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Tag der Vergeltung

Tag der Vergeltung

Titel: Tag der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liad Shoham
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voranzubringen, denn ihm fehlte das Verständnis dafür, dass es Details gab, die nicht aufgedeckt werden durften. Vielmehr hatte dem Redakteur offenbar der Titel »Vergewaltiger holt sich Ring Nr.   2«, den Giladi vorgeschlagen hatte, nicht zugesagt.
    Auch ins Zodiac konnte er ihn nicht schicken. Giladi hatte ihm von der Begegnung mit dem Inhaber des Cafés erzählt, dass der ihn angeschrien habe, als er ihm erzählte, für welche Zeitung und welchen Redakteur er arbeitete.
    Eli lehnte den Kopf nach hinten und trommelte mit den Fingern auf sein Knie. Er hatte Giladi mit nach oben genommen, jetzt saßen sie sich gegenüber. Was konnte er jetzt unternehmen, da ihm ein großer Teil der Möglichkeiten, zu ermitteln, wegen dieses Kerls verbaut war?
    Verbrecher wurden hauptsächlich geschnappt, weil sie Fehler begingen. Das Leben war kein Kinofilm. Nur dort glänzten die Verbrecher und die Lösung des Rätsels war intellektuelle und geniale Arbeit.
    Er schätzte unermüdliche, genaue Ermittlungsarbeit, doch dazu war auch ein wenig Glück vonnöten. Er musste an seinen früheren Vorgesetzten denken, Amnon Misrachi, der immer geschrien hatte: »Bringt mir Ermittler mit Glück!«, eine Paraphrase auf Napoleons Ausspruch »Hat er Glück gehabt?«.
    Er hätte wetten können, dass dem Täter bereits ein Fehler unterlaufen war. Sobald er darauf stoßen würde, könnte er sich wie immer nicht erklären, weshalb er ihm nicht schon früher aufgefallen war.
    Was die Vergewaltigung anging, war Ziv Nevo zu oft auf dem Radar erschienen. Er war zwar nicht der Täter, doch möglicherweise war es jemand in seiner Umgebung, jemand, den er einmal getroffen hatte oder den er kannte.

60
    Amit Giladi gab sein Bestes, still zu sitzen. Eli Nachum hatte die Augen geschlossen. Giladi hatte gehofft, dass sich ihr Verhältnis ändern würde, als Nachum ihn in seine Wohnung eingeladen hatte. Doch inzwischen schien der Ermittler über andere Probleme nachzugrübeln, und während er redete, war er nicht davon überzeugt, dass Nachum ihm zuhörte. Ebensowenig entging ihm die Geringschätzung, die er in seiner Mimik las, als er ihm die unangenehmen Begegnungen der letzten Zeit beschrieb. »Da sind Ihnen ja die Leviten gelesen worden«, sagte er spöttisch.
    So viel von Dori zu reden war wohl ein Fehler gewesen. Jetzt hielt Nachum ihn für eine Heulsuse, die sich nicht durchsetzen konnte.
    »Hören Sie mir zu? Kann ich irgendetwas für Sie tun?«, fragte er, um sich zu vergewissern, dass Nachum nicht eingenickt war.
    Auf einmal schlug Nachum die Augen auf, warf ihm einen durchdringenden Blick zu und setzte sich gerade hin.
    »Sagen Sie, haben Sie vielleicht Fotos von den Leuten in der Redaktion, von anderen Journalisten?«, fragte er.
    »Was?«, fragte er verblüfft.
    »Bei Facebook, in Ihren E-Mails, ich will Fotos von den Leuten, mit denen Sie arbeiten, ich habe da so eine Idee.« Nachum ließ ihn nicht aus den Augen.
    »Wozu?«
    »Haben Sie nun welche oder nicht?«, verlor Nachum die Geduld.
    »Ich weiß nicht … woher sollte ich die haben?« Natürlich hatte er solche Fotos, doch erst sollte der Alte ihm verraten, wonach er suchte.
    Auf einmal stand Nachum auf.
    »Ich habe jetzt keine Zeit für Spielchen, Giladi«, drohte er und trat einen Schritt auf ihn zu.
    »Ich habe auf Facebook Fotos vom Betriebsausflug nach Shefayim«, sagte er schnell und wich ein wenig zurück. Unter anderen Umständen hätte er wissen wollen, wonach Nachum suchte, doch jetzt schwieg er lieber. Hauptsache, er kooperierte und setzte ihn nicht an die frische Luft. Er musste sich eingestehen, er hatte ein wenig Muffensausen.
    Nachum lächelte – das war noch nie vorgekommen.
    »Kommen Sie«, riss er Amit aus seinen Gedanken.
    Er führte ihn in ein kleines Arbeitszimmer, zugleich der Schutzraum für den Kriegsfall, das vollgestopft mit Büchern war und in der Mitte einen Schreibtisch mit Computer beherbergte.
    »Setzen Sie sich hin und gehen Sie in Facebook«, befahl er ihm.
    »Können Sie mir mal erklären, was hier abgeht?« Er konnte sich nicht beherrschen.
    »Gleich. Schauen wir erst mal, ob es überhaupt was zu sehen gibt«, antwortete Nachum ungehalten.
    Amit loggte sich schnell bei Facebook ein und öffnete sein Fotoalbum von dem Ausflug in den Wasservergnügungspark von Shefayim. »Hier, bitte schön … die Fotos … Wollen Sie mich jetzt in die Sache einweihen?« Er warf Nachum einen fragenden Blick zu, doch der signalisierte nur, ihm den Platz am Computer zu

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