ist deine Interpretation«, sagte Jonathan. Er unterdrückte ein Lächeln und fing wieder an zu pfeifen.
    »Das ist die wahre Torah-Interpretation!« ereiferte sich Ezra. »Und hör auf, diesen Unsinn zu pfeifen!«
    Jonathan wandte sich an Decker. »Stellen Sie sich mal vor, Ezra hat mich sogar mit in Song of the South genommen, damals, als Filme noch nicht als unkoscher angesehen wurden …«
    »Bevor du trefe wurdest«, sagte Ezra mit dem hebräischen Wort für unkoscher.
    »Tiefschlag, Ezra«, sagte Jonathan.
    »Jetzt reicht’s aber, ihr beiden«, sagte Shimon. »Papa wird euch hören und sich wieder aufregen.«
    »Ach was.« Ezra machte eine wegwerfende Handbewegung, beschleunigte seinen Schritt und schloß sich den älteren Männern und Rinas Schwägern an.
    »Der Mann hat keinen Sinn für Humor«, sagte Jonathan.
    Shimon hob vorwurfsvoll einen Finger. »Das ist aber nicht nett.«
    »Das hat mit nett oder nicht nett nichts zu tun«, sagte Jonathan. »Es ist einfach eine Tatsache, Shimmy.« Zu Decker gewandt sagte er: »Ezra hat mir nie verziehen, daß ich die Herde verlassen hab.«
    »Das hab ich auch nicht«, sagte Shimon.
    »Du?« Jonathan winkte ab. »Wer hört schon auf dich?«
    Shimon lachte. »Jonathan war von uns allen der beste Schüler. Er bricht unserem Vater das Herz mit seinem Konservationismus …«
    »Konservatismus«, sagte Jonathan.
    »Das ist alles der gleiche Blödsinn.« Shimon legte eine Hand auf Deckers Schulter. »Auf uns will er ja nicht hören. Aber vielleicht hört er auf Sie. Reden Sie mal mit ihm.«
    Decker lächelte.
    »Gornisht mein helfun«, sagte Jonathan. »Ich geb’s auf. Ich hab mich schon zu weit entfernt.« Er zog die Augenbrauen hoch. »Es sei denn, Sie wären bereit, Rina aufzugeben …«
    »Keine Chance.«
    »Noch nicht mal, um eine Seele zu retten?«
    »Mit Ihrer Seele scheint mir alles in Ordnung zu sein.«
    Jonathan klopfte seinem Bruder auf die Schulter und sagte: »Hast du das gehört, Shimmy? Eine objektive Meinung.«
    »Allerdings hab ich noch nicht viel Erfahrung mit der Beurteilung von Seelen«, sagte Decker.
    Jonathan lächelte.
    »Yonasan«, sagte Shimon. »Könntest du uns allen einen Gefallen tun? Könntest du nicht mal eine Mahlzeit durchhalten, ohne Papa zu quälen? Sein Herz ist auch nicht mehr das, was es mal war.«
    »Was soll ich denn sagen, wenn er wieder anfängt, auf mir rumzuhacken?« fragte Jonathan.
    »Sag einfach gar nichts.«
    »Aber Papa liebt es doch, sich mit mir zu streiten.«
    »Das tut er nicht.«
    »Es läßt ihn richtig aufleben.«
    »Yonasan …«
    »Tut es aber!«
    Shimon sprach mit geduldiger, aber nachdrücklicher Stimme. »Yonasan, Mamas plötzlicher Anfall gestern hat Papa ziemlich mitgenommen. Tu eine Mitzwa und nimm Rücksicht auf Papa.«
    Jonathan warf die Hände in die Luft. »Okay. Um diese Jahreszeit kann eine Mitzwa mehr nie schaden. Ich lasse Papa in Ruhe.« Seine Augen funkelten. »Dann stürz ich mich eben auf Ezra

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