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Tag der Vergeltung

Tag der Vergeltung

Titel: Tag der Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liad Shoham
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anzubringen. In der Nacht zum Donnerstag ging er mit ihm auf Patrouillenfahrt.
    »Wir bleiben an dir dran«, sagte er und drückte ihm ein Basecap in die Hand, »damit es keine Panne gibt.«
    Als er den Wagen sah, an dem er die Sprengladung anbringen sollte, durchfuhr ihn ein Schreck. Er hatte nichts über das Opfer wissen wollen. Sicher ging es um eine Auseinandersetzung zwischen Kriminellen. Die einen brachten die anderen um und danach umgekehrt. Doch als er den Badeanzug, lässig auf den Rücksitz geworfen, sah, wurde ihm klar: Ihr Ziel war eine Frau. Wie benommen trottete er zu Meschulam zurück, der auf ihn wartete. Er wolle aus der Sache aussteigen, sagte er ihm, er sei für diese Arbeit nicht der Richtige, seine Hände würden zittern, er habe wahnsinnige Angst. »Nerv mich nicht«, sagte Meschulam, »morgen zittern deine Hände besser nicht. Krieg dich in den Griff, und bau bloß keinen Scheiß!«
    Und so fuhr Meschulam ihn in der Nacht zum Freitag erneut in diese Gegend.
    »Gutes Gelingen«, sagte er kühl, bevor er ihn absetzte, und drückte ihm erneut ein Basecap in die Hand.
    Die Straße war leer. Das kleine rote Auto erkannte er sofort. Er pirschte sich heran und bückte sich. Seine Hände zitterten, als er aus seiner Hosentasche die Sprengladung nahm, die aus zwei Handgranaten aus Armeebestand montiert war. Wie konnte er so etwas tun? Und wenn die Ladung zu heftig wäre und die Frau töten würde? Er war doch kein Mörder.
    Selbst draufgehen wollte er bei dieser Sache jedoch auch nicht, und Meschulam hatte ihm mit der Pistole klargemacht, wie ernst es ihm war. Er brachte die Ladung am Auspuff, direkt unter dem Benzintank, an.
    Er hörte, wie eine Tür ins Schloss fiel. Nicht weit entfernt war jemand aus einem Auto gestiegen. Gerade noch war die Straße wie leer gefegt gewesen. Er hatte sich doch extra vergewissert. Wie hatte er das übersehen können?
    Er musste sich beeilen, ihm blieb keine Zeit. Er funktionierte völlig automatisch. Wickelte Isolierband um Ladung und Auspuff.
    Die Schritte kamen näher. Der Rhythmus des Gangs verriet ihm, dass er es mit einem Mann zu tun hatte. Hastig entsicherte er nacheinander die beiden Handgranaten, steckte die Sicherungsstifte in die Hosentasche und stellte den Zünder ein. Sobald der Motor angelassen würde, käme es zur Explosion. Was Sprengstoff anging, war er ein paar Jahre aus der Übung, doch wen interessierte es. Er machte schnell.
    Der Mann war schon ganz nah. Er durfte ihn auf keinen Fall erwischen. Für eine zweite Chance war er bei Meschulam an der falschen Adresse.
    Er warf einen letzten Blick auf die Ladung. Er hatte sie in der Eile zu straff angebracht, fand er. Er musste das Isolierband lockern. Doch er hatte keine Zeit. Gleich wäre der Mann neben ihm.
    Schnell richtete er sich auf und sah einige Meter vor sich einen Mann um die Sechzig. Der warf ihm einen langen, misstrauischen Blick zu, als wüsste er, was er dort trieb.
    Ziv machte, dass er wegkam. Er war perplex, als er merkte, dass auch der Mann einen Schritt zulegte. Ziv gab vor, sich nur beiläufig nach ihm umzudrehen. Der Mann sah ihm direkt ins Gesicht. Verfolgte er ihn?
    An der ersten Kreuzung bog er ab und rannte los, am Ende der Straße zögerte er. Sollte er umkehren? Doch da sah er den Mann wieder. Nein, er hatte sich nicht geirrt, dieser Mann verfolgte ihn.
    Er bog in die nächste Straße ein und rannte wieder los. Seine Schritte auf dem Asphalt und die hastigen Atemzüge hallten in seinen Ohren. Noch nie hatte er solche Angst gehabt, nicht einmal, als Meschulam ihn mit der Pistole bedroht hatte. Immer wieder drehte er sich um. Die Straße war leer. Noch hatte er Vorsprung.
    Am Ende der Straße zog er sich in einen Hof zurück und ging hinter einer Hecke in Deckung. Seine Knie zitterten, er versuchte langsam zu atmen, sich zu beruhigen. Vielleicht könnte er den Mann jetzt abhängen. Einige Minuten darauf wagte er sich aus dem Innenhof und ging wieder auf die Straße. Keiner zu sehen. Der Mann hatte wohl aufgegeben, hoffte er zumindest.
    Er überlegte, ob er zum Wagen zurückkehren und seinen Auftrag zu Ende führen sollte. Doch nein. Womöglich wartete er dort auf ihn. Immerhin war es ziemlich wahrscheinlich, dass die Ladung beim Starten explodierte. Wenn nicht, wäre es wohl ein Zeichen des Himmels, dass er von vornherein die Finger davon hätte lassen sollen und die Inhaberin des Fahrzeugs es verdient hatte, ihr Leben unbeschadet fortzusetzen.
    Schließlich war er schnell

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