Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tagebuch aus der Hölle (German Edition)

Tagebuch aus der Hölle (German Edition)

Titel: Tagebuch aus der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
Vom Netzwerk:
pulverisierte, brach der Boden der Kraterfläche auf, die sich ein Stück vor mir zu meiner Rechten befand. Ich nahm zunächst an, dass es sich dabei um den Ausbruch einer Seitenader des Vulkans handelte. Dann sah ich jedoch, wie sich groß und schwerfällig ein Karren über den Rand des Lochs schob, von seinen Seiten strömte eine grauschwarze Schuttmasse hinab.
    Ein Erntehelfer.
    Er sah nicht in meine Richtung, und dafür war ich sehr dankbar. Ich kam schliddernd zum Stehen und fragte mich, in welche Richtung ich jetzt fliehen sollte. Das Gefährt hievte sich mithilfe einer Reihe von Rädern, die sich wie die Beine einer Raupe selbstständig in Wellen bewegten, aus der Mulde. Es war ein gepanzertes schwarzes Ungetüm, von Rost umsäumt, zerbeult und zerkratzt. Obwohl ich seine Vorderseite nicht sehen konnte, hörte ich das Sausen und Pfeifen einer oder mehrerer Klingen, die über den Boden fegten.
    Dann die Schreie. Schreie, die sehr abrupt zu einem Gurgeln erstarben. Und durch weitere Schreie ersetzt wurden. Ihnen folgte wieder ein Gurgeln.
    Es erntete die Köpfe. Als es sich ein Stück entfernt hatte, sah ich die blutüberströmten Stümpfe der durchtrennten Hälse, die seinen Weg pflasterten. Die Gischt der Blutgeysire vernebelte die Luft. Aus der Maschine war ein donnerndes Rumpeln zu hören, und mir wurde klar, dass es von den Köpfen stammte, die in irgendeinem großen Auffangbehälter gesammelt wurden.
    Die riesige Maschine hatte kein Führerhaus. Falls der Fahrer nicht wie in einem Panzer versteckt in ihrem Inneren saß, handelte es sich bei diesem Erntehelfer meiner Ansicht nach eher um einen Roboter als um ein Fahrzeug.
    Außerdem schien es sich von der Lavawelle, die sich immer weiter ausbreitete, in keiner Weise einschüchtern zu lassen, denn es steuerte direkt auf sie zu. Im selben Moment, in dem mir dieser Gedanke kam, stürzte ich los … rannte der Maschine hinterher … und sprang hinten auf. Ich tastete nach Halt und bekam schließlich irgendein rätselhaftes mechanisches Teil auf ihrer glatten Eisenhaut zu fassen.
    So fuhr ich auf dem Erntehelfer auf die Lava zu. Ich wollte so lange durch die Lava fahren, bis wir die Hügel erreichten, da ich annahm, dass er dann umdrehen und geradewegs in die andere Richtung zurückfahren würde, so als pflüge er systematisch ein Feld oder mähe eine Wiese. Zumindest hoffte ich, dass er dieser geraden Linie bis zu den Hügeln folgen würde.
    Während der Fahrt versuchte ich, das entsetzliche Klappern, die Schneidegeräusche, die Schreckensschreie und den Dunst aus sprühendem Blut in seiner Fahrschneise auszublenden. Das Blut wehte über mich hinweg und spritzte auf mein Gesicht, und sein Geruch füllte meine Nase. Das gefräßige Biest rüttelte und schüttelte mich, bis sich mir beinahe der Magen umdrehte. Und es gab nicht das Geringste, wie ich den vielen, vielen Menschen zu helfen vermochte … ich konnte mich nur auf meine eigene Sicherheit konzentrieren. Relativ gesprochen natürlich, da ich ja ohnehin nicht sterben konnte. Jedenfalls nicht für lange.
    Der Erntehelfer fuhr gegen einen großen, bereits abkühlenden Stein, den der Vulkan dorthin geschleudert hatte, und als er darüber hinwegrumpelte, wurde ich beinahe abgeworfen. Ich musste mich wirklich anstrengen, um nicht herunterzurutschen, und krallte immer wieder verzweifelnd nach Halt. Als ich mich endlich wieder ganz heraufgezogen hatte, sah ich, dass der mächtige Vulkan beinahe den gesamten Himmel verdeckte und wir den Hügeln bereits ganz nahe waren.
    Dann bemerkte ich, dass wir inzwischen auch die Lavawelle erreicht hatten und die Masse bereits die Räder des Roboters umschloss. Jetzt erst erkannte ich, dass es überhaupt keine Lava war.
    Es waren Krebse.
    Grellorangefarbene Krebse, und sie waren alle genauso winzig wie diejenigen, die ich von einigen der Köpfe verscheucht hatte … Aber das hier mussten Milliarden von diesen Dingern sein. Ein wogender Teppich aus lebendigen Wesen mit scharfen kleinen Zangen, mit denen sie Haare ausreißen, Haut abschneiden und an Augen knabbern würden. Vielleicht wäre Lava besser gewesen – mich überkam noch mehr Mitleid mit all den gefangenen Opfern.
    In regelmäßigen Abständen erkannte ich kleine, mit Krebsen bedeckte Hügel in dem orangefarbenen Teppich. Ich wusste, dass es sich dabei um menschliche Köpfe handelte, die komplett von den Viechern umhüllt waren. Ich hoffte, dass die Klingen des Erntehelfers sie bald erreichen würden.
    Auch wenn der

Weitere Kostenlose Bücher