Tag der Entscheidung
Kaiserliche Weiße ein kleines Tor öffneten. Sie salutierten kurz, als die Lady ihn auf die andere Seite zog. Kommandeur Lujan, der eine Armee gegen den ausdrücklichen Befehl der Versammlung angeführt hatte, wurde blaß vor Sorge. Er schritt vorsichtig weiter, als wäre die Luft zu kostbar zum Atmen, der Boden unter seinen Füßen zu schön poliert, um darauf zu gehen.
Kaiser Justin auf dem hohen Podest winkte ihn weiter zu sich, herauf auf eine Erhebung, von der er niemals zu träumen gewagt hatte, daß er sie jemals betreten würde.
Dann zögerte er doch, und Lady Mara mußte ihm einen verstohlenen Stoß versetzen.
Er konnte gerade noch ein Stolpern verhindern; er, der Schwertkämpfer genug war, um niemals aus dem Gleichgewicht zu geraten. Irgendwie gelang es ihm, die Stufen ohne Zwischenfall emporzusteigen. Oben angekommen verneigte er sich vor Justins Füßen, und der grüne Federbusch streifte den Teppich.
»Erhebt Euch, Lujan.« Der Junge grinste mit derselben Zuneigung wie damals, als er seinen Lehrer beim Training mit einem Holzschwert zum ersten Mal nach einem Ausfall berührt hatte.
Lujan war zu verwirrt, um zu reagieren. Schließlich gab ihm der Kaiserliche Weiße mit dem schattenhaften Gesicht einen kleinen Tritt mit der Fußspitze und murmelte etwas, das niemand sonst hören konnte. Der Kommandeur der Acoma schoß in die Höhe, als wäre er getreten worden, und blickte in das Gesicht des Kaisers.
Justins Grinsen hatte jetzt etwas Unverschämtes. »Der Kaiser gewährt hiermit Lujan, Offizier der Acoma, das offizielle Patent zur Gründung eines eigenen Hauses. Laßt es alle wissen: Die Kinder und Bediensteten und Soldaten dieses Kriegers werden die Farben seiner eigenen Wahl tragen und auf den Natami des Hauses Lujan schwören. Der heilige Stein erwartet seinen neuen Lord und Herrn im Tempel von Chochocan. Die Patentpapiere werden Euch von der Guten Dienerin Mara übergeben.« Justins Glück war so überwältigend, daß er beinahe zu lachen drohte. »Ihr dürft Euch jetzt vor Eurem Kaiser verbeugen und ihm die Treue schwören, Lord Lujan vom Hause Lujan.«
Lujan, der niemals in seinem Leben um eine schlagfertige Antwort verlegen gewesen war, konnte nur stumm wie ein Fisch nach Luft schnappen. Er verbeugte sich und schaffte es auch irgendwie, würdevoll die Treppen wieder hinabzusteigen. Doch als er unten ankam und Lady Mara gegenüberstand, glänzten seine Augen verdächtig.
»Mylady«, sagte Lujan heiser, immer noch benommen vor Ungläubigkeit.
Mara neigte ihren Kopf. »Mylord.« Sie hielt seine Hand fest, als er bei dem Titel zurückzucken wollte, und legte drei Pergamentrollen in seine Handinnenfläche. Nur eine war mit den Bändern aus kaiserlichem Gold zusammengebunden, die anderen beiden trugen das Grün und das Shatra-Siegel der Acoma.
Mara lächelte. »Mein erster Rekrut, der kühnste Graue Krieger, der jemals den Acoma die Treue geschworen hat, und mein ältester lebender Freund: Hiermit befreie ich Euch offiziell von dem Schwur gegenüber dem Natami der Acoma, voller Glück darüber, daß Ihr jetzt Eurer eigenen Bestimmung dienen könnt. Heute erblickt ein großes Haus das Licht der Welt. Zusätzlich zum Titel des Herrschers, mit dem unser Licht des Himmels Euch bedenkt, erhaltet Ihr von den Acoma eigene Geschenke als Anerkennung.« Sie drückte kurz Lujans Hand. »Erstens erhält das Haus Lujan Anspruch auf die Gebiete, die nach dem Recht der Geburt mir gehörten. Sämtliche Ländereien und sämtlicher Viehbestand auf dem Besitz bei Sulan-Qu sind ab sofort von Euch zu verwalten und für Eure Erben zu erhalten, zusammen mit dem Heiligen Hain, der als Platz für Euren Natami geweiht werden wird.«
»Mylady«, stammelte Lujan.
Mara ging nicht auf ihn ein. »Mylord, zusammen mit diesem Besitz überlasse ich Euch den Dienst von fünfhundert Kriegern. Diese werden zuerst aus all jenen zusammengesetzt, die Euch bei den Grauen Kriegern die Treue geschworen haben. Die übrigen könnt Ihr aus all denen auswählen, die in der Garnison auf dem Besitz bei Sulan-Qu untergebracht und willens sind, Euch zu dienen.«
Jetzt hatte Lujan genügend von seiner verwegenen Haltung wiedererlangt, um zu grinsen. »Götter«, murmelte er. »Wenn das meine Männer hören! Sie wollten nichts weiter als zwei Needras zum Essen stehlen und werden jetzt Offiziere meines Hauses!« Er lachte leise in sich hinein, dann zuckte er mit den Schultern und hätte wohl auch durch lauteres Lachen das Protokoll gebrochen,
Weitere Kostenlose Bücher