Tagebuch der Apokalypse 02
Straße weiter - dem Gefühl nach endlose Kilometer weit. Gegen 8.00 Uhr wurde es wärmer. Der Regen wurde zu einem schwachen Nieseln. Dichter Dunst schwebte über der Landschaft. Da und dort war es wegen der Feuchtigkeit und der Wärme der aufgehenden Sonne nebelig. Ich schritt durch Schlamm, denn ich hielt noch immer einen gewissen Abstand zum Highway 59.
Einige Hundert Meter weiter musste ich um neunzig Grad abbiegen und mich dem Highway nähern, denn nun sah ich, dass der Schlamm nichts mit dem Regen zu tun hatte. Ich näherte mich einem Sumpfgebiet. Die Straße führte nun leicht bergauf. Als ein Nebelstreifen an mir vorbeiwehte, sah ich kurz, dass der Highway etwa vierhundert Meter vor mir auf niedrigen Stelzen über Marschland führte. Er schien sich endlos ins Nichts hinein zu erstrecken. Ich war nicht darauf aus, mir etwas zu holen, denn wenn man bis zum Bauch in kaltem Schlamm marschiert, können Sumpfbakterien oder Unterkühlung einen so schnell umbringen wie Untote. Außerdem schürten die verschiedenen Wunden, die ich mir beim Absturz und auf der Flucht vor den Untoten zugezogen hatte, meine Angst noch stärker. Zwar waren sie inzwischen verkrustet, doch war dies nichts, was ein paar Stunden in sumpfigem Wasser nicht aufweichen konnte.
Ich hatte keine Wahl. Ich musste von dort aus über die Straße gehen, wo sie anstieg und sich durch Dunst und Nebel über das südliche Sumpfgebiet fortsetzte. Die Sichtweite war jämmerlich; ich sah vielleicht hundert Meter weit voraus, und das auch nur, wenn der Nebel etwas weiter in der Ferne kurz aufriss. Nachdem ich zwanzig Minuten lang marschiert war, sah ich auf beiden Seiten noch immer kein Anzeichen für festes Land. Dann hörte ich es wieder ... das Geräusch eines irgendwo in der Ferne laufenden Motors. Vielleicht kam es auch von oben? Ich wusste nicht genau, wo es herkam. Meine Konzentration wurde von einem metallischen Laut unterbrochen. Er kam von vorn und klang so, als zöge jemand Ketten über Beton. Ich lauschte angestrengt und versuchte das Kettengeklirr von dem mechanischen Motorenbrummen zu trennen. Es ging nicht.
Beide Geräusche wurden belanglos, als ich einen Untoten über eine alte Stoßstange stolpern sah, die auf der Überbrückung vor sich hin rostete. Ich ging zu ihm hinüber und schoss ihm mit der SMG in den Hinterkopf. Als ich über den Leichnam hinweg in die Ferne schaute, aus der ich gekommen war, bemerkte ich im Nebel weitere schattenhafte Gestalten. Es sah aus, als pirschten sich mehrere Untote an mich heran. Sie waren aber noch einige Minuten entfernt.
Ich wandte mich um und schritt weiter - schneller -in die Richtung aus, aus der die klirrenden Geräusche ertönten.
Ich hängte die Verfolger ab und nahm mein altes System wieder auf. Zehn Schritte rennen, zehn Schritte gehen. Wieder das Geräusch von Metall auf Beton. Ich wurde langsamer, denn ich wusste, dass die Untoten nun gute zehn Minuten hinter mir waren. Keins der einsamen Autos, an denen ich vorbeikam, war bemannt. Alle wiesen Eiterschlieren auf wie das Haus, auf dem ich die letzte Nacht verbracht hatte. Ich huschte weiter. Das metallene Klirren wurde lauter. Es machte mich langsam verrückt.
Es schien beinahe, als flaue es nur ab, um sein grausames Spiel anschließend noch intensiver zu spielen und mich in den Wahnsinn zu treiben. Dass ich nichts sah, machte es nur noch schlimmer. Ich wusste, dass das Klirren von vorn kam und keine hundert Meter entfernt sein konnte, doch angesichts des an dieser Stelle erhöhten Highways und seiner Leitplanken konnte es auch aus viel weiterer Ferne kommen.
Obwohl es unmöglich war, versuchte ich den Gedanken an die Kreaturen hinter mir zu verdrängen und eilte mit zusammengekniffenen Augen, als könne man im Nebel so besser sehen, weiter voran. Dann wurde der Lärm so laut wie nie zuvor, und ich hörte vor mir die Geräusche von Untoten- Aktivitäten. Nun musste ich meine Wahl treffen. Entweder kehrte ich um und stellte mich meinen Verfolgern, oder ich ging weiter und nahm es mit den lauten Untoten vor mir auf. Die dritte Option war, in der Hoffnung, dass festes Land nicht fern war, in den kalten Sumpf zu springen - ohne Untote, die mich in Empfang nahmen. Da der Norden nicht mein Ziel war und ich mir den Arsch nicht abbeißen lassen wollte, beschloss ich, auf dem Highway 59 nach Süden zu gehen -dem metallischen Klirren entgegen.
Der Nebel blieb weiterhin dicht, aber die Sicht reichte aus, um überraschungsfrei voranzukommen. Wenn ich
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