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Tagebuch der Apokalypse 02

Tagebuch der Apokalypse 02

Titel: Tagebuch der Apokalypse 02 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.L. Bourne
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Zählung ergab ein Dutzend am Ufer stehende, mich mit eisigen Blicken messende Untote. Mit dem Aufsplitterungsverfahren, das das Militär mich gelehrt hatte, unternahm ich einen jämmerlichen Versuch, die Vorstellung, in Stücke gerissen zu werden, aus meinem Hirn zu vertreiben.
    Da ich wusste, dass mein Boot einen Tiefgang von mindestens eins neunzig hatte, erwartete ich, wenn die Segel es schoben und der Kiel auf das felsige Ufer krachte, einen ziemlich heftigen Aufschlag. Als ich mich dem Land näherte, band ich den Baum los und legte mich, die Füße an die Bugreling gedrückt, auf den Rücken. Als ich an Deck lag, versuchte ich das geistige Bild der Untoten aus meinen Gedanken zu verdrängen, indem ich zum Mast und zu den Wolken am Himmel hinaufschaute. Dann kam der Aufschlag ...
    Das Boot wankte heftig nach Backbord. Ich hörte, dass unter Deck alles aus den Regalen fiel und auf die Planken knallte.
    Ich sprang auf, schulterte den schweren Rucksack und entsicherte die MP. Meiner Schätzung nach waren etwa zwanzig Untote in meine Richtung unterwegs. Es konnten aber potenziell Tausende werden, wenn ich nicht schnell abhaute. Mit der kurzläufigen MP knipste ich fünf Gestalten aus, was mir genügend Zeit verschaffte, um an dem verknoteten Tau zum Ufer hinabzuklettern. Ich hatte noch etwa neunzehn Schuss im Magazin, denn mit der SMG kam ich nur auf ein fünfzigprozentiges Kopftreffer-Verhältnis. Ich wusste, dass meine Glock geladen und als Ablösung einsatzbereit war, als ich am Ende des Taus auf Wasser traf. Ich suchte sorgfältig nach Lücken in der etwa noch zehn Nasen zählenden Gruppierung und verärgerte sie, indem ich erneut die sich durchs Öhr schiebende Nadel gab und ihre Reihen so schnell wie nur was durchbrach.
    Wenn ich diese zehn Viecher nicht abhängte, würden hundert aus ihnen werden. Also beschloss ich, so schnell wie möglich und für alle sichtbar am Ufer entlangzurennen, bis sie sich an mich hängten. Nach knapp eineinhalb Kilometern wurde mir das Laufen mit dem Rucksack so gut wie unmöglich. Ich wandte mich um neunzig Grad nach rechts, zum Waldrand außerhalb der Sichtweite meiner Verfolger, und bewegte mich danach etwa eine Stunde lang nach dem System »zwanzig Schritte gehen, zwanzig Schritte laufen«. Dann hatte ich die Untoten erfolgreich abgehängt und erreichte die offene Prärie einer Gegend, die ich in eher schwacher Überzeugung für Texas hielt. Bis ich eine zuverlässige Landkarte dieser Gegend auftreibe, will ich nach Westen gehen, um einen zweispurigen, von Norden nach Süden verlaufenden Highway zu finden. Dem folge ich dann nach Süden, bis zu der Interstate, die von Osten nach Westen geht und nach Dallas führt. Natürlich habe ich nicht vor, Dallas einen Besuch abzustatten. Niemals. Ich folge einfach nur dem zwischenstaatlichen Highwaynetz in die allgemeine Richtung nach H23, indem ich die Beschilderung als Navigationshilfe verwende.
    Als ich, die Sonne im Rücken, nach Westen wanderte, kam ich mir trotz der schmerzhaften Blasen an den Füßen viel kräftiger vor. Was hätte ich nicht alles für etwas Moleskin-Baumwolle gegeben. Vielleicht versuche ich es mit Klebeband. Am späten Nachmittag stieß ich auf einen einsamen zweispurigen Highway und schritt vorsichtig nach Osten aus. Mein Wasservorrat war auf eine halbe Kamelblase geschrumpft, deswegen hielt ich es für das Beste, an der Brücke anzuhalten, die über den nächsten Bach führte, und meinen Vorrat zu ergänzen. Ich musste fast zwei Kilometer neben der Straße her laufen, bevor ich ein metallenes Abflussrohr sah, das unter dem Feld, über das ich ging, zur Straße hin verlief.
    Das Steiner-Fernglas war sein Gewicht schon deswegen wert, weil es mir half, Wasser zu finden. Als ich mich dem Rohr vorsichtig von Nordwesten her näherte, sah ich ein halbes Dutzend toter Rinder - beziehungsweise das, was noch von ihnen übrig war. Die Läufe fast aller Kadaver lagen auf dem Feld verstreut, was den Anschein erweckte, dass die Untoten die Tiere gefällt hatten. Ich hätte auch verwilderte Hunde oder Kojoten dafür verantwortlich gemacht, wenn ich keinen wandelnden Leichnam mit einem Hufabdruck im Gesicht und dem Mund voller weißhaariger Kuhhaut gesehen hätte. Das Tier hatte anscheinend einen Untoten umgerannt und ihm dann einen tödlichen Tritt versetzt. Egal. Die Untoten hatten die Rinder vermutlich wie Amazonas- Piranhas umschwärmt. Ich konnte mir das Ereignis lebhaft vorstellen. In den ersten Monaten war allerhand

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