Tagebuch der Apokalypse 02
justierte die Bildverstärker des NSG und bat Dean um die Steuerung. Unter uns erwachte die Landschaft wieder zum Leben, in der vertrauten grünen Farbe, die ich inzwischen so gut kannte.
Ich suchte den Flugplatz. Er war nicht da. Ich suchte ihn überall und prüfte erneut die Karte. Ich hielt nach einer Rollbahn mit Kontrollturm Ausschau. Ich brauchte zwanzig Minuten, bis ich begriff, dass wir mehrmals genau über ihn hinweg geflogen waren. Der Flugplatz war verlassen, und er hatte gar keinen Tower. Als wir landeten, fuhren wir durch Gras, das so hoch war, dass unser Propeller es fast hätte mähen können. Ich konnte allerdings noch den Beton der einstigen Rollbahn erkennen. In dieser Gegend des Flugplatzes gab es außer einem einsamen Hangar rein gar nichts mehr. Ich flog nahe an ihn heran, um zu sehen, ob das Tor offen stand. Es schien hier sicher zu sein. Ich wendete nochmal und ging dann runter. Inzwischen hatte ich mich an das NSG- Tiefenwahrnehmungsproblem gewöhnt und kam besser unten an als bei früheren Versuchen. Ich positionierte die Maschine für den Start am nächsten Tag, schaltete den Motor aus und blieb wachsam.
Dean und Danny schlafen jetzt. Wir sind um 21.00 Uhr gelandet. Ich habe John angefunkt und ihm unsere Koordinaten durchgegeben. Er hat gesagt, dass er und die anderen sich Morgen mit dem Rover unserer Gäste annehmen werden; ich solle mir keine Sorgen machen. Er hat gelacht und gemeint, ich solle nicht vergessen, morgen früh den Funk einzuschalten; er würde auf alle Fälle die ganze Nacht über wach bleiben. Ich habe ihn gefragt, wie es Tara geht. Er hat erwidert, dass sie neben ihm sitzt. Sie hätte gesagt, dass ich ihr fehle.
9. Juni
2.18 Uhr
Ich sehe Bewegungen am äußeren Flugplatzrand. Keine Ahnung, was es ist. Die Kabinentüren sind verschlossen. Ich bin zwar müde, werde aber keinesfalls einnicken. Dean ist wach. Ich sage ihr nicht, was ich gesehen habe.
3.54 Uhr
Die Bewegungen in der Ferne haben sich als Hirschrudel erwiesen. Dass es sich um Lebewesen handelte, konnte ich an den spiegelartigen Reflektionen ihrer Augen erkennen, die man im Nachtsichtgerät deutlich wahrnimmt. Augen von Untoten sehen anders aus.
6.22 Uhr
Die Sonne ist aufgegangen, das Funkgerät eingeschaltet. Ich habe bereits mit John gesprochen. Er will mir im Laufe der nächsten Stunde grünes Licht geben. Hier rührt sich nichts; die Hirsche haben sich verzogen. Dean und Danny haben schon einen Großteil meiner Wegzehrung verputzt. Kann's ihnen nicht verübeln.
7.40 Uhr
Habe angerufen. Bei John ist alles klar. Wir heben in Kürze ab.
11. Juni
9.40 Uhr
Wir haben Hotel 23 am Morgen des 9. ohne Zwischenfall erreicht. Janice blieb über VHF- Funk mit uns in Verbindung und teilte uns Johns und Williams Position mit, während die beiden den untoten Mob von unserem Landeplatz weglockten. Bevor wir sicher bei H23 landeten, habe ich Dean gesagt, sie solle nicht allzu viel von unserer Zuflucht erwarten, und dass wir nun (mit Annabelle) neun sind. Danny saß hinten und trug ein Headset. Es War ihm zu groß, und ich fand es ziemlich erheiternd, wie es fortwährend auf seinem Kopf herumrutschte, als er fragte, wer Annabelle sei. Ich erzählte ihm, dass wir im Hotel 23 ein Hündchen haben, das Annabelle heißt und auf kleine Jungs steht. Bei der Vorstellung, bald etwas wirklich Liebenswertes berühren zu können und sich keine »hässlichen Menschen«, wie er sie nennt, mehr anschauen zu müssen, traten Danny Tränen in die Augen.
Laura hielt ich als seine Überraschung zurück. Ich versuche mir seine Freude über eine gleichaltrige Spielgefährtin auszumalen. Auch wenn ich es nur alle Jubeljahre mal empfinde und der vertraute Geruch einer alten Kiste aus Zedernholz mit Andenken immer nur für Sekunden über mich kommt ... Ich habe noch nicht vergessen, wie es ist, ein Zwölfjähriger zu sein.
Rohöl
14. Juni
22.47 Uhr
Wir haben heute eine Konferenz abgehalten. Laura, Danny und Annabelle haben ihr zwar keine Beachtung geschenkt, aber zumindest daran teilgenommen. Während wir uns unterhielten, spielten sie leise in einer Ecke. Dean sieht schon viel besser aus. Ich habe sie über die jüngsten Ereignisse am Hotel 23 und die Banditen aufgeklärt und ihr erzählt, wer wir sind und wie wir zueinandergefunden haben.
Auch sie hatte ein paar Geschichten auf Lager. Wir erfuhren, wie Danny und sie überlebt und die Monate vor ihrer Gefangenschaft auf Charles' Wasserturm« verbracht hatten. Wir hörten, wie es den
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