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Tag vor einem Jahr

Titel: Tag vor einem Jahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C Geraghty
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auf das Blatt Papier hinunter, das vor mir lag und mit Ausnahme der ersten zwei Zeilen leer war. In diese beiden Zeilen hatte ich geschrieben:
    1. Grace.
    2. Die Vorstellung vom Segeln.
    »Das ist Quatsch«, sagte Caroline plötzlich und griff mit beiden Händen nach dem Blatt. Ich zog es aus ihrer Reichweite.
    »Warte«, bat ich. »Was ist mit Pizza? Und Wein? Ihr habt doch beide heute das Mittagessen genossen, oder?«
    »Ach Grace, jeder mag Pizza und Wein. Da kann man genauso gut sagen, dass wir beide Sauerstoff einatmen.«
    »Gut.« Ich schob ihr das Papier zu. Jetzt war ich verärgert. Ich meine, was machte ich da eigentlich? Ich ermutigte Caroline zu ihrer lächerlichen Verfolgungsjagd auf Bernard O’Malley. Ich sage »lächerlich«, denn Jagd auf Männer zu machen war eine brandneue Sportart für Caroline. Sie hatte
es noch nie zuvor getan, denn sie hatte es nie zuvor nötig gehabt. Sie besaßen keine Gemeinsamkeiten, und Caroline fiel noch nicht einmal ein einziger guter Grund ein, warum sie sich für ihn interessierte.
    »Warte, Grace, du hast Recht.« Unvermittelt schlug Caroline mit der flachen Hand auf den Tisch, wodurch das ältere Paar neben uns hochschreckte, was möglicherweise nicht das Beste für ihre Herzen war.
    »Was?«
    »Essen. Ich werde ihn füttern, ich werde ihn mit Essen vollstopfen. Nächste Woche.« Caroline schnappte sich den Stift aus meiner Hand und begann etwas auf die vor ihr liegende Seite zu schreiben.
    »Du hast vor, ihn zu uns zum Abendessen einzuladen?«
    »Ja.« Caroline hörte zu schreiben auf und sah mich an. »Könntest du dich dann verziehen?«, bat sie mit flehender Stimme. »Ich denke, ich bin in der Lage, ihn zu verführen, wenn ich ihn erst einmal in unserer Wohnung habe … Vielleicht könntest du diese Nacht in Clares und Richards Haus verbringen. Sie sind ja sowieso in Flitterwochen. Du könntest die Pflanzen gießen oder so. Vielleicht George füttern.«
    »Natürlich mache ich das.« Ich würgte die Vorstellung hinunter, wie die beiden köstliche Bio-Hühnchenstreifen auf die Gabel spießten und sich gegenseitig fütterten.
    »Ich lasse das Essen vom Dinner-4-2 kommen«, fuhr sie fort und schrieb alles auf. »Du weißt schon, dem Restaurant an der Ecke.« Ich nickte. Natürlich kannte ich dieses Restaurant. Es war dasselbe, das ich angerufen hatte, als ich das erste Mal für Shane »kochte«. Sie lieferten das Essen fertig zubereitet an, und alles, was man zu tun hatte, war, es auf dem eigenen Geschirr anzurichten für diesen authentischen Alles-selbstgekocht-Look. Und es hätte
auch funktioniert, wäre da nicht diese ärgerliche Soße gewesen. Es stellte sich nämlich heraus, dass sich darin Nüsse befanden, nachdem ich Shane erzählt hatte, das keine darin wären. Es stellte sich zudem heraus, dass er auf Nüsse allergisch war. Und es stellte sich schließlich heraus, dass seine Haut Pusteln von Nüssen bekam und sich auf äußerst unansehnliche Art schälte. Wir lachten darüber … letztendlich.
    »… mindestens vierzehnprozentiger. Ich werde dafür sorgen, dass er richtig gut gelaunt ist, und er wird mir nicht widerstehen können. Drei Flaschen von dem Zeug. Sicher ist sicher.«
    »Oh Cats, Männer betrunken zu machen, damit sie dich küssen, das ist echt weit von dem entfernt, was du sonst gewohnt bist.« Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß, ich weiß. Aber Bernard ist anders. Er ist schwerer zu durchschauen als andere Kerle. Vielleicht ist er schüchtern oder so etwas. Ich möchte einfach wie ein Pfadfinder sein, verstehst du. Auf alles vorbereitet.« Caroline öffnete nach dem Wort »Wein« eine Klammer und schrieb »mindestens vierzehnprozentiger« dahinter. Sie ging zum nächsten Punkt über: Kleidung. Dieses Wort unterstrich sie dreimal und kaute dann am Kugelschreiber.
    An der Art, wie Bernard den Reißverschluss meiner Stiefel aufgezogen hatte, war nichts Schüchternes gewesen. Oder daran, wie er mir mit einer Zielstrebigkeit, die höllisch erotisch war, jedes einzelne Kleidungsstück ausgezogen hatte, das ich in jener Nacht trug. Mir lief ein Schauer den Rücken hinunter.
    »Ist dir kalt, Grace?«, fragte Caroline. Ich schüttelte den Kopf, weil ich meiner Stimme nicht traute. Caroline beugte sich mit einem gequälten Gesichtsausdruck über den Tisch.
    »Du wirst mir helfen, nicht wahr?«, bat sie. Ich nickte,
zwang mich zu einem Lächeln. Ich würde ihr helfen. Natürlich würde ich das. Es war das Mindeste, was ich tun konnte.
    Mein Handy

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