Tag und Nacht und auch im Sommer
Entladen?
Durkin.
Nee. Gib mir nicht Durkin. Gib mir das irische Großmaul mit dem Haken.
Dominic, bist du verrückt? Laß gut sein.
Nee. Gib mir das Großmaul.
Eddie fragte mich, ob ich damit klarkommen würde. Wenn ich nicht wollte, würde er mich nicht zwingen. Er sagte, Dominic ist nicht der Boß hier. Ich sagte, ich würde mit jedem Fettsack klarkommen, und Eddie sagte, hör auf damit. Mann Gottes, paß auf, was du sagst. Noch mal holen wir dich nicht raus. Also, an die Arbeit, und hüte deine Zunge.
Dominic stand auf der Rampe. Er lächelte nicht. Er sagte, das sei ein lohnender Job, Kisten mit irischem Whiskey, da könne schon mal eine Kiste runterfallen. Ein oder zwei Flaschen würden vielleicht zu Bruch gehen, aber die übrigen könnten wir behalten und bestimmt würden wir Verwendung dafür haben. Ein rasches Lächeln blitzte auf, aber ich war zu verlegen, um zurückzulächeln. Wie konnte dieser Mensch lächeln, nachdem er mich mit der flachen Hand statt mit der Faust traktiert hatte?
Mann, bist du vielleicht ein mürrischer Mick, sagte er.
Ich hätte ihn gern Spaghettifresser genannt, aber ich hatte keine Lust auf seine flache Hand.
Er redete ganz fröhlich drauflos, als wäre nie etwas zwischen uns gewesen. Das war mir rätselhaft, denn immer wenn ich einen Streit oder eine Rauferei mit einem hatte, wollte ich lange Zeit nichts mehr mit ihm zu tun haben. Wir luden die Paletten mit den Whiskeykisten ab, und er erzählte mir in normalem Tonfall, seine Frau sei Irin gewesen, aber an Tb gestorben.
Kannst du dir das vorstellen? An der Scheiß-Tb. Eine lausige Köchin, meine erste Frau, wie alle Irinnen. Nichts für ungut, Junge. Schau mich nicht so an. Aber singen konnte die! Auch so Opernsachen. Jetzt bin ich mit einer Italienerin verheiratet. Stockunmusikalisch, aber Junge, Junge, kochen kann die!
Er sah mich bedeutungsvoll an. Sie kocht zu gut. Deswegen bin ich so ein Fettsack, der seine Knie nicht mehr sieht.
Ich mußte lächeln, und er rief Eddie zu, he, Arschloch, du schuldest mir einen Zehner. Ich hab den kleinen Mick zum Lächeln gebracht.
Wir luden fertig ab und stapelten die Paletten drinnen, und dann wurde es Zeit, eine Kiste aus Versehen runterfallen zu lassen, damit es Bruch gab und wir mit Truckern und Lagerarbeitern im Begasungsraum sitzen und dafür sorgen konnten, daß nichts von der Kiste vergeudet wurde.
Eddie war ein Mann, wie man ihn gern als Vater hätte. Er erklärte mir immer alles mögliche, wenn wir zwischen zwei Ladungen auf der Rampe saßen. Ich war dann immer ganz baff, daß ich das nicht schon wußte. Schließlich war ich der College-Student, aber er wußte mehr als ich, und ich hatte mehr Respekt vor ihm als vor jedem Professor.
Sein eigenes Leben war eine Sackgasse. Er kümmerte sich um seinen Vater, der mit einer schweren psychischen Störung aus dem Zweiten Weltkrieg heimgekommen war. Eddie hätte ihn in einem Veteranenheim unterbringen können, aber das sind Drecklöcher, meinte er. Wenn Eddie auf Arbeit war, kam eine Frau, fütterte seinen Vater und machte ihn sauber. Nach Feierabend fuhr Eddie ihn im Rollstuhl in den Park und dann wieder heim zu den Fernsehnachrichten, und das war Eddies Leben. Er beklagte sich nicht. Er sagte nur, er habe immer davon geträumt, einmal Kinder zu haben, aber das sei nicht drin gewesen. Sein Vater sei geistig nicht mehr da, aber körperlich völlig gesund. Er würde noch ewig leben, und Eddie würde die Wohnung nie für sich allein haben.
Er rauchte Kette auf der Rampe und aß riesige Frikadellen-Sandwiches, die er mit reichlich Schokomilch hinunterspülte. Der Raucherhusten überkam ihn eines Tages, als er Fat Dominic zuschrie, er solle seinen verdammten Lastzug gerade ausrichten und an die Rampe zurücksetzen, du fährst wie eine Hoboken-Hure, und der Husten verhedderte sich mit dem Lachen, und Eddie bekam keine Luft mehr und brach auf der Rampe zusammen, die Zigarette noch im Mund, und Fat Dominic in der Fahrerkabine seines Lastzugs schrie und fluchte, bis er sah, daß Eddie weiß wie ein Laken wurde und röchelnd nach Luft
schnappte. Bis Fat Dominic sich aus der Kabine und auf die Rampe gewuchtet hatte, war Eddie schon tot, und statt sich über ihn zu beugen und mit ihm zu reden, wie sie in den Filmen mit den Toten reden, wich Fat Dominic zurück, watschelte die Stufen zu seinem Truck hinunter, heulte dabei wie ein riesiger dicker Wal und fuhr davon, ohne daran zu denken, daß er eine Ladung abzuliefern hatte.
Ich blieb
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