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Tag der Vergeltung

Tag der Vergeltung

Titel: Tag der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liad Shoham
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beschließen würde, ihn umzubringen. Vielleicht wäre es sogar das Beste. Was war sein Leben ohne Faro wert? Was hatte er in dieser beschissenen Welt? Es hatte eine Zeit gegeben, da hatte er gemeint, sein Glück gefunden zu haben. Doch noch etwas geworden zu sein. Faro hatte ihn aus dem Dreck gezogen, obwohl er der Abkömmling einer zugedröhnten Nutte war. Doch seinem Schicksal konnte man nicht entfliehen. Sein Blut verdammte ihn zum Scheitern. Er war der Sohn seiner Mutter. Der Mann, der ihn aus dem Abfall gefischt hatte, würde ihn auch wieder dort abladen.
    Faro erhob sich und streckte die Hand aus, Nevo stand in Zeitlupe auf und reichte ihm zitternd die seine.
    »Leben Sie wohl. Richten Sie Ihrer Frau und dem Jungen Grüße aus«, sagte Faro und lächelte verhalten.
    Nevo verharrte kurz wie eine Vogelscheuche, wusste nicht, was er tun sollte. Nachdem er gerannt, untergetaucht, geflüchtet war – konnte er plötzlich damit aufhören?
    Faro gab Klein, der die ganze Zeit hinter ihnen gestanden hatte, mit einem Blick zu verstehen, dass er Nevo hinausgeleiten solle.
    »Bleiben Sie gesund, Nevo«, sagte er und nahm wieder Platz, während Yaki ihn nach draußen führte.
    * * *
    Erst als die Tür hinter ihnen ins Schloss fiel, sah Faro ihn zum ersten Mal an.
    »David, David, David, was machen wir bloß mit dir?«, seufzte er.

59
    In einer Mischung aus Wut und Langeweile hörte Nachum Amit Giladi zu, der sich dafür entschuldigte, was er ihm angetan hatte. Erneut schob er seinem Redakteur für alles die Schuld zu. Nachums Gedanken drifteten zu seiner morgendlichen Unterredung ab. Obwohl Faro ihm, wie erwartet, nichts versprochen hatte, war er mit einem guten Gefühl aus dem Gespräch gegangen. Wäre Ziv Nevo in seinen Händen, würde er ihn nun höchstwahrscheinlich freilassen. Falls nicht, würde er seine Drohung wahrmachen. Egal auf wie viele Tische er hauen und wem er die Stirn bieten müsste – zu guter Letzt würde er die Polizei dazu zwingen, aktiv zu werden.
    Er war nicht gleich nach Hause, sondern noch in der Gegend umhergefahren. Er hatte kurz die Idee gehabt, in das Viertel zu fahren und Giladis Hausaufgaben zu erledigen, doch dann hatte er es sich anders überlegt. Weder hatte er einen Dienstausweis noch die Befugnis, Zeugenaussagen einzuholen. Damit Leute mit ihm redeten, musste er sich mit ihnen anfreunden, Vertrauen aufbauen, doch mit diesem ramponierten Gesicht und seinem gebrechlichen Schritt würde er eher Schrecken auslösen.
    Schließlich fand er sich am Strand auf einer Bank wieder, beobachtete die Wellen, zögerte wie jeden Tag sein Nachhausekommen so weit wie möglich hinaus, um nicht denen ins Gesicht schauen zu müssen, die er enttäuscht hatte, die sich auf ihn verlassen hatten und es nun viel weniger taten, dessen war er sich gewiss.
    Als er nach Hause gekommen war, hatte er unten Giladi getroffen, der ihn beim Parken abpassen wollte. Sein erster Impuls war, ihn wie beim letzten Mal abblitzen zu lassen. Doch er hielt sich zurück. Zumindest vorerst. Zunächst wollte er erfahren, was der Junge ihm zu sagen hatte. Das Treffen mit Faro gab ihm Rückenwind, das Gefühl, noch etwas bewegen zu können. Außerdem brauchte er nach wie vor jemanden, der ihn da draußen vertrat, der umsetzte, wozu er nicht imstande war.
    Giladi redete wie ein Wasserfall. Er habe nicht über die Vergewaltigung berichten wollen, und schon gar nicht auf diese Weise, dahinter stecke einzig und allein sein Redakteur, diese Schlange. Er habe ihn dazu getrieben, ihn manipuliert, die Entscheidungen getroffen. Seinetwegen habe er Adi Regev vor ihrem Wohnhaus aufgelauert und sich von ihr anschreien lassen müssen, sei er zum Krankenhaus gefahren, um die Eltern von Dana Aronov zu treffen, und habe von der Mutter eine Ohrfeige kassiert, und ja – er habe auch diese hämischen Dinge über Nachum geschrieben.
    Er sah ihn stumm an, hörte sich halbherzig seine Ausreden und Bitten an, ihm zu verzeihen. Ehrlich gesagt, tat er ihm leid. Ein Junge, der unbedingt ein Mann sein wollte und es nicht hinbekam.
    Die Frage war, ob er ihm überhaupt nützlich sein konnte. Besonders klug war er nicht. Noch dazu war er verantwortungslos, wie sich gezeigt hatte. Beim Lesen des Artikels hatte er vor Wut gekocht, doch er hatte sich damit getröstet, dass er die Sache mit den Ringen nicht verraten hatte. Doch wie er Giladis Äußerungen nun entnahm, ging diese Auslassung nicht auf sein Konto. Ihm war es nicht darum gegangen, die Ermittlungen

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