Tag der Entscheidung
Federkleid aufplustert. Er deutete mit einem Finger zu den Galerien. »Pfeile flogen zwischen den Kriegern von einem von Maras Vasallen und den unter der Tarnung des Clans Ionani verborgenen Anasati hin und her. Sollen wir hier herumsitzen und streiten, während unser Edikt ein zweites Mal mißachtet wird? Tapek berichtet, daß die Truppen Bäume gefällt haben, um ihren Bogenschützen bessere Deckung zu geben.«
Hochopepa räusperte sich und krächzte heiser. »Na schön, dann hätte Tapek doch dem Gefecht ein Ende bereiten können.« Dieser Kommentar rief Gelächter und abschätzige Bemerkungen hervor. »Oder hat die Tatsache, daß verirrte Pfeile einem Schwarzgewandeten wenig Hochachtung entgegenbringen, unseren Freund Tapek innehalten lassen?«
Bei diesen Worten sprang Tapek auf; seine Haare leuchteten flammend rot vor dem Hintergrund der schwarzen Gewänder. »Wir haben Mara schon einmal aufgefordert, sofort aufzuhören! Hat sie die Truppen so schnell vergessen, die wir als warnendes Beispiel auf dem Schlachtfeld vernichtet haben?«
»Motecha besitzt das Rederecht«, schaltete sich der Sprecher ein. »Ihr bleibt sitzen, bis Ihr offiziell an der Reihe seid, Freund Tapek.«
Der rothaarige Magier ließ sich wieder auf seinen Platz sinken und murmelte seinen jungen Freunden etwas zu, die bei ihm saßen.
Motecha nahm seinen Gedanken wieder auf. »Ich möchte noch einmal ausdrücklich darauf hinweisen, daß Jiro von den Anasati sich nicht aggressiv verhalten hat. Seine Belagerungsmaschinen mögen die Mauern Kentosanis umgeben, doch sie feuern nicht! Und sie werden es auch niemals tun, solange nur Mara davon abgehalten wird, sich mit ihren Verbündeten im Kaiserlichen Viertel zusammenzuschließen!«
»Welche Verbündeten? Wollt Ihr damit unterstellen, daß Mara Verrat begangen hat?« rief Shimone. »Es ist unzweifelhaft bewiesen, daß sie mit dem Plan der Omechan, Ichindar zu töten, nichts zu tun hatte!«
Erneut brach Unruhe in der Versammlung aus. Der Sprecher Hodiku mußte für einige Minuten die Arme erheben, bis endlich wieder Ruhe eingekehrt war. Das Gemurmel legte sich nur zögernd, und Sevean gestikulierte noch immer, als er einem Kollegen einen Gedanken erklärte. Er senkte verlegen die Stimme.
Hochopepa wischte sich den Schweiß von der Stirn. »Es scheint mir, als wäre es überflüssig gewesen, meine Stimme mit einer solch langen Rede zu erschöpfen.» Er kicherte leise. »Unsere Gegner tun alles, um sich selbst zu verwirren.«
»Aber nicht mehr lange, fürchte ich«, sagte Shimone in unheilverkündendem Ton.
Motecha fügte weitere Anschuldigungen hinzu, die deutlicher waren als die der Erhabenen, die vor ihm vom Rederecht Gebrauch gemacht hatten. »Ich behaupte, daß Mara von den Acoma die Schuldige ist! Ihre Nichtbeachtung, nein, ihre Verachtung der Traditionen ist nur zu gut belegt. Andere mögen darüber spekulieren, wie sie zu dem ehrenvollen Titel einer Guten Dienerin des Kaiserreiches kam. Ich jedoch vermute, daß sie und der verstorbene Kaiser ein gewisses … Verständnis teilten. Mara will Justin, ihren Sohn, auf dem Goldenen Thron sehen, und ich unterstütze Jiros Recht, sich gegen diese schamlose Zurschaustellung der Ziele der Acoma zu verteidigen!«
»Das ist das Ende«, sagte Fumita düster. »Früher oder später mußte ja die Adoption von Maras Kindern in die kaiserliche Familie zur Sprache kommen. Es war klar, daß jemand den Jungen in den Streit hineinziehen würde.«
Es lag aufrichtige Trauer in seiner Stimme, vielleicht entfacht durch die persönliche Erinnerung an seinen eigenen Sohn, von dem er sich hatte trennen müssen, als er selbst ein Mitglied der Versammlung geworden war. Doch was immer er sonst noch hatte hinzufügen wollen, ging in einer Welle von Geschrei unter.
Etliche Magier sprangen auf, einige schienen vor Wut regelrecht zu glühen. Der Sprecher Hodiku wedelte mit seinem Stab, um den Tumult zu beschwichtigen, und als er ignoriert wurde, übergab er das Rederecht einem jungen Magier namens Akani.
Daß viele erfahrenere Magier zugunsten eines Erhabenen übergangen worden waren, der erst vor kurzem seine Lehrzeit beendet hatte, brachte die Versammlung abrupt zum Schweigen.
Akani beherrschte die Stille mit der Stimme eines machtvollen Redners. »Das sind alles Vermutungen, keine Tatsachen, für die es Beweise gibt«, faßte er knapp zusammen. »Wir wissen nichts von den Plänen Maras von den Acoma. Wir müssen zugeben, daß sie ihren erstgeborenen Sohn verloren
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