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Tag der Vergeltung

Tag der Vergeltung

Titel: Tag der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liad Shoham
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länger aushielt, drehte er sich um und ging.
    * * *
    Seit jenem Tag war er nie wieder zu Hause gewesen. Merav hatte ihm durch ihren Rechtsanwalt zu verstehen gegeben, dass die Ehe beendet war. Zudem hatte sie Anzeige wegen Körperverletzung gegen ihn erstattet, und er war für einige Stunden festgenommen worden. Erst als er der richterlichen Anordnung zustimmte, sich drei Monate lang von ihr fernzuhalten, war er freigelassen worden.
    Eine gewisse Zeit hatte er danach bei seinem Bruder gewohnt, doch recht zügig brachte ihm Itai bei, dass seine Besuchszeit ausgereizt sei. »Nurith ist es unangenehm, dass du bei uns auf der Wohnzimmercouch schläfst«, sagte er – Ziv war aufgestanden, hatte seine wenigen Sachen zusammengesucht und war am selben Tag verschwunden. Er hatte eine armselige Wohnung im Süden von Tel Aviv gemietet und die Zeit mit billigem Gebräu totgeschlagen.
    Im Stillen hatte er gehofft, dass Merav wieder zur Vernunft käme und er zu ihr zurückkehren könnte. Sie würde sich bestimmt darauf besinnen, dass er sie liebte, verstehen, dass er sie mit seinen Ausrutschern hatte verschonen wollen. Und obwohl sie seine Versöhnungsversuche immer wieder abwehrte, starb die Hoffnung bei ihm zuletzt. Monate nach der Scheidung (bei der er in alles einwilligte, was sie verlangte) trug er immer noch den Ehering am Finger. Er war nicht dazu imstande, ihn abzunehmen.
    Und dann, als er sich im Kiosk unterhalb seiner Wohnung ein weiteres Sixpack holte, traf er auf Noam. Noam hatte ebenfalls bei den Pionieren gedient, und Ziv war sein Kommandeur gewesen. Obwohl sie keine Freundschaft verbunden hatte, freute er sich unwahrscheinlich, ihn zu sehen und ein wenig zu reden, die grässliche Einsamkeit zu vertreiben, die ihn quälte. Als sie abends in einer Kneipe etwas trinken gingen, erzählte er ihm von Adva und Merav, dass er keine Arbeit fand und keinen Schekel hatte, keinen Unterhalt zahlen und Merav und Gili nicht unterstützen konnte. Unvermittelt, ohne dass er es verhindern konnte, waren ihm die Tränen gekommen. Er hatte nie Tränen vergossen, nicht einmal bei der Beerdigung seiner Eltern. Es war ihm hochpeinlich, dass er so einen Waschlappen abgab. Er wollte nur noch weg, doch Noam legte ihm die Hand auf die Schulter und äußerte Verständnis, er wolle ihm helfen und habe sogar schon eine Idee.
    Zwei Tage später traf er sich bereits mit Schimon, Noams Onkel, der ihm sagte, er würde manchmal einen Fahrer brauchen, und wenn es ihm recht sei, könne er ihn hin und wieder chauffieren. Obwohl er schnell begriff, dass Onkel Schimon eigentlich der berüchtigte Schimon Faro war, über den man in der Zeitung lesen konnte, dass er der Kopf einer kriminellen Bande war, ging er auf das Angebot ein. Er musste Geld auftreiben, Meravs Rechtsanwalt setzte ihn unter Druck, und ihn nur zu fahren war ja nicht verboten. Wenn Merav sah, dass er Unterhalt zahlte, einer geregelten Arbeit nachging, ins Leben zurückfand, würde sie ihm bestimmt verzeihen.
    Faro machte jedoch von seinen Diensten kaum Gebrauch. Ab und zu ließ er sich von ihm zu Familienfesten fahren, und obwohl er ihn für jede Fahrt großzügig entlohnte, lebte Ziv weiterhin nur von der Hand in den Mund, ohne Arbeit, ohne Familie.
    * * *
    Vor einigen Wochen war bei ihm zu Hause ein Mann namens Meschulam aufgetaucht. »Ich arbeite in Schimons Organisation«, ließ er ihn unverzüglich wissen und fügte hinzu: »Daher machst du, was ich dir sage, kapiert?« Er hatte zögerlich genickt. Meschulam teilte ihm mit, dass Faro mit ihm reden wolle, er solle mitkommen.
    Doch zu der Begegnung mit Faro kam es nicht. Meschulam fuhr mit ihm zu einer abgelegenen Lagerhalle im Industriegebiet von Petach Tikwa. Dort angekommen, sagte er ihm, er solle in Faros Auftrag eine Sprengladung vorbereiten. Ziv erschrak. »Tut mir leid«, sagte er vorsichtig, »das ist wirklich nichts für mich.« Meschulam lachte nur. »Das war keine Bitte«, sagte er und setzte nach: »Hast du gedacht, Schimon Faro sucht einen Chauffeur? – Er kann dich gebrauchen, weil du bei der Armee Bomben entschärft hast.«
    Als er sich weiterhin querstellte, zückte Meschulam eine Pistole. Ziv verstand. Er hatte keine Wahl.
    »Sie soll nur verletzen, jemandem einen Denkzettel verpassen«, antwortete Meschulam, als Ziv nachfragte, was er und Faro haben wollten.
    Nur gaben sie sich mit den Vorbereitungen nicht zufrieden. Als er die Ladung aus den Einzelteilen montiert hatte, verlangte Meschulam von ihm, sie

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