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Tag vor einem Jahr

Titel: Tag vor einem Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Geraghty
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piepste, und ich griff in die Tasche, um es herauszuholen. Von Clare:
     
    Bis gleich. Bin soooo aufgeregt.
     
    Und dann fiel es mir ein.
    »Oh Scheiße, verdammt!« schrie ich auf, und das ältere Paar raffte seine Mäntel, Jacken, Taschen, Schirme, Hüte und Gehstöcke zusammen und schlurfte eilig Richtung Ausgang.
    »Oh Scheiße, die Probe für die Hochzeit?« Caroline erinnerte sich zu spät daran, wo ich in genau – sie sah auf ihre Armbanduhr – zwanzig Minuten erwartet wurde. Und jetzt wusste ich, dass sie verliebt war. Caroline vergaß nichts. Sie hatte ein Gedächtnis wie ein Elefant. Ich war anders. Von mir erwartete man Vergesslichkeit.
    Ich ließ mein Gesicht in die Hände sinken.
    »Es ist nur die Probe, mach dir keine Sorgen.« Caroline spielte es herunter, aber ich wusste, wie wichtig es für Clare war. Und ich war die Brautjungfer. Die Erste Brautjungfer, verdammt nochmal. Ich packte meinen Mantel und meine Tasche, rief Caroline ein Tschüss zu und lief an dem älteren Paar vorbei, das noch immer auf den Ausgang zuschlurfte.

41
    Donnerstag. Letzter Arbeitstag vor der Hochzeit. Überraschenderweise gab ich so richtig Gas in der Arbeit. So sehr, dass ich meine Jacke ausziehen und über die Stuhllehne hängen musste. So sehr, dass ich vergessen hatte, Mittagspause zu machen, und jetzt war es nach zwei Uhr, die Kantine schloss gerade, und Maureen würde ihr Trinkgeld zählen und peinliche Fragen stellen, wenn ich jetzt auf Knien bettelnd hinunterkam. Ich hatte noch nie meine Mittagspause vergessen. Das wusste jeder. Eine Figur wie diese kam nicht durch Zufall zustande. Was also war heute passiert? Nun, ich hatte beschlossen, am Freitag freizunehmen, um mich auschließlich Aktivitäten zu widmen, die man alle unter dem Titel »Körperpflege« zusammenfassen konnte. Anschließend, zurück im Haus meiner Mutter, würde es zusammen mit Clare, Jane und ein paar Verwandten, die zur Hochzeit aus New York herübergeflogen kamen, ein kaltes Büfett geben. Am Mittwoch war Patricks Gedenkmesse, weshalb ich auch für Montag, Dienstag und Mittwoch nächster Woche Urlaub genommen hatte. Da ich mir zusammen mit der Beförderung eine Art Arbeitsethik erworben hatte, versuchte ich alle wichtigen Dinge zu erledigen, bevor ich das Büro verließ. Es fühlte sich ebenso seltsam an wie das Schreiben mit der rechten Hand (ich bin Linkshänderin – oder auch eine »Linkische«, wie meine Grundschullehrerin zu sagen pflegte), doch ich gewöhnte mich allmählich daran.

    Als mein Magen besonders laute Knurrgeräusche von sich gab, die selbst Peter bemerkte, öffnete ich meine Schreibtischschublade, schob meine Hand nach hinten und tastete mit meinen Fingern herum. Ich fand eine Banane und ein Actimel. Die Bananenschale verfärbte sich bereits braun, und das Actimel war seit einem Tag verfallen. Ich entsorgte beides und machte mich wieder an die Arbeit. Dieser Bereich meines Lebens lief reibungslos. Selbst der Chef ließ gestern eine entsprechende Bemerkung fallen. Und er erinnerte sich an Patrick, als ich ihn daran erinnerte, dass ich nächste Woche nicht da sein würde.
    »Oh stimmt, an welchem Tag ist die Messe?«
    »Am Mittwoch.«
    »Nehmen Sie sich auch den Donnerstag frei, wenn Sie möchten«, bot er mir mit einer Grimasse an, die tatsächlich mehr einem Lächeln als seinem typisch anzüglichen Grinsen glich. »Sie scheinen hier mit allem auf dem Laufenden zu sein, und ich bin sicher, Bernard kann es ein paar Tage ohne sie schaffen.« Das hatte es noch nie gegeben. Er hasste den Jahresurlaub fast ebenso wie Krankentage. Und Mutterschaftsurlaub. Trotzdem, dass er sich an Patricks Todestag erinnerte, überraschte und berührte mich. Bernard fing meinen Blick auf und lächelte mir so verständnisvoll zu, dass sich hinter meinen Augen Tränen sammelten. Glücklicherweise konnte ich für Ablenkung sorgen (ich ließ den Stapel Papier, den ich trug, zu Boden fallen), und bis wir wieder alles aufgehoben hatten, ging es mir bestens.
    Ich beendete das, was ich gerade tat, und checkte meine E-Mails. Eine von Laura. Betreff: NOTFALL.
    Treffen notwendig, eilt STOP habe nichts zum Anziehen fürs Fest am Samstag STOP Ethan hat sich bei Boyers ein Outfit gekauft STOP Unbeaufsichtigt
STOP Norman hat 400 Euro für eine Hose ausgegeben und kann die Miete nicht bezahlen STOP Krisengipfeltreffen in Ciarans Büro in fünf Minuten STOP Bis dahin.
    Laura liebte es, ihre E-Mails im Telegrammstil zu verfassen, um die Dringlichkeit der Botschaft

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