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Tagebuch aus der Hölle (German Edition)

Tagebuch aus der Hölle (German Edition)

Titel: Tagebuch aus der Hölle (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Thomas
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dunkelhäutige Mann. »Endlich befreit aus dieser Lava …«
    »Ich will das nicht durchmachen!«, schluchzte sie.
    »Sie gehen jetzt besser, Mister«, warnte mich der Mann. »Sie gehen jetzt besser.«
    »Er ist dumm«, spottete ein weiterer Mann. »Er ist neu. Schaut euch nur mal seine Kleider an. Er trägt immer noch die Uniform. Und er trägt immer noch den Büchersack mit sich rum, wie ein braver kleiner Schuljunge. Nur weiter so, Bürschchen! Immer schön weiterlernen!«
    »Leck mich«, erwiderte ich. Zu dem Mann mit der dunklen Haut sagte ich: »Danke«, und verabschiedete mich bei der Frau: »Es tut mir leid.«
    Dann sprang ich auf und rannte so schnell ich konnte über das Feld aus Köpfen … ich schlängelte mich zwischen ihnen hindurch und hüpfte über sie hinweg, um niemanden zu verletzen. Obwohl meine Rücksicht eigentlich auch vollkommen lächerlich war.
    Die Nebelwolken des Waldbrandes breiteten sich allmählich auch über den Krater aus und halfen mir, mich vor den Erntehelfern zu verbergen, was für Kreaturen auch immer das sein mochten. Leider verbarg er so aber möglicherweise auch die Erntehelfer vor mir.
    Ich stolperte über die Steine, die der Vulkan überall verstreut hatte, und wich struppigen Büschen aus, die von den Lavabrocken entzündet worden waren. Hier und da brannten auch menschliche Schädel, die orangefarben im qualmenden Nebel flackerten. Meine Lungen schmerzten, als ich die Luft aus beißendem Rauch und giftigen Schwefelgasen einatmete.
    Vor mir wurde der Nebelvorhang allmählich durchsichtiger … für den Moment war es mir gelungen, den schlimmsten Rauch hinter mir zu lassen … ich konnte wieder über die Kraterfläche blicken. Ich schien den Vulkanhügeln jedoch kein Stück näher gekommen zu sein. Was die ganze Sache noch schlimmer machte, war die Lava, die – grellorange – über die Ebene in meine Richtung floss. Seltsamerweise sah ich am Vulkankegel selbst jedoch keine Lavaströme.
    Nun, dann würde ich eben ein Stück nach rechts ausweichen, weg von der herannahenden Welle, und trotzdem noch die äußersten Ausläufer der Hügel erreichen, bevor sich das geschmolzene Gestein auch in diese Richtung ausdehnte. Ich zwang mich, weiterzurennen und den Chor des Flehens zu ignorieren, der jeden meiner Schritte begleitete.
    Ich rannte. Und rannte. Und rannte. Meine Beine schmerzten, meine heißen Augen tränten und ich dachte, mein Herz würde explodieren – doch selbst wenn ich tatsächlich einen Herzinfarkt erlitten hätte, hätte sich mein Herz vermutlich schnell wieder regeneriert. Aber diese Unannehmlichkeit wollte ich mir wirklich gerne ersparen.
    Irgendwann wirkte der Vulkan schließlich größer auf mich. Das bedeute wohl, dass ich ihm näher gekommen war. Ich machte eine Pause, um auf den Weg zurückzublicken, auf dem ich gekommen war, und sah, dass er in tiefen Rauchwolken lag. Ich schätzte jedoch, dass ich bereits etwa die Hälfte der runden Ebene geschafft hatte. Während ich mich umschaute, hörte ich von irgendwo aus dem Rauch einen Schuss knallen. Dann noch einen. Und einen dritten. Ein Engel, vermutete ich, da ich mir nicht sicher war, ob auch die Dämonen irgendwelche Schusswaffen benutzten. Ich konnte mir gut vorstellen, dass ein Engel in seinem wallenden Gewand über die Reihen aus Köpfen wanderte, von der stickigen Luft vollkommen unbehindert, und ganz entspannt auf sie hinunterfeuerte.
    Von meinen Fortschritten ermutigt, rannte ich weiter. Das Geräusch der Erntehelfer wurde leiser und verlor sich schließlich ganz hinter mir. Ich hörte zwar weitere Schüsse, die aber wenigstens nicht aus dem Gebiet vor mir drangen.
    Nachdem ich ein weiteres großes Stück des Weges geschafft hatte, kehrte meine Angst vor der sich ausbreitenden Lava zurück. Es sah nun doch so aus, als würde selbst der Weg zu den untersten Ausläufern der Hügel schon bald blockiert sein. Ich fragte mich, wie dick die Lava wohl war und wie weit ich noch würde rennen können, bevor meine schmelzenden Schuhe, gefolgt von meinen schmelzenden Füßen, mich schließlich in die Knie zwangen. Ich konnte es mir nicht leisten, dass das passierte. Ich wollte nicht auch auf dieser Ebene begraben werden. Mir taten die Köpfe leid, die von der herannahenden orangenen Welle überspült wurden.
    Ich versuchte, mein Tempo zu steigern. Ich musste die Hügel vor der Lava erreichen. Ich musste …
    In einer Explosion aus porösem Bimsstein und glänzendem Obsidian, der zu glitzerndem Sand

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