Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
Vom Netzwerk:
der Gedanke, daß Rabbis sich von Nutten einen blasen ließen … das war fast so, als ob man sich vorstellte, wie die eigenen Eltern miteinander schliefen.
    »Hören Sie«, sagte Decker. »Ich schreib Ihnen meine Telefonnummer hier in Brooklyn auf. Behalten Sie das Foto. Wenn dieser Junge oder jemand namens Hersh hier auftaucht, rufen Sie mich an.« Er steckte seine Brieftasche wieder in die Innentasche seines Mantels. »Da sind noch ein oder zwei Zehner für Sie drin, wenn sich Ihre Information auszahlt.«
    Der Dünne nickte, und Decker verließ den Laden. Zumindest hatte er dem Mann keinen Trip nach Disneyland versprochen.
     
    Rina hatte auf ihn gewartet.
    Offenbar war sie an einer weiteren Runde interessiert. Decker spürte ein Ziehen unterhalb der Gürtellinie. Noch eine Runde? Aber natürlich, Ma’am, Detective Sergeant Decker ist hier, um sie zu beschützen und zu bedienen. Mein Gott, sah sie in diesem Negligé bezaubernd aus. Sie klopfte auf das leere Bett neben sich, und innerhalb weniger Sekunden, nachdem er sich in Rekordzeit ausgezogen hatte, lag er neben ihr.
    »Möchtest du das Licht an oder aus haben?« fragte Rina.
    Decker zog die Augenbrauen hoch. Er fand es immer noch erstaunlich, daß sie am liebsten bei Licht mit ihm schlief. Doch heute wollte er auf dieses Vergnügen verzichten, da er müde Augen hatte und von dem grellen Licht Kopfschmerzen bekam.
    »Mach es aus«, sagte er. »Heute ist Vollmond.«
    Rina drückte lachend den Schalter und kletterte auf ihn. Dann zog sie ihr Nachthemd aus und fuhr ihm mit einem Zipfel des durchsichtigen pinkfarbenen Stoffs zart übers Gesicht. Er biß in den Saum, und sie zog ihn ihm aus dem Mund.
    Mann, o Mann, das war doch das einzige im Leben, was zählte.
    Sein Magen knurrte. Er hatte Hunger, aber das spielte keine Rolle. Würde er halt das Abendessen ausfallen lassen und gleich zum Dessert übergehen.

16
    Am nächsten Morgen war Decker um neun Uhr fertig und wartete im Auto auf Rina. Schließlich kam sie in einer Daunenjacke aus dem Haus, die sie über einem langen Jeansrock trug. Dazu hatte sie dicke schwarze Stiefel an, die aussahen, als könnte man damit Forellen fangen gehen. Das ganze Outfit paßte überhaupt nicht zu ihren rabenschwarzen Haaren, die in unzähligen Locken auf ihre Schultern fielen. Sie setzte sich auf den Beifahrersitz, küßte Decker auf die Wange und legte den Sicherheitsgurt um. Bis auf Lip-Gloss und Wimperntusche hatte sie keinerlei Make-up aufgelegt. Ihre Wangen waren natürlich gerötet.
    »Hast du dir über Nacht eine Dauerwelle machen lassen, oder was?« fragte Decker.
    »Das ist eine Perücke – ein Schejtel.« Rina schüttelte die Locken auf. »Ich würde doch nicht mit unbedeckten Haaren rausgehen. Gefällt sie dir?«
    »Wann hast du dir die denn besorgt?« fragte Decker.
    »Ich hab sie in Los Angeles für Rosch ha-Schana gekauft. Es ist nur so viel passiert, daß ich es irgendwie unpassend fand, sie zu tragen.«
    »Ach, das war das flauschige Ding im Koffer.«
    »Gefällt sie dir, Peter?«
    »Sie ist sexy. Paßt allerdings nicht zu deinen Stiefeln.«
    »Bei diesem Wetter krieg ich immer so kalte Füße.«
    »Du brauchst ja nicht mitzukommen.«
    »Vielleicht hast du mit mir mehr Glück als gestern abend«, sagte Rina.
    Decker dachte an gestern abend. Ein paar von den Männern, mit denen er auf dem Empire Boulevard gesprochen hatte, hatten es für möglich gehalten, daß sie diesen Hersh schon mal gesehen hatten, aber niemand wußte was Genaues. Das Foto von Noam löste nur leeres Starren und Kopfschütteln aus.
    »Was soll ich tun?« fragte Rina.
    Decker ließ den Motor an. Jonathan und sein Matador waren wieder in Manhattan, deshalb hatte Rinas Schwiegermutter ihm sofort ihren Wagen angeboten – einen Plymouth Volare. Er hatte eine Sitzbank, und obwohl Decker sie ganz nach hinten geschoben hatte, waren seine Knie immer noch leicht angezogen. Da war er nun, dreitausend Meilen von L. A. entfernt, machte Detective-Arbeit und fuhr Volares und Matadors – typische Zivilfahrzeuge der Polizei. Da hätte er auch zu Hause bleiben können und sich dafür bezahlen lassen. Rina wiederholte ihre Frage.
    »Was du tun sollst?« sagte Decker. »Du sitzt im Auto und leistest mir Gesellschaft. Wenn ich dich brauche, schrei ich.«
    »Okay.«
    Decker trat das Gaspedal durch und schoß los. Dann schaltete er das Radio ein, und als er keinen Sender fand, der ihm gefiel, schob er, ohne nachzudenken, eine offen herumliegende Kassette in das

Weitere Kostenlose Bücher