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Tagebuch der Apokalypse 02

Tagebuch der Apokalypse 02

Titel: Tagebuch der Apokalypse 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.L. Bourne
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überwachsen; andere bieten nistenden Vögeln ein Zuhause. Das kleine abgezäunte Gelände war fest mit einer Stahlkette und einem Vorhängeschloss gesichert, so dass ich gezwungen war, über den Zaun zu steigen. Nachdem ich den Rucksack hinübergeworfen hatte, legte ich die Wolldecke über einen Zaunabschnitt, von dem ich annahm, mein Klettermanöver würde ihn nicht kaputt machen.
    Obwohl der Zaun oben nicht mit Stacheldraht versehen war, ist es für mich halb Gewohnheit und halb Sicherheitsbedürfnis, über Decken zu steigen, um mich nicht zu verletzen. Ich kann das Risiko nicht eingehen, mir eine Infektion zuzuziehen - es gibt nirgendwo eine Möglichkeit, sich eine Tetanusspritze abzuholen. Als ich erst mal auf dem umzäunten Gelände war, ging ich vorsichtig am Zaun entlang und hielt Ausschau nach Löchern, durch die wilde Hunde oder Untote kriechen konnten. Zufrieden, keine gefunden zu haben, suchte ich mir eine Raffineriepumpe als Nachtlager aus. Gegen 15.00 Uhr hatte der Regen endlich aufgehört und mir die Gelegenheit eingeräumt, zu trocknen, bevor ich hier angekommen war.
    Einiges von meinem Zeug war nass, also beschloss ich, es zum Trocknen auf die horizontalen Metallrohre der Pumpe zu hängen. Wegen des Regens war es draußen etwas kalt gewesen, aber keineswegs so schlimm wie gerade jetzt. Ich habe über die heutigen Ereignisse und die mysteriöse Explosion nachgedacht. Ich habe auch über Kettensträflinge nachgedacht und glaube mich irgendwie daran zu erinnern, dass es sie schon Jahre vor der Katastrophe nicht mehr gab. Wenn die Gesellschaft auseinanderbricht und man nicht genug Justizvollzugsbeamte hat, um Knastbrüder zu bewachen, ist es vermutlich das Beste, sie aneinanderzuketten. Die armen Schweine. Das Grauen will ich mir gar nicht vorstellen. Wenn ein Sträfling infiziert ist und die anderen sich gegen ihn wehren müssen ... Oder noch schlimmer: vier sind infiziert, einer hat sie am Hals. Kein Wunder, dass sie schließlich alle befallen waren.
    Ich habe mich auch gefragt, ob das untote Kind im ersten Stock des Hauses noch immer an die Scheibe klopft. So grässlich meine Gedanken bezüglich der Sträflinge und des Kindes auch sind ... Was war das für eine Explosion? Eine alte, auf der Überführung zurückgelassene Tretmine?
    Ich habe nicht die geringste Ahnung, was ich davon halten soll. Als die Sonne unterging, suchte ich das Gelände nach nützlichen Dingen ab, fand aber nur einen abgenutzten alten Phillips-Schraubenzieher. Er lag halb vergraben im verschmutzten Boden zu meinen Füßen. Um meinen haltbaren Proviant aufzusparen, habe ich am Zaun eine der Rattenfallen aufgestellt. Mit dem Rest des mir verbleibenden Tageslichts nahm ich eine Inventur meiner Munition vor und zählte 210 Schuss vom Kaliber 9 mm. Der Kampf gegen die Sträflinge hat mich dreißig Kugeln gekostet.
    Als die Sonne dann hinter dem Horizont versank, ging ich nochmal vorsichtig, um die Falle nicht zu berühren, am Zaun entlang. Highway 59, in der Ferne, bewegte sich etwas; wahrscheinlich das, was von der Meute noch übrig ist, die mich seit der schlammigen Überführung verfolgt. Ich fühle mich relativ sicher und glaube nicht, dass einer von ihnen weiß, wo ich bin. Trotzdem werde ich heute Nacht mit einem offenen Auge, einem offenen Ohr und dem Finger am Abzug schlafen. Bevor ich mich ausstrecke und einschlafe, setze ich das NSG auf. Dann brauche ich es, falls nötig, nur noch einzuschalten.

Stiefel
    12. Oktober
    8.00 Uhr
    Stunden bevor ich - wieder mal - mit regennassem Gesicht erwachte, versank mein Bewusstsein in eine Tagtraumphase. Mir wurde kalt. Meinen Knochen haftete eine Kälte an, die ich seit dem Überlebenslehrgang in Rangeley, Maine, nicht mehr empfunden hatte. Meine Erinnerung wanderte zurück zum Kriegsgefangenenlager und der Belastungsimpfung.
    Die Kälte ließ mich des Weiteren an Rudyard Kipling denken. In meiner winzigen Zelle wurde Kiplings Gedicht »Stiefel« pausenlos abgespielt. Der Sprecher hatte einen starken russischen Akzent und sagte immer wieder: Bein-Bein- Bein- Bein prügelt auf Afrika ein - Stiefel- Stiefel- Stiefel- Stiefel kennt den Weg von allein.
    Nachdem ich ihm stundenlang zugehört hatte, konnte ich den Text auswendig. Noch jetzt höre ich die krächzende Stimme des Russen: Pausenlos, in endloser Abfolge zwischen den Ausbildungsperioden. Ich wachte im kalten Regen auf und rezitierte es endlos vor mich hin.
    Mit dem von der Ölpumpe laufenden Regen ergänzte ich meinen Wasservorrat

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