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Tag und Nacht und auch im Sommer

Tag und Nacht und auch im Sommer

Titel: Tag und Nacht und auch im Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank McCourt
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Schreiben von Entschuldigungen für böse oder kriminelle Menschen vertretbar oder vernünftig ist, aber genaugenommen tun ja Anwälte auch nichts anderes, nicht wahr? Nach allem, was ich in Ihrer Klasse gesehen habe, könnten da durchaus ein paar zukünftige Anwälte drunter sein. Mit einem Wort, ich wollte Ihnen die Hand drücken und Ihnen sagen, daß Sie sich nicht wundern sollen, wenn sich in Ihrer Akte demnächst ein Eintrag findet, der Ihre energische und einfallsreiche Art zu unterrichten lobend hervorhebt. Ich danke Ihnen, und vielleicht sollten Sie das Augenmerk der Schüler auf etwas ältere Gestalten der Geschichte lenken. Eine Entschuldigung für Al Capone ist ein wenig riskant. Nochmals vielen Dank.
    Herr im Himmel. Höchstes Lob vom Schulrat von Staten Island. Soll ich durch den Gang tanzen oder abheben und davonfliegen ? Wird sich irgend jemand gestört fühlen, wenn ich singe?

    Ich singe. Am nächsten Tag verkünde ich vor der Klasse, daß ich ein Lied kenne, das ihnen gefallen wird, eine Art Zungenbrecher, und das geht so:
    O ro the rattlin’ bog, the bog down in the valley O,
O ro the rattlin’ bog, the bog down in the valley O.
And in that bog there was a tree, a rare tree, a rattlin’ tree,
And the tree in the bog and the bog down in the valley O .
    Wir sangen eine Strophe nach der anderen, und sie lachten, wenn sie sich verhaspelten, und fanden es herrlich, den Lehrer da oben singen zu sehen. Mann, so könnte die Schule immer sein, wir schreiben Entschuldigungen, und die Lehrer fangen aus irgendeinem Grund plötzlich an zu singen.
    Warum? Weil mir klargeworden war, daß die menschliche Geschichte genug Stoff hergibt für Millionen von Entschuldigungen. Früher oder später braucht jeder eine Entschuldigung. Außerdem, wenn wir heute sangen, konnten wir auch morgen singen, oder nicht? Fürs Singen braucht man keine Entschuldigung.

7
    A ugie benahm sich rüpelhaft im Unterricht, gab freche Antworten und belästigte die Mädchen. Ich rief seine Mutter an. Am nächsten Tag fliegt die Tür auf, und ein Mann in einem schwarzen T-Shirt mit den Muskeln eines Gewichthebers schreit, he, Augie, komm her.
    Augie stöhnt auf.
    Ich red mit dir, Augie. Wenn ich erst da rein muß, dann wirst du dir wünschen, du wärst tot. Komm her.
    Augie jault, ich hab doch nix getan.
    Schwerfällig kommt der Mann hereingestapft, geht zwischen den Bänken durch zu Augies Platz, hebt Augie hoch, trägt ihn zur Wand und knallt ihn wiederholt gegen die Wand.
    Hab ich dir nich gesagt – rums – du sollst deim Lehrer – rums – nie kein Ärger machen? Wenn ich noch mal hör – rums – daß du deim Lehrer Ärger machst – rums – reiß ich dir dein verdammten Kopf ab – rums – und schieb ihn dir in Arsch – rums. Hast du das kapiert – rums?
    He, Moment mal. Das ist mein Klassenzimmer. Ich bin der Lehrer. Ich kann nicht dulden, daß hier jeder einfach reinrumpelt. Ich hab hier die Aufsicht.
    Ich muß schon bitten.
    Der Mann beachtet mich nicht. Er ist damit beschäftigt, seinen Sohn mit solcher Wucht gegen die Wand zu knallen, daß der schlaff in seinen Händen hängt.
    Ich muß klarstellen, wer hier das Sagen hat. Es geht nicht an, daß hier jeder einfach reinplatzt und seinen Sohn zu Brei schlägt. Ich wiederhole, ich muß schon bitten.
    Der Mann schleift Augie zu seinem Platz zurück und wendet
sich mir zu. Wenn der Ihn nochma Ärger macht, Mister, tret ich ihm sein Arsch von hier bis New Jersey. Der is dazu erzogen, Respekt zu zeigen.
    Er wendet sich an die Klasse. Der Lehrer is dafür da, daß er euch Kindsköpfen was lernt. Wenn ihr nich auf den Lehrer hört, kriegt ihr kein Abschluß und landet als Hilfsarbeiter im Hafen. Wenn ihr nich auf den Lehrer hört, schneidet ihr euch ins eigne Fleisch. Habt ihr das kapiert?
    Sie sagen nichts.
    Habt ihr kapiert, was ich euch sag, oder seid ihr ein Haufen Dämlacks? Oder is vielleicht ein harter Bursche da, der was sagen will?
    Sie sagen, sie hätten ihn verstanden, und alle harten Burschen schweigen.
    Okay, Herr Lehrer, Sie könn weitermachen.
    Er geht hinaus und knallt die Tür hinter sich zu, daß Kreidestaub von der Tafel rieselt und die Scheiben klirren. Im Klassenzimmer herrscht eine kalte, feindselige Stimmung, die besagt, aha, Sie haben Augies Vater angerufen. Wenn wir etwas nicht leiden können, dann sind das Lehrer, die immer gleich die Eltern anrufen.
    Sinnlos, jetzt zu sagen, Moment mal. Ich hab Augies Vater nicht gebeten, das zu tun. Ich

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