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Tag der Buße

Titel: Tag der Buße Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faye Kellerman
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erwartete ihn an der Haustür. Sie kam heraus und drückte ihn heftig an sich.
    »Schon gut!« Decker schlang die Arme um sie. »Womit habe ich denn diesen Überschwang verdient?«
    »Ich liebe dich. Mir ist aufgefallen, daß ich dir das schon lange nicht mehr gesagt habe.«
    »Ich liebe dich auch, Kleines«, sagte Decker. »Ich bin völlig fertig.«
    »Wir haben die Bude voll …«
    »O Gott …«
    »Niemand erwartet von dir, daß du Small talk machst. Alle wissen, daß du viel gearbeitet hast. Sag einfach hallo und geh dann nach oben. Ich bring dir was zu essen.«
    »Ißt du was mit?«
    Rina lächelte. Er sah aus wie ein kleiner Hund, der am Tisch um ein Häppchen bettelt. Sie kniff ihn in die Wange. »Natürlich esse ich mit dir.« Sie legte einen Arm um seine Taille, führte ihn ins Zimmer und schob ihn sanft an den Trauben von Frauen vorbei, die ihm alle das Beste wünschten. Sie hätten ihn gern ausgefragt – Decker sah deutlich die Neugier in ihren Gesichtern –, doch Rina war eine geschickte Führerin. Sie bugsierte ihn nach oben in ihr Zimmer und half ihm aus der Jacke. Dann zeigte sie auf das ausgeklappte Bett und sagte: »Setz dich, dann zieh ich dir die Schuhe aus. Wenn du willst, massier ich dir sogar die Füße.«
    Decker beäugte sie kritisch. »Tust du das, damit ich an dem Fall weitermache?«
    »Unterstellst du meinem vorbildlichen Verhalten als Ehefrau etwa niedere Motive?«
    »Du verhältst dich nicht wie eine brave Ehefrau«, sagte Decker. »Dein Verhalten ist … geishahaft.«
    »Das Wort gibt es nicht, Peter. Soll ich dir die Hose ausziehen?«
    »Ja, gerne.«
    Rina lachte. »Da hast du also keine Einwände.«
    »Ganz im Gegenteil …«
    »Die Jungen kommen jeden Augenblick zurück.«
    »Ich beeil mich und bin ganz leise.«
    Rina sah besorgt auf ihre Uhr.
    »Ich hab doch nur Spaß gemacht, Darling«, sagte Decker.
    »Es macht dir nichts aus, bis heut nacht zu warten?«
    »Honey, anders geht’s gar nicht, falls du nicht auf Leichen stehst.«
    Rina lächelte, dann starrte sie auf ihre Füße. Decker wußte, daß sie Fragen hatte. Dann konnte er auch gleich alles erzählen, um die Sache hinter sich zu bringen.
    »Die Gespräche sind gut gelaufen«, sagte er. »Wenn die Kids mich alle beim Wort nehmen, müssen wir einen Bus mieten.«
    »Wofür?«
    »Um mich erkenntlich zu zeigen, hab ich allen einen Trip nach Disneyland versprochen, falls sie mal nach Kalifornien kommen. Und Pete Decker hält seine Versprechen.«
    »Hast du irgendwas Wesentliches herausbekommen?«
    »Nichts weswegen ich einen Purzelbaum schlagen würde«, sagte Decker. »Aber zumindest hab ich einen neuen Anhaltspunkt. Dem werde ich heute abend nachgehen.«
    »Was für einen Anhaltspunkt?«
    »Einen Schnapsladen und den Namen von einem Jungen – oder besser gesagt einem Zwanzigjährigen. Er heißt Hersh.« Decker beschrieb ihn. »Sagt dir das was?«
    Rina dachte eine Weile nach, dann schüttelte sie den Kopf.
    »Er kam Shimon auch nicht bekannt vor. Der Junge, mit dem ich gesprochen hab, meinte, Hersh könnte aus Crown Heights stammen. Ich werd mich heute abend auf dem Empire Boulevard umsehen. Wenn ich da nichts finde, grase ich morgen Crown Heights ab.«
    »Ich hab gedacht, daß du aus der ganzen Sache aussteigen willst«, sagte Rina. »Deshalb hatte ich schon eine wunderbare Rede vorbereitet, um deine Entscheidung zu begründen.«
    Decker sammelte seine Gedanken. »Ich würd wirklich am liebsten aussteigen. Und wenn ich einen orthodoxen Detektiv finden würde, würde ich dem ganzen Clan gerne adieu sagen. Aber ich fürchte, daß religiöse Privatdetektive selten sind, und ich kann keinen nullachtfuffzehn Privatdetektiv nach Crown Heights schicken. Ich mag zwar nicht das Zeug zum Rabbi haben, aber zumindest hab ich eine gewisse Vorstellung davon, was diese Leute bewegt. Ein normaler Privatdetektiv hätte da keinen blassen Schimmer.«
    Rina gab nur ein Mhm von sich.
    »Außerdem«, fuhr Decker fort, »werd ich mich als Cop vermutlich besser mit der örtlichen Polizei verständigen können als ein Privatdetektiv.« Er sah zu Rina hoch. Sie grinste. »Rina, ich bin nicht edelmütig, ich seh das nur ganz praktisch.«
    »Natürlich«, sagte sie. »Und da ich auch ganz praktisch denke, meine ich, ich sollte dir helfen, Crown Heights abzugrasen.«
    Decker sah sie zweifelnd an.
    »Peter, ich kann besser mit den Frauen reden als du.«
    »Kommt nicht in Frage.«
    »Warum willst du das nicht? Meinst du, es war zu gefährlich? Irgendein

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