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Tag der Entscheidung

Tag der Entscheidung

Titel: Tag der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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hat. Justin ist ihr einziger Erbe. Wenn sie wirklich in ein Komplott verwickelt wäre, das zum Ziel hätte, Justin zum Kaiser zu krönen – würde sie eine solche Intrige ausgerechnet zu einem Zeitpunkt in Bewegung setzen, an dem sie sich überhaupt nicht am Hof befindet? Nur ein Narr würde den Jungen ohne den Schutz der Acoma oder Shinzawai sich selbst überlassen, während die Nachfolge geklärt wird. Justin befindet sich zusammen mit Ichindars Kindern im kaiserlichen Kindergarten, der, wie ich erinnern darf, seit dem Tod des Kaisers vor zwanzig Tagen unter Quarantäne steht! Das Leben eines Kindes könnte in einer solch kurzen Zeitspanne tausend verschiedenen Mißgeschicken zum Opfer fallen. Wenn die Truppen der Acoma marschieren, tun sie das, um ihren zukünftigen Lord zu schützen. Kollegen, ich schlage vor«, beendete Akani seinen Beitrag voller Schärfe, »daß wir uns nicht von Spekulationen und Straßenklatsch beeinflussen lassen, wenn wir unsere Entscheidungen fällen.«
    Shimone wölbte die buschigen grauen Augenbrauen, als der junge Magier mit seinem vernünftigen, sachlichen Argument fortfuhr. »Gutes Argument. Der Junge denkt wie ein kaiserlicher Rechtsgelehrter.«
    Hochopepa kicherte. »Akani studierte für einen solchen Posten, bevor seine magischen Fähigkeiten ihn zu einem Schwarzgewandeten machten. Was glaubst du wohl, weshalb ich von Hodiku einen Gefallen einforderte und ihn bat, Akani auszuwählen, sollte die Diskussion zu gewalttätig werden? Jiros Unterstützer, wie unser allzu direkter Tapek, dürfen nicht die Möglichkeit erhalten, uns zu übereilten Handlungen zu treiben.«
    Und doch konnte nicht einmal Akani mit seinen Fähigkeiten als Rechtsgelehrter das Rederecht lange für sich beanspruchen. Die Gefühle kochten hoch, und inzwischen riefen selbst jene Erhabenen nach einer Lösung, die sich gegenüber den Streitigkeiten neutral verhalten hatten – und sei es nur, um diese lange, ermüdende Sitzung endlich zu einem Ende zu bringen.
    Der Druck von allen Seiten trieb die Vorgänge unerbittlich weiter. Akani hatte seine Redekraft erschöpft, und aus Gerechtigkeit gegenüber seiner früheren Entscheidung mußte der Sprecher Hodiku jetzt das Rederecht an Tapek übergeben.
    »Nun wird es ernst«, sagte Shimone leise.
    Hochopepa zog die Stirn in Falten, und Fumita wurde starr wie eine Statue.
    Tapek machte sich gar nicht erst die Mühe, die Zuhörerschaft zu überzeugen. »Es ist eine Tatsache, Kameraden, daß die Versammlung früher einmal als einheitliches Ganzes handelte und Mara aufforderte, Jiro nicht anzugreifen. Ich handle zum Wohle des Kaiserreichs, wenn ich sage: Mara von den Acoma hat ihr Leben verwirkt!«
    Hochopepa schoß hoch, erstaunlich schnell für einen Mann mit seiner Leibesfülle. »Ich erhebe Einspruch.«
    Tapek wirbelte herum und sah den beleibten Magier an. »Gab es jemals in unserer langen Geschichte einen Sterblichen, dem erlaubt wurde weiterzuleben, nachdem er sich einem unserer Edikte widersetzt hatte?«
    »Ich kann mehrere aufzählen«, konterte Hochopepa, »doch ich bezweifle, daß die Angelegenheit damit erledigt wäre.« Seine Stimme war jetzt kaum mehr als ein leises Knirschen. Er wurde ernst und ließ seine blumigen, umständlichen Phrasen beiseite. »Wir sollten nicht voreilig handeln. Wir können Mara immer noch töten, wenn wir uns dazu entschließen. Doch in diesem Augenblick gibt es wichtigere Dinge.«
    »Er will eine Abstimmung erzwingen«, murmelte Fumita besorgt zu Shimone. »Das könnte das Unheil beschleunigen.«
    Shimones gerunzelte Stirn schien wie erstarrt, als er antwortete: »Laß ihn ruhig. Das Unheil ist ohnehin unabwendbar.«
    Hochopepa schob sich den Mittelgang entlang. Mit seiner rundlichen Figur, dem roten Gesicht und einem Lächeln, das aus tiefstem Herzen zu kommen schien, wirkte er ganz und gar nicht streitsüchtig, und solch ein Auftreten angesichts der angespannten Vorgänge gab ihm ein wenig Freiheit, wenn auch nur, weil die Erheiterung allen dabei half, die Spannung ein wenig abzubauen. Hodiku unterließ es, ihn zurechtzuweisen, als er auf Tapek zuschritt und neben ihm herging. Es sah grotesk aus, als er versuchte, mit seinen pummeligen kurzen Beinen große Schritte zu machen, um mit dem hochgewachsenen Magier mithalten zu können. Hochopepas Fett wippte unter dem Gewand auf und ab, und er schnaufte vor Anstrengung. Er überspielte seine lächerliche Erscheinung, indem er mit der dicken Hand wilde Gesten unter Tapeks Nase

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