Tagebuch der Apokalypse 02
beiden in New Orleans ergangen war; dass sie die Warnung gehört hatten, laut der die Stadt ein Bombardierungsziel war. und dass sie sich mit ihrer Maschine in die nächstgelegene sichere Zone aufgemacht hatten. Sie hatten sie jedoch nie erreicht und Monate damit verbracht, von einem Flugplatz zum anderen zu fliegen und Proviant, Wasser und Treibstoff zu organisieren, bis das Glück sie schließlich verließ.
Dean ist nun unsere Oma vom Dienst, die sich um die Kinder kümmert und uns berät. Gestern war sie sogar privat bei mir, um mir zu sagen, dass sie sehen kann, dass Tara in mich verknallt ist. Ich weiß es zwar schon seit einer ganzen Weile, doch war ich immer zu sehr mit Überleben beschäftigt, um aus meinem Wissen etwas zu machen. Dean fragte mich, welchen Sinn das Überleben hat, wenn man niemanden liebt, von dem man ebenfalls geliebt wird. Die Frage konnte ich nicht beantworten. Ich war für Gefühle nicht in Stimmung. Wir waren noch immer in ernsthaften Schwierigkeiten, und meiner Ansicht nach hatte ich für Liebe und Romantik keine Zeit.
Ich habe Dean gefragt, ob sie bei den Flügen von einem Flugplatz zum anderen nie auf Überlebende gestoßen ist. Daraufhin hat sie mir eine weitere grässliche Geschichte erzählt. Danny und sie hatten versucht, zwei Menschen zu retten, die ihnen von einem Feld aus gewunken hatten. Sie waren von Hunderten von Untoten umgeben gewesen, die sie aber selbst nicht sahen, weil sie sich hinter einem Hügel befanden. Dean hatte versucht, die Leute zu warnen, doch es war bereits zu spät gewesen. Als sie kapierten, was um sie herum vor sich ging, waren die Untoten schon auf der Hügelkuppe aufgetaucht. Deren schiere Anzahl hatte von den zwei Leuten nichts als sauber abgenagte Knochen übrig gelassen.
Dean hatte deswegen ein schlechtes Gewissen gehabt. Sie hatte sich oft gefragt, ob die beiden nur auf dem Feld gestanden hatten, um Danny und ihr ihre Anwesenheit zu signalisieren. Ich versuchte sie zu trösten, indem ich erwiderte, sie wären wahrscheinlich schon dort gewesen, als Dean das Feld zufällig im richtigen Augenblick überflog. Natürlich bestand auch die Möglichkeit, dass die beiden ihr Versteck verlassen hatten, um ihren potenziellen Rettern zu winken, aber was hätte es gebracht, Dean mit diesem furchtbaren Gedanken zuzusetzen?
Ich bin in letzter Zeit recht gut in Schuss. Seit dem Angriff der Banditen hat sich die Anzahl der unseren Komplex belagernden Untoten stark reduziert. Im Kontrollraum habe ich ein Reck aufgebaut. Ich habe es aus Schrott gebastelt und mit Schnüren an Deckenbalken aufgehängt.
John überwacht zwar ständig die Funkgeräte, hat aber weder verschlüsselte Meldungen noch irgendwelchen Tratsch gehört. Dean glaubt wohl, dass wir, solange wir die Umgebung im Auge behalten, hier sicher sind. Ich habe sie informiert, dass mehr als ein Einstieg in diesen Komplex existiert. Habe mir vorgenommen, sie in den nächsten Tagen durchs gesamte Hotel 23 zu führen. Sie weiß übrigens auch mit Schusswaffen umzugehen, und ich glaube, dass sie sich, wenn es sein muss, auch zu wehren weiß. Sie ist zähes altes Mädel; Produkt einer altmodischen Erziehung. Ihren Mann hat sie Jahre vor dem Auftreten der Untoten verloren. Der Tod ist ihr nicht fremd. Wandelnde Tote allerdings schon.
17. Juni 21.06 Uhr Das Globale Positionsbestimmungssystem hat den Abschied eingereicht. Ich bin mir zwar sicher, dass noch Satelliten um die Erde kreisen, aber ohne Einwirkung der sie regelmäßig kalibrierenden Bodenstationen können sie nicht richtig senden, und ich bekomme keinen Empfangsmodus. Das interne DVD / GPS- Navigationssystem im Rover ist nutzlos. Weil wir kein GPS mehr haben, wollte ich unbedingt die Satellitentelefone testen. Sie funktionierten gut. John und ich haben sie mit nach oben genommen, und ich habe die Nummer des Geräts gewählt, das John in der Hand hielt. Sie war an der Seite auf einen Barcodestreifen gedruckt. Es klingelte. John hat danach das Gleiche mit meinem Telefon gemacht. Obwohl diese Dinger ein ausgezeichnetes Verständigungsmittel sind, sind sie nicht unbedingt zuverlässig. Das gilt übrigens auch für jede andere Form der Kommunikation, sofern sie auf die Mitwirkung komplizierter Drittmechanismen angewiesen ist.
Ich schlafe nun im Umweltkontrollraum, weil ich mein Quartier an Danny und Dean abgetreten habe. Die neue Unterkunft ist etwas kühler. Zwar gibt es hier jede Menge andere Buden, unter denen ich wählen könnte, aber ich bin halt gern
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